Allmendinger Zigeuner lassen ihren Ofen rußen
Beim alljährlichen Brimborium am 11. November spielt Schornsteinfeger Christian Leicht die Hauptrolle
● ALLMENDINGEN - Auch bei etlichen Zünften der alemannisch-schwäbischen Fasnet ist der „11.11.“ein heiliger Tag. Die Allmendinger Zigeuner pflegen am Abend desselben den Ofen ihres Planwagens ordnungsgemäß rußen und damit für den öffentlichen Verkehr freigeben zu lassen.
Trotz des nass-kalten Sauwetters ging das bedeutungsschwere Brimborium am Samstag wie üblich fast 30 Minuten nach dem angesagten Beginn im Freien vor sich. Die musikalische Umrahmung oblag wie selbstverständlich der seit 1981 unter der bewährten Stabführung von Alwin Bühner vorzüglich, d.h. gewöhnlich dem Umzug voraus, musizierenden Zigeunerkapelle.
„Zigeiner, Zigeiner, Zigeiner send au Leit, ond wenn Zigeiner Fasnet hend, dann isch de narred Zeit“, tönte es laut über den Platz vor dem Zigeunerheim, nachdem Zunftmeister Christian Sauter die Eröffnung verkündet hatte. Hier stand mit qualmendem Ofenrohr der alte Karren als das Objekt, um das es ging, und ihm gegenüber das närrische Volk unter Regenschirmen. Dank des vorwiegend mit Musikern aus dem „Musikverein Harmonia“besetzten Blasorchesters gelang das Absingen der Ziegeunerhymne „Lustig ist das Zigeunerleben, faria, faria - ho“sehr harmonisch. Aus dem Nichts tauchte der staatlich vereidigte Ofenrußer Christian Leicht auf, erklärte seine Daseinsberechtigung als unbestechliche Fachkraft zur Überwachung der Einhaltung der Bundesemissionsschutzverordnung und zog sich einen weißen Einwegoverall über. Darin bestieg er die zu begutachtende Heizanlage und erklärte sie nach ein paar kräftigen Flüchen und rußüberzogen trotzdem als für die Mitführung in Umzügen geeignet.
Die Zigeinertaufe über sich ergehen ließen Mandy Baur, Nadine Dürmer mit Kind Jana, Helen Frömmichen, Karolin Fuchs, Bianca Gaus, Philipp Miller, Johannes Rapp, Marina und Steffen Schubert mit Kindern Sina und Hanna sowie Heike Zäh mit Kindern Lina und Finn. Vermutlich um das Taufwasser nicht unnötig durch sauren Regen zu verdünnen, fand das Aufnahmeritual statt im Freien in der warmen Stube statt.