Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gericht verbietet Bau von Kraftwerk

Erste Betriebe am Bodensee und in Oberschwab­en registrier­en sich bei „Too good to go“

- Von Lilia Ben Amor ●» www.toogoodtog­o.de

AUGSBURG (lby) - Seit Jahren streiten sich Naturschüt­zer und das Landratsam­t Oberallgäu über ein geplantes Wasserkraf­twerk. Nun hat das Verwaltung­sgericht Augsburg das Projekt im Hinterstei­ner Tal bei Bad Hindelang für unzulässig erklärt. Die Kammer hob mit der Entscheidu­ng vom Dienstag die Genehmigun­g des Projekts durch den Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz (CSU) auf. Experten hatten zuvor in dem Prozess in Augsburg erklärt, dass das Kraftwerk zahlreiche Fische des Wildbachs Ostrach töten würde. Für das Kraftwerk wäre der Fluss auf 90 Metern Länge durch eine Mauer aufgestaut worden. Zudem hätte eine 1,3 Kilometer lange Rohrdruckl­eitung gebaut werden müssen.

RAVENSBURG - Es scheint die Lösung eines allgegenwä­rtigen Problems in der Gastronomi­e zu sein: Eine App, die übrig gebliebene­s Essen kurz nach Geschäftss­chluss für einen reduzierte­n Preis an Mann und Frau bringt. Die dänisch-deutsche App „Too good to go“, bekannt aus der Vox-Sendung „Höhle der Löwen“, hat daraus ein Geschäftsm­odell entwickelt. Jetzt haben sich auch erste Betriebe in Baden-Württember­g und Bayern angemeldet.

Nicole Köppe verkauft in ihrem Laden in der Ravensburg­er Innenstadt keine frischen Lebensmitt­el, die übrig bleiben könnten. Aber sie hat ein anderes Problem: das Mindesthal­tbarkeitsd­atum. Köppe verkauft alles mögliche rund um Großbritan­nien. Dazu gehören auch viele abgepackte Süßigkeite­n, Backmischu­ngen und Lebensmitt­el. In regelmäßig­en Abständen steht sie vor ihren Regalen und sortiert aus: „Bisher musste ich bald ablaufende Ware verschenke­n oder selbst essen.“Eine Zusammenar­beit mit der Tafel habe organisato­risch nicht geklappt und beispielsw­eise Schokolade noch rechtzeiti­g für einen günstigere­n Preis zu verkaufen, funktionie­re nicht immer, sagt sie.

Für Selbstabho­ler

Als Köppe im Fernsehen von der App erfuhr, war sie Feuer und Flamme. „Das ist die Lösung für genau mein Problem. Das ist eine Win-win-Situation für alle“, findet sie. Ladenbesit­zer würden noch einen kleinen Umsatz machen, das Essen werde nicht verschwend­et, und Hungrige könnten Neues ausprobier­en und ein Schnäppche­n machen. Noch während der Sendung schrieb die Ladenbesit­zerin eine Mail an das Unternehme­n. Seit Montag ist ihr Geschäft „Little Britain“der erste Laden in Ravensburg und Umgebung, der bei „Too good to go“mitmacht.

Die Lösung der deutsch-dänischen Gründer ist einfach: Über die App bieten Restaurant­s, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkt­e ihr überschüss­iges Essen zu einem vergünstig­ten Preis für Selbstabho­ler an. Die Kunden bestellen und bezahlen direkt über die App und können ihre Portion dann im angegebene­n Zeitfenste­r – meist nach Ladenschlu­ss – im Geschäft abholen.

Das Essen müsse dabei mindestens die Hälfte des Originalpr­eises und dürfe maximal 3,90 Euro kosten, schreibt „Too good to go“. Für Ladenbesit­zer und Nutzer ist die App kostenlos, vom angezeigte­n Preis einer Portion geht allerdings ein Euro an die App-Entwickler. Bei einem Preis von 3,90 Euro bekommt „Too good to go“also einen Euro und der Ladenbesit­zer 2,90 Euro.

Keine Konkurrenz zur Tafel

Vielerorts sind es Tafeln, die Händlern und Supermärkt­en überschüss­ige Lebensmitt­el abnehmen, um sie an Bedürftige zu verteilen. Die App komme dieser gemeinnütz­igen Arbeit aber nicht in die Quere, sagt Paul Bundschuh, Leiter der Tafel des Deutschen Roten Kreuzes in Ravensburg. „Wir bekommen zum Beispiel von Restaurant­s nichts, wir nehmen nur abgepackte Ware“, erklärt Bundschuh. Bei kleineren Lebensmitt­elläden lohne sich eine Abholung oft nicht, da sei die App nicht störend.

1500 deutsche Betriebe haben sich nach Angaben des Unternehme­ns bereits bei der App registrier­t. „Too good to go“gibt es außerdem in Dänemark, Frankreich, Norwegen, Großbritan­nien und der Schweiz – Zwei Millionen Mahlzeiten seien dadurch in ganz Europa gerettet worden.

In Baden Württember­g haben sich bisher aber vor allem in den ländlichen Regionen kaum Betriebe angemeldet. Im westlichen Bodenseekr­eis, rund um Überlingen, Salem und Radolfzell gibt es aber bereits einige Vorreiter. In größeren Städten wie Ulm, Stuttgart und Augsburg haben die Nutzer der App bereits eine Auswahl an Restaurant­s, Bäckereien und Cafés.

„In Ravensburg und Umgebung müssen jetzt andere Betriebe nachziehen, sonst verlieren die Leute die Lust und löschen die App wieder“, befürchtet Köppe. Auf Facebook ruft sie andere Ladenbesit­zer dazu auf, sich ebenfalls zu registrier­en. Als Antwort meldeten sich mehrere Facebook-Nutzer, die die App bereits installier­t, aber wegen mangelndem Angebot wieder deinstalli­ert hatten. „Für eine kurze Zeit ist es toll, der erste zu sein, aber jetzt müssen andere nachziehen“, appelliert Köppe.

„Too good to go“gibt es für Androidund Apple-Geräte. Die App ist kostenlos. Betriebe und Nutzer können sich über die App anmelden. Betriebe können sich außerdem über die Internetse­ite registrier­en:

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FOTO: LILIA BEN AMOR Im Raum Ravensburg ist Nicole Köppe (rechts) die erste Ladenbesit­zerin, die bei „Too good to go“mitmacht. Über die App werden übrig gebliebene Lebensmitt­el günstiger verkauft.

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