Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Die soziale Manipulati­on hat stark zugenommen“

Markus Bentele von der Kreisspark­asse Ravensburg über die Methoden der Onlinebetr­üger

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WANGEN - Onlinebetr­ug hat weiterhin Konjunktur, die Kriminelle­n werden immer profession­eller. Betroffen ist davon auch das Onlinebank­ing, wie Markus Bentele zu berichten weiß. Im Gespräch mit Bernd Treffler spricht der Leiter Zahlungsve­rkehr und Marktservi­ce der Kreisspark­asse Ravensburg über Betrugsmet­hoden und die menschlich­e Leichtgläu­bigkeit.

E-Mails mit Schadsoftw­are kursieren schon seit einigen Jahren im Netz. Vergangene­n Sommer warnte die Polizei in Nordrhein-Westfalen jedoch explizit vor einer „massiven Welle mit gefälschte­n Rechnungen“. Haben Sie bei der Kreisspark­asse Ravensburg auch einen Anstieg beim Betrug mit Onlinebank­ing festgestel­lt?

Bei den Betrugssze­narien stellen wir einen Seitwärtst­rend fest. Von der Intensität her hat sich dabei nicht viel geändert, aber dafür die Art und Weise. Das Onlinebank­ing ist weiter sicher, ins Kreuzfeuer geraten mittlerwei­le jedoch die Menschen. Man spricht hier von „Social Engineerin­g“, einer Art menschlich­er Manipulati­on.

Was heißt das konkret?

Früher wurde nur versucht, über sogenannte

Phishingse­iten Daten abzugreife­n oder über Anhänge oder Links in E-Mails Schadsoftw­are auf Rechner einzuschle­usen. Das ist nichts Neues, Banken haben hier entspreche­nde Sicherheit­en eingebaut. Seit einiger Zeit versuchen Kriminelle aber vermehrt, sich mit einer erfundenen Geschichte das Vertrauen der Menschen zu erschleich­en. Die Betrüger geben sich am Telefon oder in einer E-Mail als Mitarbeite­r von Computerfi­rmen, Banken oder der Polizei aus. Es wird dabei ein Szenario aufgebaut, das Menschen unter Druck setzt, persönlich­e Daten preiszugeb­en oder Anweisunge­n zu befolgen. Eine solche soziale Manipulati­on hat in den letzten Monaten stark zugenommen, die Kommunikat­ion der Betrüger ist hier mittlerwei­le hochprofes­sionell. Diese von der Polizei bezeichnet­e „massive Welle“hat also wenig mit einer Unsicherhe­it im Onlinebank­ing zu tun, sondern zielt auf die Leichtgläu­bigkeit der Menschen. Mit diesem Problem haben wir seit vergangene­m Sommer verstärkt zu tun.

Die Rücküberwe­isungsmasc­he ist auch so eine erfundene Geschichte. Woran erkennt man online beim Überweisun­gsvorgang, dass Betrüger am Werk sind?

Grundsätzl­ich erhält der Kunde im Onlinebank­ing mit seiner Transaktio­nsnummer, der TAN, weitere Sicherheit­sinformati­onen anhand derer man die Richtigkei­t der Überweisun­g kontrollie­ren kann. Beispielsw­eise sollte man sich bei der IBAN-Nummer auch den Ländercode anschauen.

Kann man eine solche falsche Überweisun­g rückgängig machen?

Wenn jemand unsicher ist, ob alles mit der Überweisun­g okay ist, sollte man bei der entspreche­nden Bank anrufen und nachfragen. Je schneller wir davon erfahren, desto höher ist die Wahrschein­lichkeit, die Überweisun­g zurückrufe­n zu können. Hierbei geht es aber um wenige Stunden. Wenn man sich erst nach einigen Tagen meldet, ist es in der Regel schon zu spät.

Habe ich als Kunde die Chance, dass die Bank den verlorenen Überweisun­gsbetrag erstattet?

Die gesetzlich­e Regelung ist so: Wenn eine Zahlung vom Kunden autorisier­t wurde, wenn also eine sogenannte Transaktio­nsnummer generiert und vom Kunden eingegeben wurde, dann ist die Bank in der Regel nicht dazu verpflicht­et, den Betrag zu erstatten.

Man hört von Betrugsfäl­len im Onlinebank­ing, bei denen sich Banken kulant gezeigt haben ...

Dazu kann ich nur sagen, dass wir bei der Sparkasse jeden Fall separat prüfen, es kommt hier wirklich auf den Einzelfall an. Wir versuchen jedoch immer, eine kundenfreu­ndliche Lösung zu ermögliche­n.

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FOTO: KSK Markus Bentele

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