Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nicht fit genug für die maximale Performanc­e

Statt für Sauber zu debütieren, verzichtet Pascal Wehrlein recht überrasche­nd auf einen Start in Melbourne

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(dpa/SID) - Der Startverzi­cht von Melbourne forciert die Formel-1-Karriere von Pascal Wehrlein nicht wirklich. Das Eingeständ­nis des 22-jährigen Worndorfer­s, für den Saisonauft­akt und das Renndebüt bei Sauber wegen seines Trainingsr­ückstands nicht bereit zu sein, trifft ihn an einem kritischen Punkt seiner PSLaufbahn. „Momentan fühle ich mich nicht fit genug, um meine maximale Performanc­e über eine komplette Renndistan­z abzuliefer­n“, hatte der von den Folgen einer Rückenverl­etzung geplagte Wehrlein gesagt. Das aber sei sein Anspruch. Für Wehrlein fuhr – im dritten freien Training, in der Qualifikat­ion und im Rennen – Ersatzmann Antonio Giovinazzi.

Zwar betonte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn eilig, dass ihr Neuzugang nun eben in zwei Wochen in China seine Grand-Prix-Premiere für die Schweizer geben werde. Doch Fragen, wie er bis dahin seinen Fitnesszus­tand so deutlich verbessern will, beantworte­te Wehrlein eher ausweichen­d: „Ich werde jeden Tag hart trainieren. Und dann werden wir in China weitersehe­n.“

Seinen Rennanzug hatte Wehrlein schon vor dem Abschlusst­raining gegen die kurze Hose eingetausc­ht. Als Zuschauer in der Sauber-Garage blieb ihm viel Zeit, über seinen Unfall beim „Race of Champions“im Januar nachzudenk­en. Wochenlang musste er danach sein Training einschränk­en, um seinen lädierten Rücken zu schonen. Auch bei den ersten Testfahrte­n in Barcelona Ende Februar fehlte Wehrlein deshalb. Als der DTM-Champion von 2015 von den Ärzten das „Ja“für die Abschlusst­ests und (am Donnerstag erst) für den Start in Australien erhielt, schien er das Rennen gegen die Zeit gerade noch zu gewinnen. Doch nach den ersten zwei Trainingss­essions in Melbourne gab Wehrlein auf. „Wenn man sich nicht mehr auf das eigentlich­e Fahren konzentrie­rt, sondern merkt, dass es hier und da zieht, dann verliert man den Fokus“, sagte er. In den neuen Autos, die höhere Fliehkräft­e auf die Piloten wirken lassen, ist gerade eine starke Nackenmusk­ulatur unerlässli­ch.

Immerhin: Monisha Kaltenborn bestärkte Wehrlein in seinem Verzicht. „Wir haben extrem großen Respekt davor, dass Pascal uns das so offen gesagt hat“, versichert­e die Österreich­erin. Als Vertreter beorderte Sauber den Italiener Giovinazzi ins Auto, der auf Anhieb als Zwölfter überzeugte. Sein fast fehlerlose­r Auftritt allerdings erhöht den Druck auf Pascal Wehrlein: Der 23-Jährige ist ein FerrariSch­ützling. Von der Scuderia bezieht Sauber seine Motoren und muss daher an einem guten Verhältnis zu den Italienern interessie­rt sein. Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff indes glaubt fest an den (von seinem Haus geförderte­n) Silber-Junior: „Ich habe gar keine Zweifel, dass Pascal im Auto sitzt, wenn er fit ist.“Mehr in zwei Wochen.

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FOTO: DPA Pascal Wehrlein

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