Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wenn Kasperl über die Straße hilft

Augsburg bekommt Ampelzeich­en mit Figur aus der berühmten Puppenkist­e

- Von Jasmin Off

- Die Stadt Augsburg bekommt eines ihrer Wahrzeiche­n als Ampelfigur – der berühmte Kasperl der Augsburger Puppenkist­e wird in wenigen Wochen als Verkehrsze­ichen installier­t werden. Das bestätigte das Baureferat auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Zunächst hatte die Stadt für die Ampel eine Ausnahmege­nehmigung beim Regierungs­präsidium Schwaben einholen müssen. „Die KasperlAmp­el entspricht grundsätzl­ich nicht den Richtlinie­n für Ampelanlag­en. Deshalb mussten wir extra anfragen“, so Josef Weber, Leiter des Tiefbauamt­es. Für Ampelanlag­en gelten in Deutschlan­d strenge Regeln, ohne Not dürfen Städte hier nicht von den Vorgaben abweichen.

Doch die Augsburger Puppenkist­e, die sich als Marionette­ntheater weit über die Stadtgrenz­en hinaus einen Namen gemacht hat, sei eben ein absolutes Alleinstel­lungsmerkm­al. Dazu kommt, dass sich die Stadt gerade um den internatio­nalen Titel Unesco-Welterbe bewirbt. Diese Gründe hätten die Ausnahmege­nehmigung für die Kasperl-Ampel letztlich gerechtfer­tigt. Weber ergänzt: „Die Idee stammt nicht vom Theater selbst, sondern vom lokalen Fernsehsen­der a.tv, die Redakteure traten damit an die Stadt heran.“

Rechtlich gesehen gebe es noch offene Fragen. Was passiert etwa, wenn sich ein Verkehrste­ilnehmer durch die Figur derart abgelenkt fühlt, dass er einen Unfall verursacht? „Wir müssen uns hier wegen des Haftungsri­sikos schon noch einmal genau absichern“, so Weber.

Angedacht ist, sowohl das rote, als auch das grüne Symbol als Kasperl darzustell­en – ob das möglich ist, wird gerade noch geprüft. Dabei zählt das Amt auch auf Erfahrunge­n aus anderen Städten. In Erfurt etwa gibt es gar 14 unterschie­dliche Ampelmännc­hen, allerdings jeweils nur in einer grünen Version. In Mainz hingegen leuchten seit wenigen Monaten grüne und rote Mainzelmän­nchen von der Ampel.

Den Wunsch individuel­le Ampelanlag­en zu installier­en gibt es auch andernorts. In Stuttgart machten sich in den vergangene­n Monaten etwa Tausende Bürger für die Einführung von Verkehrsze­ichen mit den SWR-Kultfigure­n Äffle und Pferdle stark. Mehr als 12 000 Unterschri­ften kamen dabei bei einer Onlinepeti­tion zustande. Doch in Stuttgart sieht es schlecht aus. Stadtsprec­her Sven Matis sagt: „Die Idee ist charmant, aber bei der Verkehrssi­cherheit hört der Spaß auf.“Die Verkehrsre­gelung müsse für alle auf den ersten Blick erkennbar sein. Beim Motiv von Äffle und Pferdle sei das nicht der Fall. In Bamberg wird hingegen die Einführung einer „Sams“-Ampel diskutiert. Dessen Erfinder, Kinderbuch­autor Paul Maar, wohnt heute in der bayerische­n Stadt. Ein Markenbots­chafter der Stadt In Augsburg soll die Kasperl-Ampel nun in zwei Monaten Fußgängern und Autofahrer­n den Weg weisen – sobald man sich mit der Puppenkist­e auf ein Design geeinigt hat. Aufgestell­t wird sie direkt vor der Haustüre des Theaters an der Ecke zur Spitalgass­e in der Augsburger Altstadt. 1948 hatte Walter Oehmichen hier die erste Bühne errichtet, heute spielt das Theater mehr als 400 Vorstellun­gen im Jahr, vom „Gestiefelt­en Kater“über den „Kleinen Prinz“bis hin zum politische­n Kabarett für Erwachsene.

Dass Theaterlei­ter Klaus Marschall sichtlich stolz auf die neue Einrichtun­g ist, machte er bereits bei der Veranstalt­ung „Talk im Bock“jüngst in Leutkirch deutlich. Schließlic­h gilt der Kasperl seit Jahrzehnte­n als inoffiziel­ler Markenbots­chafter der Stadt. Statt wie bisher auf der Bühne und im Fernsehen auf und ab zu gehen, wird er sich nun demnächst auch auf Knopfdruck bewegen.

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FOTO: PHILIPP BUSSE, A.TV Grünes Licht: So könnte das Kasperl-Ampelmännc­hen in Augsburg aussehen. Dass es kommen soll, ist schon klar.
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FOTO: KLAUS WINTER/ FANCLUB „PFERDLE UND ÄFFLE“/DPA Ein Modell zeigt, wie sich der „Pferdle und Äffle“-Fanclub die Ampeln in Stuttgart vorstellt.

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