Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Globale Verantwort­ung statt „America First“

Die Verteidigu­ngsministe­r Mattis und von der Leyen betonen enge Partnersch­aft

- Von Christoph Trost und Nico Pointner

(dpa) - Natürlich nimmt Ursula von der Leyen den Namen von Donald Trump nicht in den Mund, kein einziges Mal. Aber irgendwie scheint der US-Präsident mit seinen Alleingäng­en und seinem „America First“in einer Rede der Verteidigu­ngsministe­rin am Mittwoch in GarmischPa­rtenkirche­n doch gegenwärti­g zu sein – als Gegenpol.

„Der politische Mut, in das Miteinande­r zu investiere­n, zahlt sich tausendfac­h aus“, sagt die CDU-Politikeri­n beispielsw­eise. Sie würdigt den früheren US-Außenminis­ter George C. Marshall, der mit seinem Plan für den wirtschaft­lichen Wiederaufb­au Europas nach dem Zweiten Weltkrieg Geschichte schrieb.

70 Jahre ist es her, am 5. Juni 1947, da verkündete Marshall an der Harvard-Universitä­t sein Konzept. Es war eine historisch einmalige Wirtschaft­shilfe. Die USA wollten damit Hunger und Zerstörung in Europa überwinden, Handelspar­tner aufbauen und den Kommunismu­s eindämmen. Es ging um viel Geld: Bis zum Ende des Programms 1952 flossen rund 13,5 Milliarden Dollar in 17 west- und südeuropäi­sche Länder – nach heutigem Wert etwa 100 Milliarden Dollar (69 Milliarden Euro). Mit dem Marshallpl­an bauten die Amerikaner nicht nur die Wirtschaft in Europa auf, sondern auch Verbündete und Vertrauen. Vertrauens­krise 70 Jahre später steckt die westliche Wertegemei­nschaft in einer handfesten Vertrauens­krise. Trump reißt alte Gewissheit­en ein. „Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei“, hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor Kurzem in einem Bierzelt in München-Trudering gesagt, nach dem Desaster und der Konfrontat­ion mit Trump.

Das gilt auch und vor allem für die Sicherheit­spolitik. Trump hatte die Nato lange als „obsolet“bezeichnet und damit Sorgen bei den Bündnispar­tnern ausgelöst. Besonders mit Deutschlan­d streiten die USA seit Monaten ums Geld: Die Nato-Staaten haben sich 2014 unter dem Eindruck der Ukraine-Krise auf das sogenannte Zwei-Prozent-Ziel festgelegt – dieses sieht vor, dass alle Länder darauf „abzielen“sollen, ab 2024 zwei Prozent ihres Bruttoinla­ndsprodukt­s für Rüstung und Militär auszugeben. Deutschlan­d und etliche andere Alliierte stagnieren aber bei Werten unter 1,5 Prozent. Von der Leyen versichert aber in Garmisch, Deutschlan­d bekenne sich zu seiner Verpflicht­ung.

Ansonsten nutzen von der Leyen und ihr US-Kollege James Mattis die Feierstund­e, um klare Bekenntnis­se abzugeben: zur deutsch-amerikanis­chen Freundscha­ft, zur transatlan­tischen Partnersch­aft, zur Nato. „Wir vertrauen einander, wir kennen einander, und wir stehen einander bei“, sagt von der Leyen. Mattis versichert, das transatlan­tische Bündnis bleibe stark, Deutschlan­d und die USA stünden eng zusammen. Und Trumps Minister betont, die Nato sei heute so relevant wie einst bei ihrer Gründung.

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FOTO: DPA Ursula von der Leyen (CDU) begrüßt ihren US-Amtskolleg­en James Mattis anlässlich des 70. Jahrestage­s des Marshallpl­ans.

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