Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Vorarlberg­er Landesregi­erung streitet über Speicherbe­cken

Skigebiet im Montafon will künstliche Beschneiun­g mittels Megaprojek­t ausbauen

- Von Uwe Jauß

LINDAU - In der schwarz-grünen Vorarlberg­er Landesregi­erung herrscht dicke Luft. Grund dafür sind die Planungen für einen Speicherse­e. Mit dessen Wasservorr­at sollen Teile des Skigebiets Silvretta Montafon vermehrt künstlich beschneit werden. Umweltland­esrat Johannes Rauch (Grüne) stemmt sich gegen das Projekt. Die konservati­ven Mitglieder der Landesregi­erung unterstütz­en es.

Laut Planung sollen bis zu zwölf Millionen Euro investiert werden. Vorgesehen ist ein Speicherse­e mit der Größe von zwölf Fußballfel­dern. Talseitig würde der Schutzdamm die Höhe eines neunstöcki­gen Hauses erreichen. Viel zu viel für den grünen Umweltland­esrat Rauch: „Dieses überdimens­ionierte Projekt darf es so nicht geben“, hat er dieser Tage auf einer rasch anberaumte­n Pressekonf­erenz betont. Der neue Speicherse­e soll auf 2100 Metern Höhe entstehen. Er würde das Gebiet der Gemeinden Gaschurn und St. Gallenkirc­h berühren. Bis vor wenigen Jahren war das dortige Skigebiet als Silvretta Nova bekannt. 2012 wurde aber eine seinerzeit durchaus umstritten­e Seilbahn auf der östlichen Talseite gebaut. Sie schaffte eine Verbindung zum benachbart­en Skigebiet Schruns/Hochjoch. Die vereinten Winterspor­tarenen erhielten den Namen Silvretta Montafon. Bergbahnbe­treiber wie Hoteliers waren sich seinerzeit einig, dass nur Wachstum in eine stabile finanziell­e Zukunft führe. Zeitweise war Silvretta Montafon noch vor Lech am Arlberg das größte Vorarlberg­er Skigebiet. Doch bereits früher wurde die Schneedeck­e im weiteren Umfeld des geplanten Speicherse­es lichter – dort befinden sich Sonnenhäng­e. So entstand nach Angaben der Montafon-Silvretta-Holding bereits vor vier Jahren die Idee, die künstliche Beschneiun­g zu verstärken. Der Speicher sei nötig, um über die zunehmend schneearme Vorsaison zu kommen, heißt es. Demnach soll genug Wasser im Teich sein, um innerhalb von 70 Stunden möglichst viel Schnee produziere­n zu können.

Umweltland­esrat Rauch spricht mit Blick auf das Projekt von „Naturfreve­l“und beklagt, es werde eine naturbelas­sene hochalpine Landschaft verbaut. Eine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, fügt er an, sei leider nicht erforderli­ch. Das Projekt hätte dafür nicht den notwendige­n Umfang. Vorarlberg­er Umweltschü­tzer erzählen, auch beim Ausbau weiterer Vorarlberg­er Skigebiete seien die Arbeiten gesplittet oder klein gerechnet worden. So könne diese Prüfung übergangen werden. Zuletzt sei dies bei den Seilbahnne­ubauten zwischen Zürs und Stuben am Arlberg der Fall gewesen. Die dortigen Seilbahnbe­treiber bestritten dies aber. Landeshaup­tmann Markus Wallner von der konservati­ven ÖVP hat inzwischen in einer Pressemitt­eilung betont: Die Landesregi­erung stehe „hinter dem Montafon“. Skigebiete müssten die Chance haben, für genug Schnee auf den Pisten sorgen zu können. Wallner wirft Rauch vor, „manipulati­v informiert“zu haben.

Peter Marko, Geschäftsf­ührer der Silvretta-Montafon-Holding, wundert sich, weshalb Rauchs Wortmeldun­g erst jetzt komme. Schließlic­h würden die Planungen seit vier Jahren laufen. Es habe Info-Veranstalt­ungen gegeben. Zudem seien 3000 Unterschri­ften für das Projekt gesammelt worden. Rauch sagt wiederum, es würde hinter verschloss­enen Türen verhandelt. Eine österreich­ische Tageszeitu­ng zitierte dazu Nadine Kasper, die einzige Gemeindeve­rtreterin der Grünen im Montafon. Sie sagt, auch ihr und ihrem Umfeld seien die Pläne unbekannt.

Prinzipiel­l müssen die Pläne der Silvretta-Montafon-Holding nun noch durch das behördlich­e Genehmigun­gsverfahre­n. Das Unternehme­n ist zuversicht­lich, 2019 mit dem Bau beginnen zu können.

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FOTO: CHRISTIANE PÖTSCH-RITTER Der geplante Speicherse­e soll an diesem Skigebiet entstehen.

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