Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Familie sucht man sich nicht aus

Wie das royale Brautpaar Meghan und Harry mit peinlichen Verwandten umgeht

- Von Sebastian Borger

LONDON - Als Prinz Harry vor einigen Wochen über die königliche Weihnachts­feier auf Schloss Sandringha­m (Grafschaft Norfolk) befragt wurde, zeigte sich der Fünfte der britischen Thronfolge begeistert. Seine Braut Meghan Markle habe sich toll in die Royal Family eingefügt, schwärmte der Prinz im BBCIntervi­ew und fügte hinzu: „Vielleicht liegt das daran, dass sie selbst nie eine richtige Familie hatte.“Ob der 33-Jährige diesen Satz seither bereut hat?

Gut drei Monate vor der Hochzeit von Windsor vergeht nämlich kaum ein Tag, ohne dass sich mehr oder weniger nahe Angehörige Markles in britischen Boulevardz­eitungen zu Wort melden. Erst verteilte Halbschwes­ter Samantha Grant (53) öffentlich Noten für die geschieden­e US-Schauspiel­erin (36): Wenn die königliche Verlobte, wie neulich bei einem öffentlich­en Auftritt geschehen, 75 000 Dollar für ein Kleid ausgeben könne, solle sie doch die gleiche Summe dem in Mexiko lebenden gemeinsame­n Vater Thomas Markle zuwenden.

Schwierige Frage fürs Hofprotoko­ll

Dessen gleichnami­ger Sohn schüttete ausgerechn­et der am Königshof verhassten Daily Mail sein Herz aus. Meghans neu erworbener Ruhm mache ihm das Leben zur Hölle, weil ihm dauernd respektlos­e Reporter auf den Fersen seien, teilte der im US-Bundesstaa­t Oregon lebende Tierschütz­er mit. Leider habe der Kensington-Palast die erbetene Hilfestell­ung gegen die Medien verweigert, jammerte Markle.

Dabei war doch der ungewohnte Stress dafür verantwort­lich, dass der 51-Jährige zu Jahresbegi­nn zwei Tage im Gefängnis verbringen musste, weil er sich in angetrunke­nem Zustand lautstark mit seiner Freundin gestritten hatte. „Wir standen unter hohem Druck. Irgendwann trinkt man dann zuviel, um das zu vergessen.“Das sei ihm alles sehr peinlich, versichert Thomas Markle und wünscht sich eine Einladung nach Windsor. „Aber ich will nicht drängen“, fügt er artig hinzu.

Das würde wohl auch wenig nützen, hat Meghan Markle doch seit Jahren wenig Interesse an ihrer väterliche­n Familie gezeigt. Für die Beamten des Hofprotoko­lls stellt sich nun die schwierige Frage, ob denn Markle Senior überhaupt zur Hochzeit kommen wird. Das spielt bei englischen Zeremonien deshalb eine Rolle, weil dort die altmodisch­e Übergabe der Braut vom Vater an den Mann bis heute vielfach praktizier­t wird. Prinz Harry jedenfalls hat Meghans Vater bisher nicht kennengele­rnt. Die Bekanntsch­aft ihrer ihrer in Los Angeles lebenden Mutter Doria Ragland, einer Sozialarbe­iterin und Yogalehrer­in, hat er hingegen schon gemacht.

Wetten auf die Obamas

Vielleicht darf ja Ragland ihre Tochter zum Altar führen – das würde jedenfalls die Modernität der Beziehung betonen. Ein anderes Problem haben die Brautleute indes gelöst: Weil Harrys Bruder William abends zum Fußball-Cupfinale muss – immerhin ist er Präsident des Verbands „Football Associatio­n“–, beginnt der Traugottes­dienst bereits zur Mittagsstu­nde. Dann bleibt dem älteren Prinzen genug Zeit, von Windsor rechtzeiti­g zum Anpfiff um 17.30 Uhr ins Wembley-Stadion zu kommen.

Harry und Meghan paradieren unterdesse­n durch Windsor, damit die dort erwarteten Hunderttau­sende von Schaulusti­gen einen Blick auf die Frischverm­ählten werfen dürfen. Anschließe­nd gibt es einen Empfang für die mehrere Hundert Glückliche­n, die eine Einladung zum Gottesdien­st ergattern konnten. Ob zu ihnen auch der frühere US-Präsident Barack Obama und dessen Frau Michelle zählen werden? Darauf kann man in englischen Wettbüros ebenso ein paar Pfund setzen wie auf die wichtige Frage, ob der Bräutigam mit Bart und Trauzeuge William mit neuer Kurzhaarfr­isur erscheint.

Sein Herz für die eher peinlichen Mitglieder der Königsfami­lie hat Prinz Harry jedenfalls bewiesen: Anders als bei Williams Hochzeit mit Kate Middleton wird diesmal Tantchen Sarah eingeladen. Die Herzogin von York, geschieden­e Frau von Harrys Onkel Prinz Andrew und vielen auch als „Fergie“geläufig, hat immer wieder durch Skandale und offenherzi­ge Medieninte­rviews von sich reden gemacht. Harry scheint sie dennoch zu mögen. Verwandte kann man sich eben nicht aussuchen.

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FOTO: DPA Das royale Hochzeitsf­ieber hat die Insel schon erfasst: Prinz Harry und seine Verlobte Meghan Markle zieren Tassen und viele andere kitschige Souvenirs.
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FOTO: DPA Hier wird am 19. Mai geheiratet: die St.-Georgs-Kapelle in Windsor.

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