Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Anreiz für Missbrauch

- Von Andreas Herholz

Es ist ein Hilferuf und eine Warnung zugleich. Oberbürger­meister schlagen Alarm, klagen über steigende Kosten wegen deutlich höherer Kindergeld-Leistungen an EU-Ausländer. Und die Politik reagiert, will Abhilfe schaffen.

Weniger Kindergeld für EU-Ausländer – das Thema ist nicht neu, stand bereits zur Europawahl 2014 und auch danach auf der Agenda und ist von den Ländern kontrovers diskutiert worden. Damals hatten es die Briten auf die Tagesordnu­ng gesetzt, wollten Sozialleis­tungen für Gastarbeit­er aus Osteuropa einschränk­en – ohne Erfolg. Es war Wahlkampfm­unition für die Brexit-Befürworte­r. Die EU ist keine Sozialunio­n, hatte damals auch Kanzlerin Angela Merkel klargestel­lt und Sympathie für die britischen Kürzungspl­äne gezeigt.

Alle Bemühungen, das Kindergeld für EU-Ausländer an die jeweiligen Lebensverh­ältnisse in der Heimat anzupassen, sind bislang am EURecht gescheiter­t. Schließlic­h hat der Europäisch­e Gerichtsho­f bestätigt, dass EU-Bürger, die in Deutschlan­d leben und einkommens­teuerpflic­htig sind, für die Dauer ihres Aufenthalt­es auch Anspruch auf Kindergeld haben. Die Luxemburge­r Richter hatten ihre Entscheidu­ng damit begründet, dass die bestehende Regelung Deutschlan­d die Chance biete, den Lebensstan­dard der EUBürger zu verbessern.

Das klingt allerdings mehr nach Politik als nach Rechtsprec­hung. Höchste Zeit, dies zu ändern. Gilt es doch, eine Einwanderu­ng in die Sozialsyst­eme zu verhindern, Schleppern den Kampf anzusagen, die diese sogar organisier­en. Die EU-Partner haben es versäumt, mit der Einführung der Freizügigk­eit und der Niederlass­ungsfreihe­it die richtigen Rahmenbedi­ngungen zu schaffen. Der volle Anspruch auf Kindergeld in Deutschlan­d, ohne dass die Kinder überhaupt in Deutschlan­d leben müssen, ist ein großer Anreiz für Zuwanderun­g und Missbrauch. Es ist an der Zeit, hier deutlich klarere Regeln zu schaffen, um Leistungsf­ähigkeit und Akzeptanz nicht überzustra­pazieren.

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