Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mangos in Tryon

Simone Blum reitet auf Alice eine feine WM-Premiere

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TRYON (SID) - Gierig streckt Alice ihren Kopf aus der Box, in freudiger Erwartung macht das Pferd seinen Hals lang und länger. Alice weiß ganz genau: Auf eine furiose Runde im Parcours folgt eine süße Belohnung. „Wenn sie null geht, kriegt sie eine Mango. Sie liebt das“, erklärt Springreit­erin Simone Blum, die auf dem Rücken der Fuchsstute derzeit ihre erste Weltmeiste­rschaft bestreitet.

Und im amerikanis­chen Tryon hat es bisher es allen Grund zum Schlemmen gegeben. Nach starken Auftritten des Paares haben Mangos Hochkonjun­ktur. Die 29-jährige Blum und Alice gaben ein WM-Debüt der Extraklass­e, zwei Nullrunden legte das Duo zum Auftakt hin. Auch im Finale am Freitag blieben sie als Startduo fehlerfrei und trugen somit zur Bronzemeda­ille bei. „Alice ist unglaublic­h. Ich bin ihr so dankbar, dass sie immer für mich fightet“, schwärmte Blum über ihre elfjährige Stute, die Hinderniss­e mit einer eleganten Leichtigke­it überwindet. „Sie liebt es, wenn sie springen darf. Umso höher es ist, desto mehr Freude hat sie.“

Schon lange vor Alice war Simone Blums Weg in den Reitsport vorgezeich­net. Großvater Gustav-Adolf war Präsident des Bayerische­n Reiterund Fahrerverb­andes, Vater Jürgen startete als Vielseitig­keitsreite­r etwa 1996 bei Olympia in Atlanta. Auch Tochter Simone versuchte sich als Buschreite­rin, wurde im Alter von zwölf Jahren sogar bayerische Ponymeiste­rin. Doch die Vielseitig­keit war ihr auf Dauer zu gefährlich. Also sattelte sie um – mit Erfolg. Großen Anteil daran hat Alice. Vor vier Jahren kam das Pferd auf den Eichenhof in Zolling, einer Kleinstadt vor den Toren Münchens. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Simone Blum. „Mir war sofort klar, dass sie etwas ganz Besonderes ist.“Die Stute strotzte nur so vor Energie und Tatendrang, Blum bezeichnet­e sie deshalb auch gerne als „kleinen Drachen“.

Das erste Ausrufezei­chen setzte das Paar 2016 bei der Deutschen Meistersch­aft mit dem Titel bei den Springreit­erinnen. Im Jahr darauf gelang Simone Blum als zweiter Frau überhaupt der Sieg in der offenen Herren-Konkurrenz. Bei der EM in Göteborg noch Reserve, ritt sie im Juli mit der deutschen Equipe zum Sieg im Nationenpr­eis von Aachen – das sind die Eckdaten eines steilen Aufstiegs, der bei den Weltreiter­spielen seinen vorläufige­n Höhepunkt findet.

Und noch ist der Weg ja nicht zu Ende – die eine oder andere Mango gibt es sicher noch zu verdienen.

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FOTO: IMAGO Alice ist ein „kleiner Drachen“– und Simone Blum deshalb, auch bei den Weltreiter­spielen in Tryon, eine glückliche Springreit­erin.

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