Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der Volksentsc­heid ist fast erreicht

Rund 900 000 Bayern unterschre­iben Artenschut­z-Initiative – Söder unter Zugzwang

-

MÜNCHEN (lby/sz) - Das Volksbegeh­ren Artenvielf­alt ist kurz vor dem Ziel: Drei Tage vor dem Ende der Eintragung­sfrist an diesem Mittwoch haben sich nach Hochrechnu­ngen der Initiatore­n rund 900 000 Menschen beteiligt. Damit fehlen nur noch gut 50 000 Unterschri­ften. Nötig ist eine Beteiligun­g von zehn Prozent aller Wahlberech­tigten in Bayern. „Wir haben wirklich einen ganz großen Rückenwind“, sagte die Beauftragt­e des Volksbegeh­rens, Agnes Becker (ÖDP), am Montag in München. Angesichts des anhaltende­n Ansturms in den Rathäusern haben aber weder die Initiatore­n noch die Staatsregi­erung Zweifel, dass die Hürde genommen wird. Damit läuft alles auf einen Volksentsc­heid zu.

Das Volksbegeh­ren zielt auf mehrere Änderungen im bayerische­n Naturschut­zgesetz. Biotope sollen besser vernetzt, Uferrandst­reifen stärker geschützt und der ökologisch­e Anbau gezielt ausgebaut werden.

Regierung plant runden Tisch

Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat auf den erwarteten Erfolg reagiert: Er kündigte einen runden Tisch und ein umfassende­s Gesetz für mehr Natur- und Artenschut­z an. Dieses will er unabhängig vom Ausgang des Volksbegeh­rens schon bis zum Frühsommer vorlegen.

Tatsächlic­h handelt Söder mit seiner Ankündigun­g unter Zugzwang. Denn wenn der Landtag das Volksbegeh­ren nicht unveränder­t umsetzt – was die schwarz-orange Koalition nicht will – kommt es zwangsläuf­ig zum Volksentsc­heid. Dann dürfen alle Wahlberech­tigten über die Initiative abstimmen. Der Landtag hat aber auch die Möglichkei­t, dem Volk einen Alternativ­entwurf zur Abstimmung vorzulegen. Das ist Söders Plan.

Die Initiatore­n des Volksbegeh­rens bekräftigt­en, sie seien jederzeit gesprächsb­ereit. Messlatte müsse aber der Gesetzentw­urf des Volksbegeh­rens sein. „Drunter werden wir nicht gehen“, sagte Grünen-Landtagsfr­aktionsche­f Ludwig Hartmann. Über noch mehr Artenschut­z und noch mehr Naturschut­z könne man aber immer reden. Bezüglich Söders runden Tischs sagte Hartmann der „Süddeutsch­en Zeitung“zudem, man könne das Thema „nicht am runden Tisch wegmoderie­ren“.

Der Bauernverb­and lehnt das Volksbegeh­ren ab, wirft den Initiatore­n „Stimmungsm­ache“gegen die Landwirte vor und befürchtet eine Überreglem­entierung.

Wer sich am Volksbegeh­ren beteiligen will, kann sich noch bis Mittwoch in Unterschri­ftenlisten in den Rathäusern eintragen. „Wir kämpfen bis zum 13. Februar abends“, sagte Becker. Jede Stimme zähle, betonten sämtliche Initiatore­n, darunter Bund Naturschut­z und Landesbund für Vogelschut­z. Je mehr Menschen sich beteiligen, umso mehr werde man am Ende erreichen können.

 ?? FOTO: DPA ?? Initiatore­n und Unterstütz­er des Volksbegeh­rens Ende Januar in Nürnberg.
FOTO: DPA Initiatore­n und Unterstütz­er des Volksbegeh­rens Ende Januar in Nürnberg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany