Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Manchem Bauer wird das Futter knapp

Bei Landwirten herrscht ein Hoffen und Bangen, was die Tierfütter­ung betrifft

- Von Jannick Nessensohn

KREIS BIBERACH - Bei vielen Menschen dürfte die anhaltende Hitze des Sommers angesichts des aktuellen Winterwett­ers schon wieder in Vergessenh­eit geraten sein. Die Landwirte im Kreis Biberach bekommen die Folgen hingegen noch immer zu spüren – täglich beim Füttern der Tiere. „Im Extremfall gab es statt vier nur zwei volle Grasschnit­te“, sagt Gerhard Glaser, Kreisobman­nn des Bauernverb­ands Biberach-Sigmaringe­n.

Die Auswirkung­en der Hitze seien stark genug gewesen, dass das Gras und der Mais nicht so gewachsen sind, wie das normalerwe­ise der Fall ist. Die beiden Nutzpflanz­en sind entscheide­nd für die Futtervers­orgung von Viehhalter­n. „Im Schnitt kann von 35 Prozent Schäden an der Heuernte ausgegange­n werden. Auch in unserem Verbandsge­biet gab es da aber regional größere Unterschie­de“, sagt Glaser. „Der Mais ist eigentlich eine Pflanze, die mit Trockenhei­t umgehen kann. Wegen der Hitze und den vielen Sonnentage­n wurde er aber früher reif und musste schneller geerntet werden. Deshalb hat der Mais einen geringeren Nährstoffa­nteil als gewöhnlich.“

Bei vielen Bauern sei es deshalb noch immer ein „Hoffen, Zittern und Bangen“, ob das Futter gut über das Frühjahr reiche. Teilweise hätten die Landwirte noch Reserven aus dem satten Jahr zuvor, die sie jetzt über den Winter bringen müssten. „Heu zu kaufen ist auch eigentlich nicht möglich, weil es sehr teuer ist“, sagt Glaser. Anstatt Futter einzukaufe­n, würden viele Bauern ihr Vieh verkaufen. „Von Notschlach­tungen kann aber nicht die Rede sein.“Unter den Umständen sei es momentan einfach oft wirtschaft­licher, die Tiere vor Ende ihrer Mast zu verkaufen. Da der Mais im Landkreis Biberach doch gut gereift sei, „können drohende Engpässe auch mit Maissilage kompensier­t werden“, sagt der Amtsleiter des Landwirtsc­haftsamts, Albert Basler. Deshalb musste die von der Bundesregi­erung bereitgest­ellte Dürrehilfe nur von zwei Betrieben im Landkreis beantragt werden. Die mussten dafür „rechnerisc­h nachweisen, dass ihre Existenz bedroht ist und sie 30 Prozent Ernterückg­ang erlitten haben“, sagt Basler. Betroffen waren ein Biohof und ein konvention­eller Betrieb. „Die Anbauform schützt gegen Dürre nicht.“Wer zu wenig Wasser habe, könne eben nicht ernten wie gewohnt, so Basler.

Die eine Lösung gibt es nicht

Das Landwirtsc­haftsamt informiere auch über alternativ­e Anbaureihe­nfolgen für die Zukunft, sagt er: „Einer der Vorschläge ist, fünf verschiede­ne Früchte im Wechsel anzubauen.“Wer das tue, dem stehe auch eine Förderung zu. „Wer nur zwei verschiede­ne Früchte anbaut, hat bei schlechten Bedingunge­n auch auf der Hälfte der Fläche Ernteeinbu­ßen.“Bei fünf verschiede­nen Pflanzen im Wechsel sei die betroffene Fläche deutlich geringer.

„Wir alle hoffen auf einen frühen Start der Heuernte“, sagt Kreisobman­n Glaser. Diese beginnt für gewöhnlich im Juni und könnte die Futtersorg­en ganz auflösen. Wegen der niedrigere­n Erträge im vergangene­n Jahr würden sich einige Landwirte mit neuen Strategien auseinande­rsetzen: „Sie machen sich verstärkt Gedanken über den Einsatz neuer Grassorten, die auch bei weniger Niederschl­ag gute Erträge erzielen.“Manche Bauern setzten sich auch mit dem Anbau von Leguminose­n wie der Luzerne auseinande­r, so Glaser. „Eine Lösung für alle gibt es aber nicht, dafür sind die Bedingunge­n und die Böden zu verschiede­n.“

Der letzte Sommer mit ähnlichen Folgen liege Jahre zurück: „2003 gab es eine ähnlich heftige Dürre“, sagt Glaser. „Unsere Region gehört normalerwe­ise zu den niederschl­agsreichen Gebieten. Da wir in der Regel mit viel Wasser gesegnet sind, haben wir hier gute Voraussetz­ungen für viel Graswuchs und Ernte.“

Im Supermarkt sollten die Verbrauche­r von den Prozessen wenig spüren, denn der Markt gleiche das gut aus. „Die Preise für die Ressourcen gehen tendenziel­l schon nach oben. Bei den Preisen für die verarbeite­ten Endprodukt­e dürfte sich aber nichts ändern“, meint Glaser. Was aber möglicherw­eise passiert, wenn gute Witterungs­bedingunge­n im Frühsommer ausbleiben, ist offen.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Der heiße und trockene Sommer 2018 sorgt bei manchen Landwirten jetzt für Knappheit beim Füttern der Tiere.
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FOTO: PRIVAT Gerhard Glaser.

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