Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Liebe mit Showeffekt
Mark Forster bringt seine Fans im Roxy zum Klatschen, Kreischen und Mitsingen – Doch am Ende bleibt eine Frage offen
ULM - Noch zu Beginn verspricht Mark Forster auf der Bühne der ausverkauften Werkhalle: „Heute gibt es nur uns.“Denn während er beim zweiten Teil seiner aktuellen Tour „Liebe“ab März in den ganz großen Hallen haltmacht und dabei 16 Lastwagen nur für Showeffekte im Gepäck hat, sollte es am Samstag im Ulmer Roxy eben ruhiger zugehen. Wirklich der Fall ist das am Ende nicht, was seine Fans aber augenscheinlich nicht weiter stört.
Gleich zu Beginn präsentiert Forster mit „Flash mich“einen seiner bekannten Hits – und das textsichere Publikum singt, tanzt und klatscht begeistert mit. Und im Verlauf des Konzerts mischt sich immer mehr Drumherum dazu: wild schimmernde, teilweise schon stroboskopartige Lichteffekte, Trockeneis-Fontänen und dann und wann ein Konfettiregen, der auf die Besucher herniederrieselt. Es passt zu der fröhlichen Welt, in der sich viele von Forsters Songs abspielen. Und all das macht auch die Besucher glücklich.
Doch nicht nur die einzelnen Lieder sind mit reichlich Effekten ausgeschmückt, auch dazwischen gibt es fast schon kleine Showeinlagen: Als der 35-Jährige beispielsweise angesichts der zwar ausverkauften, aber ein paar Lücken aufbietenden Halle fragt, ob nicht einer der Gäste einen Bekannten habe, der in der Nähe wohne und Lust habe, noch vorbeizukommen. Als der vom Sänger dann selbst angerufene Raphael – erkennbar kein eingefleischter ForsterFan – dann tatsächlich keine 20 Minuten später auf der Bühne steht, gibt es von der Menge frenetischen Applaus für diese witzige Lässigkeit – und vom Sänger selbst ein Tour-TShirt als Geschenk.
Zwischen all dem gibt es aber dennoch ruhige Momente: Als der 35-Jährige auf einer Leiter mitten im Publikum steht – als improvisierte BStage – und dabei ganz unaufgeregt, dafür aber umso gefühlvoller die drei Songs „Kogong“, „Genau wie du“und „Nathalie“performt. Kein Wunder, sind doch die letzten beiden Lieder seinem Vater beziehungsweise seiner Schwester gewidmet – damit lässt Forster die Fans auch in seine Seele blicken. Und gesanglich, das beweist der Cap-Liebhaber den ganzen Abend über, ist er einer jener Künstler, die sich auch live auf der Bühne qualitativ nicht hinter ihren Studioaufnahmen verstecken müssen.
Doch dann ist der ruhige Moment vorbei, die Leiter weggepackt – und der 35-Jährige aus Kaiserslautern springt wieder im wilden Scheinwerferlicht über die Bühne und fährt am Ende die komplette Bandbreite auf. Gleich mehrere Zugaben spendiert er seinem Publikum und hat sich dafür auch die beliebten Werke „Chöre“und „Bauch und Kopf“aufgehoben.
Am Ende aber, nach all dem Konfettiregen, bleibt unweigerlich die Frage, ob dieser Abend nicht ein ganzes Stück besonderer hätte sein können, hätten der Sänger und sein Team einfach mehr Mut bewiesen. Mehr Mut zu weniger Show. Denn während Ersteres für die Liebe – und die stand ja schließlich an diesem Abend im Mittelpunkt – oft unabdingbar ist, ist Show in der Liebe doch ziemlich unnötig und eigentlich nur störend.