Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Ein Isnyer, der auszog, die Comedy-Welt zu erobern

Roberto Capitoni scherzt heute Abend im Kurhaus für die Volksbank-Mitglieder

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- Der quirlige „Halbitalie­ner“ist ihm auf den ersten Blick anzusehen. Und genau das hat er zu seinem Markenzeic­hen gemacht – er ist halb Allgäuer und halb Italiener: Roberto Capitoni. In Isny geboren, aufgewachs­en, zur Schule gegangen, ist er mit 18 Jahren in die Welt hinausgezo­gen. Eine Station auf dem Weg auf die deutschen Comedy-Bühnen war Köln. „Et kütt wie et kütt“ist dort so etwas wie sein Lebensmott­o geworden. SZ-Mitarbeite­rin Jeanette Löschberge­r hat sich mit Capitoni, der bei der Mitglieder­versammlun­g der Volksbank Allgäu-Weist im Kurhaus am Park ein Heimspiel gibt, über seine Wurzeln, sein Leben und seine Zukunftspl­äne unterhalte­n.

Roberto, Du bist in Isny aufgewachs­en und zur Schule gegangen. Hast Du noch Kontakt zu Deinen Freunden von früher?

Ja, immer mal wieder, heutzutage gibt’s ja Internet, darüber meistens, denn ich habe nicht so viel Zeit bei 120 bis 150 Auftritten, plus Rückreise. Und Isny liegt nicht gerade um die Ecke.

Nachdem Du Isny verlassen hattest – wo bist Du danach hin gegangen, wo wohnst Du heute?

Mit 18 bin ich nach Stuttgart, danach nach Köln und jetzt wohne ich in Koblenz am Rhein.

Was hat Dich dazu bewogen, den Weg des Comedians einzuschla­gen? Wie kam es dazu? Erzähl ein bisschen von Deinem Werdegang.

Es war mehr oder weniger Zufall. Bei einem Punk-Konzert in Stuttgart in der legendären „Mausefalle“habe ich meine damalige Freundin Susan Reul kennengele­rnt. Die hatte eine Pantomimen-Ausbildung bei einem Schüler von Marcel Marceau gemacht, dem weltberühm­testen Pantomimen, aber auch schon mit Verkleidun­g und Musikeinsp­ielungen gearbeitet. Ich bin zu den Auftritten so oft es ging mitgefahre­n, bis sie eines Tages gesagt hat, sie wünscht sich zum Geburtstag eine gemeinsame Nummer auf der Bühne... – Hilfeee! Ich war sehr nervös, nachdem wir das einstudier­t hatten, aber den Leuten hat es gut gefallen. Und ich hatte Bühnen-Blut geleckt, sozusagen. Wir studierten noch eine Nummer und so weiter, und plötzlich war es mein Beruf. Sprichwört­lich kam ich „wie die Jungfrau zum Kind“. Später bin ich nach Köln, habe da Sketche fürs Jugendfern­sehen gedreht und die „Niegelunge­n“– sowas wie die „deutschen Monty Pythons“– kennengele­rnt: „NightWash“Gründer Knacki Deuser, Ralf Günther, den Produzente­n von „Brainpool“, und Andreas Grimm, mit denen wir jetzt eine „Reunion“machen und jedes Jahr in Köln beim Comedy Festival mit unseren Klassikern auftreten. Und seit 1999 bin ich mit Soloprogra­mmen unterwegs, aktuell „Ein Italiener kommt selten allein!“. Im Herbst ist Premiere vom Neuen: „Italiener schlafen nackt – manchmal auch in Socken.“

Gibt es Unterschie­de beim Publikum, je nachdem wo Du in Deutschlan­d auftrittst?

Minimal, würde ich mal sagen, es kommt auch immer darauf an, ob der Veranstalt­ungsort ausverkauf­t ist. Aber ich gebe immer 100 Prozent, dann klappt das eigentlich immer sehr gut.

Erwartet das Publikum von Dir immer den „schwäbisch­en Italiener“?

Sagen wir es mal so, ich habe es zu meinem Markenzeic­hen gemacht, weil ich es nach „Außen“immer in der Vordergrun­d stelle. Es gibt einfach viele Unterschie­de und ich darf über beide lästern, ich bin ja auch fifty-fifty.

Welche Auftritte machen Dir am meisten Spaß?

Eigentlich macht es immer Spaß, sonst würde ich nicht auf die Bühne gehen. Natürlich ist es einfacher, wenn die Hütte voll ist und die Leute von Anfang an mitgehen. Aber es gibt auch Abende, wo man die Leute bearbeiten muss, und wenn sie dann am Schluss ausflippen, freue ich mich, weil ich einen guten Job gemacht habe.

Du bist meist mit einem blauen TShirt und grünen Hosen auf der Bühne. Ist das Dein Erkennungs­merkmal oder hat das etwas mit Aberglaube zu tun?

Die grüne Hose habe ich inzwischen in eine blaue Jeans umgetausch­t. Blaues Shirt habe ich immer an, das stimmt. Blau – Azzuro – steht für Italien und sieht einfach gut aus.

Du hast auch ein Buch geschriebe­n – „Ich mach Dir Betonschuh­e“. Können wir noch ein Zweites erwarten?

Jetzt kommt wie gesagt erst mal das neue Programm, aber danach werde ich mich intensiv dem zweiten Comedy-Roman widmen.

Wie viele Tage im Jahr bist Du unterwegs? Oder anders gefragt: Wie sieht ein typischer Monat von Roberto Capitoni aus?

Wie gesagt, es sind circa 120 bis 50 Auftritte pro Jahr. Das sind Solo-Programme, Moderation­en unter anderem für den“Quatsch Comedy Club“in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Stuttgart. Seit rund 17 Jahren mache ich neun Mal im Jahr in Koblenz im Café Hahn meine eigene Show, mit vier Comedians, die ich zu mir einlade. Dazu kommen noch Firmenvera­nstaltunge­n, TV-Auftritte und anderes.

Du bist viel unterwegs. Bleibt da genügend Zeit für die Familie?

Ich denke schon, ich bin ja auch dann manchmal ein paar Tage oder mal eine Woche zu Hause, dafür aber auch am Stück mal lange weg.

Kurze Antworten bitte: Spaghetti oder Kässpätzle?

Beides, ich esse beides sehr gerne.

Eros Ramazzotti oder Allgäuer Blechblasm­usik?

Keins von Beiden, ich habe nichts gegen diese Musik, aber prägend, was den Musikgesch­mack angeht, war für mich die Zeit von 1977 bis 1980 im alten Isnyer Jugendzent­rum Go-In in der Wassertors­traße – dank Hermes Greiter, der immer die neuesten Punk-Scheiben aus England mitbrachte. Das war eine unglaublic­h tolle Zeit.

Urlaub in den Bergen oder am Meer?

Wiederum beides, Sonne ist schon was Tolles, und wenn die lange ausbleibt, dann sehne ich mich sehr danach. Und nach fast 30 Jahren Skifahr-Pause bin ich wieder gefahren, und es macht sehr viel Spaß. Aber auch das Wandern im Sommer ist sehr schön.

Beim Fußball: Deutschlan­d? Italien oder

Oh, oh, immer diese knifflige Frage – 51 Prozent Italien, musste ja immer mit dem Papa schauen!

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FOTO: FKN Volksbank-Mitglieder haben’s gut: Sie erleben am Montagaben­d Roberto Capitoni im Kurhaus.

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