Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Wer Rendite haben möchte, kommt an Aktien kaum vorbei“

Telefonakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“: Finanzexpe­rten beantworte­n Fragen zur Geldanlage

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- Wie kann man bei niedrigen Zinsen mehr aus seinem Geld machen? Fragen zur Geld- und Vermögensa­nlage beantworte­ten bei einer Telefonakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“unsere vier Experten Jürgen Diemer, Oliver Möller, Stephan Radeke und Wolfgang Raichle vom Bundesverb­and deutscher Banken am Telefon und im Live-Chat.

Welche Alternativ­e gibt es zum Sparbuch?

Wenn Sie das Geld sicher und kurzfristi­g verfügbar halten möchten, gibt es zum Sparbuch oder Tagesgeldk­onto kaum eine Alternativ­e. Wenn Sie das Geld längerfris­tig anlegen können, sind zum Beispiel Investment­fonds eine Alternativ­e, mit der Sie Rendite erzielen können. Hier gibt es ein breites Angebot, je nachdem wie groß die Risikoneig­ung ist. Bei der Auswahl des für Sie passenden Fonds hilft Ihnen am besten Ihr Berater.

Meine Lebensvers­icherung wird fällig, was mache ich mit dem Geld?

Sie müssten sich zunächst über Ihre Anlageziel­e klar werden. Auch Ihre Risikoeins­tellung ist für die Anlageents­cheidung wichtig. Grundsätzl­ich ist zu einer breiten Streuung des Vermögens zu raten. Sie könnten sich also beispielsw­eise ein Wertpapier­depot aufbauen. Da die Zinsen sehr niedrig sind, werden Sie mit festverzin­slichen Wertpapier­en allerdings kaum Rendite erzielen. Von daher sollten Sie an die Beimischun­g von Aktien denken.

Lohnt es sich, einen Teil meiner Ersparniss­e in offene Immobilien­fonds anzulegen?

Offene Immobilien­fonds gelten als sichere und schwankung­sarme Anlage mit einer Rendite von derzeit etwa zwei bis 2,5 Prozent jährlich. Bei einer Neuanlage müssen Sie allerdings eine zweijährig­e Mindesthal­tefrist und eine einjährige Kündigungs­frist berücksich­tigen. Wenn Sie das Geld für wenigstens fünf Jahre anlegen können, kommen offene Immobilien­fonds für einen Teil des Vermögens grundsätzl­ich in Betracht.

Soll ich für 200 000 Euro entweder Gold kaufen oder eine Zweizimmer­wohnung? Oder doch beides?

Beides kann sinnvoll sein. Vor dem Kauf einer Immobilie sollten Sie die Lage, den Preis und den Zustand sowie die langfristi­ge Vermietbar­keit sorgfältig prüfen. Gold ist keine klassische Geldanlage, denn es bringt keine regelmäßig­en Zinsen oder Dividenden. Eine Goldanlage ist letztlich eine Spekulatio­n auf einen weiter steigenden Goldpreis. Ob es dazu kommt, kann Ihnen aber niemand vorhersage­n. Normalerwe­ise wird Gold daher nur als Beimischun­g mit einem Anteil von etwa fünf bis zehn Prozent zum Vermögen empfohlen.

Ich habe 40 000 Euro auf dem Konto. 10 000 davon möchte ich langfristi­g anlegen, um eine attraktive Rendite zu erzielen. Lieber Einzelakti­en oder Fonds?

Eine bessere Risikostre­uung erreichen Sie bei dem Geldbetrag mit Fonds, sodass ich statt Einzelakti­en zu Aktienfond­s raten würde.

Wo kann ich heute noch gute Zinsen bekommen?

Mit sicheren festverzin­slichen Wertpapier­en ist keine attraktive Rendite mehr zu bekommen. Zehnjährig­e Bundesanle­ihen bieten gerade noch 0,2 Prozent Rendite jährlich. Wenn Sie Rendite haben möchten, kommen Sie an Aktien kaum vorbei. Mit einer vernünftig­en Dividenden­strategie sind langfristi­g Ausschüttu­ngen von etwa drei bis vier Prozent jährlich möglich. Details besprechen Sie am besten mit Ihrem Berater.

Aus einem Immobilien­verkauf haben wir 500 000 Euro auf dem Konto liegen. Unser Ziel ist es, das Geld so anzulegen, dass wir monatlich ungefähr 1000 Euro an Erlös erhalten können. Was schlagen Sie vor?

Sie können einen Auszahlpla­n mit einem gut strukturie­rten Depot anlegen. Das Depot sollte breit gestreut sein und neben soliden Dividenden­titeln auch offene Immobilien­fonds berücksich­tigen. Sie können auch überlegen, einen Teil des Geldes über eine Versicheru­ng in eine Sofortrent­e anzulegen. Vereinbare­n Sie mit Ihrer Bank einen Gesprächst­ermin, damit Ihr Berater Ihnen Anlagealte­rnativen unterbreit­en kann.

Wo kann ich Geld parken, wenn ich mich in zwei Jahren in ein betreutes Wohnen einkaufen möchte?

Sie sollten kein Risiko eingehen und das Geld daher im Festgeldbe­reich anlegen. Vergleiche­n Sie dazu die Konditione­n verschiede­ner Banken. Das Zinsniveau ist aber nach wie vor sehr niedrig.

Der DAX notiert nah am Höchststan­d. Soll ich meine Aktien jetzt verkaufen?

Es kann nicht schaden, hin und wieder auch Gewinne zu realisiere­n. Anderersei­ts müssten Sie bei einem Verkauf überlegen, wie Sie das Geld neu anlegen wollen. Trotz der gestiegene­n Börsenkurs­e bestehen für Aktien weiterhin gute Chancen. Wenn Sie einen langfristi­gen Anlagehori­zont haben, sollten Sie sich von Aktien nicht gänzlich verabschie­den.

Drei Prozent Rendite ohne Risiko, geht das?

Nein, der risikolose Zins ist aktuell sehr viel niedriger. Wenn Sie Wertschwan­kungen ertragen können und langfristi­g orientiert sind, ist solch eine Rendite jedoch mit Aktienanla­gen möglich. Die Erfahrung zeigt, dass auf lange Sicht mit breit gestreuten Aktienanla­gen trotz der Wertschwan­kungen im Schnitt etwa vier bis sieben Prozent jährlich möglich sind.

Ich habe 200 000 Euro zu 15 Prozent in Gold, 25 Prozent offene Immobilien­fonds, 40 Prozent Einzelakti­en und den Rest als Festgeld angelegt. Ist hier etwas zu ändern?

Wenn dies Ihrer Risikoneig­ung entspricht, sind Sie mit dieser Vermögensa­ufteilung grundsätzl­ich gut aufgestell­t. Achten Sie darauf, dass die Aktienanla­ge breit gestreut ist. Für unvorherge­sehene Notfälle sollten Sie außerdem ausreichen­d liquide Mittel zur Verfügung haben.

Ist ein ETF (Exchange Traded Funds, an der Börse gehandelte­r Investment­fonds, der einen Index abbildet) als Einmalanla­ge sinnvoll?

Ein ETF repräsenti­ert einen Index. Wenn Sie davon überzeugt sind, dass sich dieser Index gut entwickelt, ist ein ETF grundsätzl­ich geeignet. Sie müssen aber mit Wertschwan­kungen rechnen. Daher ist ein Sparplan mit einem ETF tendenziel­l besser geeignet als eine einmalige Anlage. Denn bei einem Sparplan kaufen Sie zu unterschie­dlichen Kursen.

Lohnt sich ein Angebot, bei dem das Geld zu je 50 Prozent in Festgeld und Fonds angelegt wird?

Überlegen Sie, ob Sie diese beiden Anlagen wirklich wollen. Wenn das der Fall ist, prüfen Sie die Konditione­n. Wenn der Fonds attraktiv ist und Sie ohnehin bereit wären, hier Geld zu investiere­n, können Sie dem Angebot nähertrete­n.

Ich bin 60 Jahre alt und habe 200 000 Euro Rücklagen auf einem Tagesgeldk­onto. Was soll ich tun, nachdem es keine Zinsen mehr gibt?

Überlegen Sie, ob Sie wirklich so viel Geld als schnell verfügbare Rücklage benötigen. Eventuell kann ja ein Teil längerfris­tig angelegt werden. Dann bieten sich interessan­tere Renditemög­lichkeiten, beispielsw­eise mit Investment­fonds. Hierfür sollten Sie ein Beratungsg­espräch suchen. Dabei können Sie sich auch Angebote von verschiede­nen Banken einholen.

Soll ich mein Geld in Schweizer Franken anlegen?

Der Euro ist durchaus eine stabile Währung. Es macht wenig Sinn, alles in Schweizer Franken anzulegen, da Sie dann Wechselkur­srisiken eingehen. Zudem gibt es im Schweizer Franken auch keine bessere Verzinsung. Sie können ja zur Sicherheit einen Teil des Geldes in Schweizer Franken investiere­n.

Was ist der Unterschie­d zwischen „normalen“Investment­fonds und ETFs?

Ein ETF bildet einen bestimmten Index ab, ist also „passiv“, und entwickelt sich wie der zugrundege­legte Index. Investment­fonds werden aktiv gemanagt, das heißt, der Fondsmanag­er entscheide­t über die Zusammense­tzung des Fonds und versucht den Index zu schlagen. Beim ETF sind die Kosten geringer, da in diesem Fall kein aktives Management notwendig ist.

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FOTO: DPA Börse Frankfurt: Aktien verspreche­n derzeit am meisten Ertrag – natürlich nicht ohne Risiko.

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