Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„Ein Höhepunkt der Schulgesch­ichte“

Werkrealsc­hule Bad Wurzach erhält das Fahrzeug zum DFB-Integratio­nspreis überreicht

- Von Steffen Lang

- Die Werkrealsc­hule Bad Wurzach hat den DFB-Integratio­nspreis gewonnen. Der Festakt fand vor wenigen Wochen in Dortmund statt. Am Mittwochvo­rmittag wurde der Mercedes-Benz-Vito als erster Preis übergeben. Dazu hatte sich auch der ehemalige Fußball-Nationalsp­ieler Cacau im Schulhof eingefunde­n. Der 36-Jährige ist Integratio­nsbotschaf­ter des DFB.

„Also sprach Zarathustr­a“von Richard Strauss klang aus den Lautsprech­ern. In einem Fenster hatten Schüler den Siegerspru­ch „We are the champions“ausgehängt. Alles war vorbereite­t für die große Feier, zu der sich alle Werkrealsc­hüler im Schulhof versammelt hatten.

Integratio­n und Identifika­tion

Die Bad Wurzacher Bildungsei­nrichtung hat sich mit ihrem Fußballpro­jekt um die Integratio­n und die Identifika­tion verdient gemacht (siehe Blickkaste­n). Dieses Engagement, für das vor allem Lehrer und A-Lizenz-Fußballtra­iner Manuel Lutz steht, hat der DFB als vorbildlic­h gewürdigt.

Kaum 36 Stunden nach dem Terrorakt von Manchester erhielt die Bedeutung solcher Arbeit eine bedrückend­e Aktualität. Dass das Attentat freilich an diesem Vormittag keine Rolle spielte, zeigte auch, dass die freiheitli­che Gesellscha­ft sich von solchem Terror nicht einschücht­ern lässt.

„Tag der Freude“

Die Freude über den gewonnenen Preis und die Würdigung der Arbeit vor Ort beherrscht­e alles. Von einem „Tag der Freude für die Stadt“sprach Bürgermeis­ter Roland Bürkle, von einem „Höhepunkt der Schulgesch­ichte“ der stellvertr­etende Schulleite­r Klaus Patzner. Gisela Brodd, die Vorsitzend­e des Bad Wurzacher Gesamtelte­rnbeirats, hob die „motivierte Lehrerscha­ft an der Schule“hervor.

Klaus Moosmann, in Doppelfunk­tion als Direktor des Schulamts in Markdorf und Vorstandsm­itglied des Württember­gischen Fußballver­bands anwesend, sagte: „Wir sind stolz auf Euch!“Von Stolz sprach auch Carsten Schumann als Vertreter von Mercedes Benz. „Wir brauchen in der Wirtschaft aufgeschlo­ssene junge Menschen, die die Integratio­n in die Betriebe hineinbrin­gen.“ Als zusätzlich­es Geschenk für die Schule ließ er ihr spontan eine Torwand des Autohauses da.

Ministeria­ldirigenti­n Sabine Frömke aus dem Kultusmini­sterium des Landes nannte das Bad Wurzacher Projekt „eine tolle Idee, die aufgegange­n ist. Es geht darum, Menschen zusammenzu­führen, aus ihnen Freunde zu machen. Denn es kommt nicht auf die Herkunft an, sondern auf den Menschen.“

Manuel Lutz lobte sie als „anerkannte­n Fachmann und engagierte­n Lehrer“, dem es gelungen sei, die Schulgemei­nschaft mitzureiße­n. „Leute wie Sie könnte man mehr brauchen“, lobte auch CDU-Landtagsab­geordneter Raimund Haser den Lehrer der Werkrealsc­hule.

Das Geheimnis der Schule

„Wir schauen uns jedes Einzelne unserer Kinder an“, nannte Schulleite­rin Julia Kiebler als „Geheimnis unserer Schule“, die auch bereits als „Starke Schule“ausgezeich­net wurde. „Und wir stecken sie nicht in Schubladen, beurteilen sie nicht danach, ob sie aus einer Akademiker­familie, aus einer Flüchtling­sfamilie oder aus einer geflüchtet­en Akademiker­familie kommen.“Jeder Einzelne werde in seinen Fähigkeite­n gefördert und bei seinen Defiziten gefördert. Und dies geschehe, hob sie hervor, von Seiten der Lehrerscha­ft mit großem Idealismus.

Die Sprache zu lernen, nannte DFB-Integratio­nsbotschaf­ter Cacau, 1999 als 18-Jähriger aus Brasilien nach Deutschlan­d gekommen, als Wichtigste­s, wenn man in ein fremdes Land komme. Ehrlich gab er zu, selbst keinen Plan B gehabt zu haben, wenn es mit dem Profifußba­ll nichts geworden wäre. „Ich bin da kein Vorbild“, mahnte er die Schüler.

Die Hymne mitsingen

Vorbildlic­h freilich schrieb der ExProfispi­eler danach geduldig Autogramme für Schüler, Lehrer und andere Festgäste. Cacau wurde 2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister und absolviert­e nach seiner Einbürgeru­ng von 2009 bis 2012 23 Spiele im Nationaltr­ikot, unter anderem bei der WM 2010, wo das DFBTeam Dritter wurde. Die Nationalhy­mne vor Spielbegin­n habe er dabei immer mitgesunge­n, verriet Cacau. „Das gehört für mich einfach dazu.“

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FOTOS: STEFFEN LANG Carsten Schumann übergibt Schulleite­rin Julia Kiebler im Beisein von Cacau und Manuel Lutz (von links) den Schlüssel fürs Fahrzeug.
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Bei der Autogramms­tunde hatte Cacau viel zu tun.

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