Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)
„Ein Höhepunkt der Schulgeschichte“
Werkrealschule Bad Wurzach erhält das Fahrzeug zum DFB-Integrationspreis überreicht
- Die Werkrealschule Bad Wurzach hat den DFB-Integrationspreis gewonnen. Der Festakt fand vor wenigen Wochen in Dortmund statt. Am Mittwochvormittag wurde der Mercedes-Benz-Vito als erster Preis übergeben. Dazu hatte sich auch der ehemalige Fußball-Nationalspieler Cacau im Schulhof eingefunden. Der 36-Jährige ist Integrationsbotschafter des DFB.
„Also sprach Zarathustra“von Richard Strauss klang aus den Lautsprechern. In einem Fenster hatten Schüler den Siegerspruch „We are the champions“ausgehängt. Alles war vorbereitet für die große Feier, zu der sich alle Werkrealschüler im Schulhof versammelt hatten.
Integration und Identifikation
Die Bad Wurzacher Bildungseinrichtung hat sich mit ihrem Fußballprojekt um die Integration und die Identifikation verdient gemacht (siehe Blickkasten). Dieses Engagement, für das vor allem Lehrer und A-Lizenz-Fußballtrainer Manuel Lutz steht, hat der DFB als vorbildlich gewürdigt.
Kaum 36 Stunden nach dem Terrorakt von Manchester erhielt die Bedeutung solcher Arbeit eine bedrückende Aktualität. Dass das Attentat freilich an diesem Vormittag keine Rolle spielte, zeigte auch, dass die freiheitliche Gesellschaft sich von solchem Terror nicht einschüchtern lässt.
„Tag der Freude“
Die Freude über den gewonnenen Preis und die Würdigung der Arbeit vor Ort beherrschte alles. Von einem „Tag der Freude für die Stadt“sprach Bürgermeister Roland Bürkle, von einem „Höhepunkt der Schulgeschichte“ der stellvertretende Schulleiter Klaus Patzner. Gisela Brodd, die Vorsitzende des Bad Wurzacher Gesamtelternbeirats, hob die „motivierte Lehrerschaft an der Schule“hervor.
Klaus Moosmann, in Doppelfunktion als Direktor des Schulamts in Markdorf und Vorstandsmitglied des Württembergischen Fußballverbands anwesend, sagte: „Wir sind stolz auf Euch!“Von Stolz sprach auch Carsten Schumann als Vertreter von Mercedes Benz. „Wir brauchen in der Wirtschaft aufgeschlossene junge Menschen, die die Integration in die Betriebe hineinbringen.“ Als zusätzliches Geschenk für die Schule ließ er ihr spontan eine Torwand des Autohauses da.
Ministerialdirigentin Sabine Frömke aus dem Kultusministerium des Landes nannte das Bad Wurzacher Projekt „eine tolle Idee, die aufgegangen ist. Es geht darum, Menschen zusammenzuführen, aus ihnen Freunde zu machen. Denn es kommt nicht auf die Herkunft an, sondern auf den Menschen.“
Manuel Lutz lobte sie als „anerkannten Fachmann und engagierten Lehrer“, dem es gelungen sei, die Schulgemeinschaft mitzureißen. „Leute wie Sie könnte man mehr brauchen“, lobte auch CDU-Landtagsabgeordneter Raimund Haser den Lehrer der Werkrealschule.
Das Geheimnis der Schule
„Wir schauen uns jedes Einzelne unserer Kinder an“, nannte Schulleiterin Julia Kiebler als „Geheimnis unserer Schule“, die auch bereits als „Starke Schule“ausgezeichnet wurde. „Und wir stecken sie nicht in Schubladen, beurteilen sie nicht danach, ob sie aus einer Akademikerfamilie, aus einer Flüchtlingsfamilie oder aus einer geflüchteten Akademikerfamilie kommen.“Jeder Einzelne werde in seinen Fähigkeiten gefördert und bei seinen Defiziten gefördert. Und dies geschehe, hob sie hervor, von Seiten der Lehrerschaft mit großem Idealismus.
Die Sprache zu lernen, nannte DFB-Integrationsbotschafter Cacau, 1999 als 18-Jähriger aus Brasilien nach Deutschland gekommen, als Wichtigstes, wenn man in ein fremdes Land komme. Ehrlich gab er zu, selbst keinen Plan B gehabt zu haben, wenn es mit dem Profifußball nichts geworden wäre. „Ich bin da kein Vorbild“, mahnte er die Schüler.
Die Hymne mitsingen
Vorbildlich freilich schrieb der ExProfispieler danach geduldig Autogramme für Schüler, Lehrer und andere Festgäste. Cacau wurde 2007 mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister und absolvierte nach seiner Einbürgerung von 2009 bis 2012 23 Spiele im Nationaltrikot, unter anderem bei der WM 2010, wo das DFBTeam Dritter wurde. Die Nationalhymne vor Spielbeginn habe er dabei immer mitgesungen, verriet Cacau. „Das gehört für mich einfach dazu.“