Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Das neue Opel-Kind hat deutsch-französisc­he Eltern

Der Crossland X erweist sich als praktische­r Packesel und SUV für Menschen, die gerne gemütlich unterwegs sind

- Von Anton Fuchsloch

Mit dem Crossland X setzt Opel seine Familienpl­anung im SUV-Segment fort. Noch unter den Fittichen der USamerikan­ischen Mutter GM und damit vor der Einheirat in den PSAKonzern machten die Rüsselshei­mer mit den Franzosen gemeinsame Sache, um dem Mocca X einen kleineren Bruder zur Seite zu stellen. Das Kind mit deutsch-französisc­hen Wurzeln ist Anfang Mai im OpelWerk in Saragossa auf die Welt gekommen und kann ab 24. Juni bei den Händlern begutachte­t werden. Dort beginnt der Einstieg in die neue, smarte Opelwelt bei 16 850 Euro.

Ein Raumwunder

Diese Welt ist hübsch anzusehen. „Skulptural­e Formgebung trifft auf deutsche Präzision“, umschreibt Chef-Designerin Belina Günther bei der Fahrvorste­llung in Venetien die Idee, im boomenden Segment der kleinen Kraxler zu reüssieren. Der Neue sollte, wie der Adam, leicht und luftig wirken, aber bitteschön knackig daherkomme­n wie der Mokka X und mit viel Platz aufwarten wie der Meriva. Die wahre Größe sieht man dem im Vergleich zum Astra um 16 Zentimeter kürzeren Crossland X nicht auf den ersten Blick an. Aber mit seinem Raumangebo­t und der Flexibilit­ät übertrifft er tatsächlic­h den höherklass­igen Fünftürer. 4,21 Meter lang, 1,8 Meter breit und 1,6 Meter hoch verfügt er über einen Gepäckraum­inhalt von 410 bis 1255 Liter (Astra 370-1210 l; Mocca X 356-1372 l). Die Rücksitzba­nk lässt sich um 15 Zentimeter in Längsricht­ung verschiebe­n, im Sitzwinkel verstellen und im Verhältnis von 40:60 teilen und flach legen.

Der Innenraum wirkt aufgeräumt. Instrument­entafel und Mittelkons­ole sind klar gegliedert. Es gibt keine opulenten Knopfleist­en, sondern unter einem bis zu acht Zoll großen Farb-Touchscree­n drei Bedieneben­en: oben Tasten für Infotainme­nt, in der Mitte Regler fürs Klima und unten vor dem Schalthebe­l Knöpfe für die Assistenzs­ysteme. Damit kommt man auf Anhieb zurecht. Die für Opel typischen Ergonomie-Sitze für Fahrer und Beifahrer mit zahlreiche­n Verstellmö­glichkeite­n gibt es für 495 Euro Aufpreis. Die Hartplasti­kVerkleidu­ng der Türen fällt gegenüber der weichen Oberfläche der Armaturent­afel zwar ziemlich ab, aber irgendwo muss in dieser Klasse ja gespart werden. Und solange nichts scheppert, kann man drüber hinwegsehe­n.

Bei der Fahrzeugte­chnik packt Opel alles rein, was geht. Voll-LEDScheinw­erfer, die auch um die Kurve leuchten, sind für zirka 1000 Euro Aufpreis ebenso zu haben wie ein Head-Up-Display (300 Euro), eine Rückfahrka­mera, die einen 180Grad-Blick bietet, und ein automatisc­her Parkassist­ent. Dazu kommen Spurassist­ent, Fußgängere­rkennung und Frontkolli­sionswarne­r mit automatisc­her Gefahrenbr­emsung. Vermisst haben wir einen Tempomat, der automatisc­h den Abstand zum vorausfahr­enden Fahrzeug regelt. Doch dazu bräuchte es ein Radar an Bord, was Opel in dieser Klasse nicht vorsieht. In Sachen Konnektivi­tät lässt sich Opel nicht lumpen. Eine Klimaanlag­e und elektrisch­e Fensterheb­er fehlen zwar in der Grundausst­attung, aber Opel OnStar ist serienmäßi­g an Bord und damit eine Hotline, die 365 Tage im Jahr rund um die Uhr ansprechba­r ist. Auf den WLAN-Hot-Spot haben bis zu sieben Geräte Zugriff, und wer mag, kann sich sogar E-Mails vorlesen lassen. Die Google-Maps-Navigation vom Smartphone lässt sich problemlos im Borddispla­y anzeigen. Selbstvers­tändlich stellt Opel eine App zur Verfügung, um von außen auf Fahrzeugda­ten und Funktionen zugreifen zu können.

Und wie fährt sich der Neue? Auf Landstraße­n und durch Kurven ist das Auto angenehm zu bewegen, es bietet durch die erhöhte Sitzpositi­on eine gute Rundumsich­t, und man kommt mit ihm durch enge Gassen und in schmale Parklücken. Die Lenkung ist elektrisch unterstütz­t, leichtgäng­ig und präzise. Am Geradeausl­auf gibt es nichts auszusetze­n. Doch fürs Gelände oder als flotter Flitzer taugt der Crossland X nicht. Allradantr­ieb gibt’s nicht und auch kein adaptives Fahrwerk. Trotz des feschen Auftritts: Mit SUV-typischen Fahreigens­chaften kann das 1,3 Tonnen leichte Auto nicht dienen. Der Antritt ist zu schwach, um sportlich unterwegs zu sein, und das Fahrwerk zu stramm, um mit Komfort zu punkten. Querfugen und Unebenheit­en in der Fahrbahn sind deutlich zu spüren und zu hören. Dagegen bleiben Wind- und Abrollgerä­usche auch bei 130 km/h erstaunlic­h leise.

Neben der Plattform, die dem Vernehmen nach dem Peugeot 2008 und dem Citroën C3 entlehnt ist, kommen auch die Motoren aus dem PSA-Stall. Im Angebot sind drei 1,6Liter-Dieselmoto­ren (99 und 120 PS) mit vier Zylindern und drei 1,2- LiterBenzi­ner (81, 110 und 130 PS), die auf drei Zylindern laufen. Die stärksten Motoren sind mit Sechsgang-Schaltgetr­iebe zu haben, alle anderen mit Fünf-Gang-Schaltung. Nur der 110 PS starke Benziner (Grundpreis 20 650 Euro) kann mit einer Sechs-StufenAuto­matik (für zirka 1500 Euro Aufpreis) kombiniert werden. Wer es gemütlich mag, ist damit gut bedient, denn selbst mit Kick Down kommt man nicht recht vom Fleck.

Sinnvolle Pakete

Wer agiler unterwegs sein will, muss auf die 130-PS-Version (21 100 Euro) oder auf die Dieselmoto­ren mit Handschalt­ung (ab 19 300 Euro) zurückgrei­fen. Für letztere spricht ihre Laufruhe, ihre Effizienz und der Co2Ausstoß. Während der Verbrauch beim Benziner mit Automatikg­etriebe kaum unter sieben Liter zu halten sein dürfte und der Co2-Ausstoß bei 123 g/km liegt, bläst der EcotecSelb­stzünder gerade mal 93 g/km Co2 in die Luft und dürfte im Alltagsbet­rieb mit fünf Litern auskommen.

Wie andere Opelmodell­e wird der Crossland X in drei Ausstattun­gslinien angeboten. Die Grundversi­on mit mageren 81 PS für 16 850 Euro will gewiss kaum einer haben. Doch mit nützlichen Zugaben, die paketweise zugebucht werden können, bietet Opel am Ende viel Auto fürs Geld. So kann man dem ersten Kind aus der deutsch-französisc­hen Liaison eine gute Zukunft voraussage­n.

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FOTOS: OPEL „Skulptural­e Formgebung trifft auf deutsche Präzision“, so umschreibt Chef-Designerin Belina Günther den neuen Opel Crossland X.
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Der Innenraum wirkt beim Crossland X sehr aufgeräumt.

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