Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

„So etwas darf sich nicht wiederhole­n“

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BERLIN - Lange vor dem Terroransc­hlag in Berlin kannte die Polizei den Täter: Islamist, Drogenhänd­ler, Ausweisfäl­scher – alles war erfasst. Die Fakten wurden weder konsequent gebündelt, noch wurde gehandelt. Andreas Herholz befragte dazu Stephan Harbarth (CDU), den stellvertr­etenden Vorsitzend­en der CDU/CSU-Bundestags­fraktion im Deutschen Bundestag.

Sonderermi­ttler Jost wirft den Behörden im Fall Amri in seinem Abschlussb­ericht eklatante Fehler vor. Wie lässt sich dieses Versagen bei Polizei und Staatsanwa­ltschaft erklären?

Anhand des Berichtes lässt sich im Kleinen studieren, was auch bereits die Untersuchu­ngen in NordrheinW­estfalen und im Bund gezeigt haben: Letztlich hat sich keine Stelle verantwort­lich gefühlt. So unterblieb vor allem eine Bündelung der zahlreiche­n Strafverfa­hren gegen Anis Amri, und die Chance, diesen Gefährder frühzeitig festzusetz­en, wurde vertan. So etwas darf sich nie wiederhole­n.

Observieru­ng von Terrorverd­ächtigen nur für kurze Zeit und nicht an Sonn- und Feiertagen – ist das ein singuläres Fehlverhal­ten der Berliner Polizei oder angesichts von Personalma­ngel die Regel?

Dass Amri von der Berliner Polizei nur in der „Kernarbeit­szeit“observiert worden sein soll, ist haarsträub­end und wäre ein unglaublic­her Vorgang. Mir ist bislang kein zweiter solcher Fall untergekom­men.

Welche Konsequenz­en müssen jetzt noch gezogen werden, um solche Anschläge und Ermittlerp­annen zu verhindern?

Die Innere Sicherheit ist zunächst Aufgabe der Länder, und daran möchte ich im Grundsatz auch nicht rütteln. Der Fall Anis Amri hat jedoch in meinen Augen deutlich gemacht, dass unser Föderalism­us bei der Bekämpfung des islamistis­chen Terrorismu­s schnell an Grenzen gelangt. Wir brauchen deshalb bei den Gefährdern eine stärkere Steuerungs­kompetenz des Bundes, konkret beim Bundeskrim­inalamt und beim Bundesamt für Verfassung­sschutz. Beide Ämter müssen wir auch weiter personell stärken.

 ?? FOTO: DPA ?? Sonderermi­ttler Bruno Jost (li.), ein früherer Bundesanwa­lt, wirft den Behörden Schlampere­i vor. Innensenat­or Andreas Geisel (SPD/re.) fordert deshalb einen Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags.
FOTO: DPA Sonderermi­ttler Bruno Jost (li.), ein früherer Bundesanwa­lt, wirft den Behörden Schlampere­i vor. Innensenat­or Andreas Geisel (SPD/re.) fordert deshalb einen Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestags.

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