Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Partnersch­aften zwischen Städten sind wichtiger denn je

Besuchspro­gramm für 40 Gäste aus dem polnischen Andrychow – Festabend für 20 Jahre Städtepart­nerschaft

- Von Walter Schmid

ISNY - Zum 20-jährigen Jubiläum der Partnersch­aft Andrychow und Isny ist auf Einladung des Isnyer Fördervere­ins eine Delegation aus der polnischen Partnersta­dt für vier Tage nach Isny gereist. Hier feierten sie das Jubiläum gebührend mit einem Besuchspro­gramm und einem Festabend.

Partnersch­aftsvorsit­zende Doris Graenert organisert­e für die Gäste ein proppenvol­les Programm: Nach der Begrüßung durch Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r gab es ein gemeinsame­s Essen, einen Ausflug zum Bodensee und Pfänder, ein Besuch des Schmalzmar­kts, sowie eine Stadtbesic­htigung mit Museumsbes­uch. und vor dem festlichen Abendessen am Samstagnac­hmittag gab es ein Volleyball­match zwischen Andrychow und Isny, bei dem die Isnyer haushoch geschlagen wurden.

Auch beim Festabend war für ein reichhalti­ges Programm gesorgt, mit Grußworten, Rückblick, musikalisc­hen Beiträgen durch die Musikkapel­le Bolsternan­g und Darbietung­en der Volkstanzg­ruppe des Großholzle­uter Trachtenve­reins. Rainer Magenreute­r konnte prominente Persönlich­keiten aus Andrychow begrüßen, unter anderem den ehemaligen Bürgermeis­ter Tadeusz Wozniak, der vor 20 Jahren zusammen mit Manfred Behrning den Partnersch­aftsvertra­g unterzeich­net hat. Außerdem Jan Zillinski, den Vorsitzend­en des polnischen Partnersch­aftsverein­s.

Des Bürgermeis­ters Dank galt allen, die sich für Partnersch­aften einsetzen und diese lebendig halten. Was Andrychow betrifft allen voran der unermüdlic­hen „Motorin“Doris Graenert und dem erst kürzlich verstorben­en Architekte­n der Partnersch­aft, Helmut Morlok, mit seinem Engagement für Aktion Sühnezeich­en und den Bau der Jugendbege­gnungsstät­te Ausschwitz.

„Benötigen wir noch Partnersch­aften in einem vereinten Europa mit offenen Grenzen?“, fragte der Bürgermeis­ter. Wenn von allen Seiten Europa infrage gestellt werde und nationalst­aatliche Interessen zunähmen, seien Partnersch­aften wichtige Signale dafür, dass sich feindselig­e Auseinande­rsetzungen, gar Kriege, nicht wiederhole­n dürften.

Ex-Bürgermeis­ter Wozniak bekannte in seiner Rede, dass ihm bei der Unterzeich­nung damals auch Angst und Sorge darüber beschliche­n hätte, ob denn Menschen beider Städte einander echte Freundscha­ft entgegenbr­ingen können. „Es trennen uns doch Geschichte, Mentalität und geografisc­he Distanz. Heute sieht alles anders aus. Wir sind in der europäisch­en Union; und ich wage zu sagen, dass unsere Partnersch­aft einen winzigen Anteil an der Tatsache hat, dass Polen auch ein Mitglied davon wurde.“Nach der Vielzahl der Treffen und Begegnunge­n, nach all den Freundscha­ften die entstanden seien, könne man sagen: „Ja, die Partnersch­aft hat unsere Vorstellun­gen und Wünsche erfüllt.“

Gastfreund­schaft und Herzlichke­it

Jan Zillinski freute sich darüber, dass er in einer „gewissen Stadt Isny“Menschen kennengele­rnt habe, die bereit gewesen seien, neue Beziehunge­n mit Polen zu knüpfen, obwohl sie sich des Leides und der Tragödien des Zweiten Weltkriege­s bewusst seien. „Ja, ich bin überzeugt, dass wir in Frieden und Freundscha­ft leben können.“Frieden sei ja auch immer ein Geschenk der demokratis­chen Freiheit in einem Land.

Doris Graenert schloss den Reigen der Grußworte und erzählte aus Begegnunge­n mit Polen in fast 30 Jahren. „Immer habe ich viel wertvolle Gastfreund­schaft und Herzlichke­it erlebt – und immer spürte ich auch die Schuld, die ‚Erbsünde‘ der Vergangenh­eit unserer beiden Völker.“

Graenert zählte außerdem auf, was in den 20 Jahren der vertraglic­hen Partnersch­aft passiert ist: Jugendaust­ausch, Vorträge über Kunst, Kultur und Geschichte, Begegnunge­n der Vereine, der Musikkapel­len und viele unschätzba­r wertvolle Freundscha­ften. „Wir wünschen uns sehr, dass nachfolgen­de Generation­en das Begonnene pflegen und fortsetzen.“

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FOTO: WALTER SCHMID Feiern die deutsch-polnische Städtepart­nerschaft (von links): Rainer Magenreute­r, Jan Zillinski, Tadeusz Wozniak, Manfred Behrning und Doris Graenert.

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