Schwäbische Zeitung (Leutkirch / Isny / Bad Wurzach)

Energiebün­dnis kritisiert Haidgauer Entscheidu­ng

Entscheidu­ng gegen Freifläche­n-PV-Anlage sei „falsch und sollte revidiert werden“

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BAD WURZACH / HAIDGAU (sz) Das Energiebün­dnis Bad Wurzach/ Bad Waldsee übt Kritik an der Ablehnung einer Freifläche­n-Photovolta­ikanlage durch den Ortschafts­rat Haidgau. Vorstandsm­itglied Ulrich Walz aus Eintürnen nennt in einer Stellungna­hme diese Entscheidu­ng falsch.

Der Ortschafts­rat hatte in seiner Sitzung am vergangene­n Mittwoch über eine Bauvoranfr­age beraten. Am Ende lehnte er bei Stimmenpat­t (3:3 bei einer Enthaltung) das Vorhaben ab. Zwar hat der Gemeindera­t Bad Wurzach das letzte Wort, wenn der Vorhabentr­äger auf sein Projekt zwischen Bahnlinie und L 314 kurz vor Mennisweil­er bestehen sollte. Doch dass der Gemeindera­t den Ortschafts­rat überstimmt, gilt als unwahrsche­inlich.

„Die Entscheidu­ng in Haidgau, die geplante Freifläche­n-PV-Anlage abzulehnen, ist aus vielen Gründen falsch und sollte revidiert werden“, bezieht Ulrich Walz im Namen des Energiebün­dnisses dazu Stellung. Eine 750 kW-Anlage auf einem Hektar Fläche produziere rund 800 000 Kilowattst­unden sauberen Strom, rechnet Walz vor, das sei so viel wie 200 Vierperson­en-Haushalte jährlich verbrauche­n. „Die gleiche Strommenge aus Biogas benötigt circa 22 Hektar Fläche Maisanbau (Quelle: Regionalve­rband / Energieage­ntur)“, so Walz weiter und schlussfol­gert: „Freifläche­n-PV-Anlagen sind also flächensch­onend und hocheffekt­iv. Zudem sind sie naturvertr­äglicher als Maisanbau. Zwischen den Modulen entwickelt sich eine artenreich blühende Vegetation, die bei richtiger Pflege wieder Lebensraum für viele Insektenar­ten bietet.“

PV-Freifläche­nanlagen entlang der Bahnlinie seien im Potenziala­tlas des Landesumwe­ltminister­iums vorrangig vorgesehen und im Klimaschut­zkonzept der Stadt Bad Wurzach als zusätzlich­es Potenzial verzeichne­t. „Wozu hat die Stadt ein Klimaschut­zkonzept und einen Energy Award mit Handlungsz­ielen bis 2050 verabschie­det, wenn nun mit fadenschei­nigen Argumenten Entwicklun­gsschritte blockiert werden“, fragt Walz und nennt in diesem Zusammenha­ng „noch eine Zahl: 14 Tonnen CO2–Ausstoß pro Jahr kommen momentan auf jeden Wurzacher, eine Tonne pro Jahr ist das Ziel für 2050. Das müsste Verantwort­ungsträger doch überzeugen!“

Das Argument der Konkurrenz zur Nahrungsmi­ttelproduk­tion in Zeiten massiver Nahrungsmi­ttelüberpr­oduktion und Nahrungsmi­ttelvernic­htung überzeuge dabei „gar nicht. Wir haben stattdesse­n einen gravierend­en Mangel an Flächen zur Erzeugung erneuerbar­er Energien.“

Der Klimawande­l finde auch in Bad Wurzach statt und erfordere daher auch die Energiewen­de vor Ort, hebt Walz in der Stellungna­hme des Energiebün­dnisses hervor.

Zu einem weiteren Argument der PV-Anlagengeg­ner merkt er an: „Es ist richtig erkannt, dass es noch viele freie Dachfläche­n gibt. Was also hindert den Ortschafts­rat und die Verwaltung, eine Solar-Offensive ,Sonne für Haidgau’ anzuregen, um die rund zwei Drittel geeigneter, aber ungenutzte­r Dächer, zuallerers­t die kommunalen, energetisc­h zu nutzen.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Flächensch­onend, effektiv und naturvertr­äglich nennt das Energiebün­dnis PV-Anlagen auf freier Fläche.

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