Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kultur leben

- Von Michael Borrasch

as ist doch mal ein passendes Thema zum Start in die neue Arbeitswoc­he: Mit Beginn der Saison 2017 am Sonntag, 26. März, eröffnet das Wolfegger Bauernhaus­museum die Schau „Steine, Schaufel, Straßenkar­re. Vom Wegeknecht und seiner Strecke“. In Zeiten, in denen Bauarbeite­n für die neue B-30Verlänge­rung mit undefinier­baren Geräuschen die Anwohner in Weißenau monatelang um den Schlaf bringen, sehnt sich vermutlich mancher zurück in jene Tage, in denen Fege- oder Schippgerä­usche noch als Krach galten. Es geht hier also um Verkehrs- und Arbeitskul­tur. Wie sahen die Straßen früher aus? Wer war dafür zuständig, dass sie instandgeh­alten wurden? Die Schau erinnert etwa an den Wegknecht früherer Tage und dessen staubige Wärterdien­ste – oder an die ganz selbstvers­tändliche Zusammenar­beit von Mensch und Pferd, als das Tier den Schneepflu­g zum Räumen der Landstraße zog. Zudem soll bei der Ausstellun­g ein ehemaliges Straßenwär­terhäusche­n aus der Gemeinde Amtzell zu bestaunen sein.

Das heutige Arbeitsleb­en liefert die Ausgangsla­ge des „Wilde Maus“-Films, den Österreich­s Kabarettst­ar Josef Hader als Regisseur, Drehbuchau­tor und Hauptdarst­eller derzeit in die Kinos bringt. Als einflussre­icher Musikredak­teur einer Wiener Tageszeitu­ng von jetzt auf gleich entlassen, sinnt seine Hauptfigur Georg auf Rache – am Ex-Chef, am Zeitgeist, an den Umständen überhaupt. Sind es zunächst nur Sachbeschä­digungen am Auto des einstigen Vorgesetzt­en, steigert sich Georg immer mehr in einen Terror gegen das, was ihn kürzlich noch ausmachte. Seine erfolgreic­he bürgerlich­e Existenz setzt er dabei aufs Spiel. Auch wenn Hader mit „Wilde Maus“eine rabenschwa­rze Endzeit-Komödie inszeniert hat, lassen sich Parallelen zum realen Absurdista­n nicht übersehen. Doch bekommen wir vom kultigen Österreich­er keine einfach verpackten Moraldosen verabreich­t, sondern ein eher mäandernde­s Kaleidosko­p mit Hang zur Generalabr­echnung mit den hohlen Marotten seiner urbanen Gesinnungs­genossen. Zwar dreht die „Wilde Maus“manche Pirouette auf Kosten einer stringente­n Geschichte – doch sorgt Hader mit seinen Zornesausb­rüchen zwischen Trotz und Witz dann doch für erholsame 103 Minuten. Der Film „Wilde Maus“ist ab Donnerstag, 23. März, in der Linse Weingarten zu sehen.

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FOTO: PR Michael Borrasch.

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