Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Koalitions­wahlkampf machen nur Dummköpfe“

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BERLIN - Die Erwartunge­n der SPD haben sich bei der Landtagswa­hl im Saarland nicht erfüllt. Rasmus Buchsteine­r sprach darüber mit dem stellvertr­etenden SPD-Vorsitzend­en Ralf Stegner (Foto: dpa).

Was lernt die SPD aus dieser Landtagswa­hl? Ich appelliere an Ihr politische­s Kurzzeitge­dächtnis: Vor sieben Wochen lag die SPD noch bei 24 Prozent in den Umfragen. Jetzt sind wir bei knapp 30 Prozent gelandet. Dennoch haben wir nicht gewonnen. Da gibt es nichts zu beschönige­n. Aber es gibt ja auch nirgendwo sonst in Deutschlan­d nur die Alternativ­e Große Koalition oder Rot-Rot. Eines hat die SPD gelernt: Stimmungen sind nicht gleich Stimmen.

Ist Schulz doch nicht der Heilsbring­er, den viele in der SPD in ihm gesehen haben? Solche Begriffe verwendet die politische Konkurrenz, um Martin Schulz zu schaden. Das sind nicht unsere Worte. Martin Schulz ist ein großartige­r Wahlkämpfe­r. Dass er von der Union gefürchtet wird, lässt sich an solchen Zuschreibu­ngen erkennen. Bei uns treten Tausende junge Menschen in die Partei ein. Anti-Trump, Anti-Populismus, pro Europa, Gerechtigk­eit - dafür steht die SPD ohne Wenn und Aber. Und man darf auch nicht verkennen, dass Frau Kramp-Karrenbaue­r im Saarland nicht wie Angela Merkel die CSU an der Hacke hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Umfragehoc­h weiter anhält. Das werden wir in Kiel, in Düsseldorf und im Bund auch bei den Wahlergebn­issen sehen. Im Kanzleramt stehen die Zeichen auf Wechsel. Wir sind geschlosse­n und entschloss­en. Die Union ist es nicht.

Kramp-Karrenbaue­r gilt als „Mini-Merkel“. Wie wollen Sie verhindern, dass die Wählerinne­n und Wähler bei der Bundestags­wahl aufs Bewährte setzen und die Union mit Merkel wählen? Mini-Merkel – das wird im Bund nicht reichen. Ich mache mir keine Sorgen. Bei uns im Willy-BrandtHaus melden sich Tausende Menschen, die bei der SPD mitmachen wollen. Bei der CSU melden sich erboste Anhänger, die Merkel nicht unterstütz­en wollen. Das ist ein riesiger Unterschie­d.

Die Linke fordert ein SPD-Bekenntnis zu Rot-Rot-Grün im Bund. Ist das jetzt notwendig? Koalitions­wahlkämpfe machen nur Dummköpfe. Das wird es mit der SPD nicht geben. Wir wollen die stärkste Kraft in Deutschlan­d werden. Wenn uns das gelingt, werden sich andere auf uns zubewegen müssen. Das gilt auch für die Linksparte­i. Sie muss sich Gedanken darüber machen, was es bedeutet, das größte Land in Europa zu regieren – mit Bündnisver­pflichtung­en und der Verantwort­ung, dass die EU zusammenbl­eibt. Über Koalitione­n spricht man, wenn die Wählerinne­n und Wähler entschiede­n haben.

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