Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Musical-Schiff sticht in See
Es gibt viele neue Ideen für das Musiktheater in Füssen
FÜSSEN - Das Ludwig-Musical „Der Schwanenprinz“ist eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte: Als Janet Chvatal und Marc Gremm vergangenes Jahr ein Musiktheater an Bord des Forggenseeschiffs MS Füssen ankündigten, waren viele skeptisch: Wie soll ein Musical, in dem es um die Inspirationen des jungen Märchenkönigs, seine Leidenschaft für Sagen und Legenden geht, auf einem Ausflugsschiff funktionieren?, fragten sich nicht wenige. Doch das Konzept von Chvatal und Gremm, die als Kaiserin Sisi und König Ludwig II. berühmt wurden, ging auf: Alle zwölf Vorstellungen waren ausverkauft. Vom 28. Juli bis 20. August zeigen Chvatal/ Gremm nun erneut ihr Erfolgsmusical, das sie mit einigen Neuerungen versehen haben. Wer es erleben will, muss sich freilich sputen: Drei Aufführungen sind bereits ausverkauft, für die restlichen elf Termine gibt es nur noch Restkarten.
Marc Gremm ist kein Mann, der mit Superlativen und Sensationen hausieren geht. Doch ein wenig stolz ist er schon auf den „Schwanenprinzen“, der „das erste Musical auf einem Schiff mit Szenen an Land ist“, wie er sagt. „Happy“ist er, „dass es so gut läuft.“Selbst in der Heimat von Janet Chvatal, den USA, gebe es so ein Musical nicht. Nun wäre es logisch gewesen, die Erfolgsproduktion von 2016 Eins zu Eins zu zeigen. Doch Janet Chvatal (52) und Marc Gremm (45), die seit zwölf Jahren in Füssen leben, sind zwei Künstler, die ihrem Publikum immer etwas Neues bieten wollen. Das „Schwanenprinz“-Musical – die Musik stammt von dem Filmmusikkomponisten und Echo-Preisträger Nic Raine – spielt vor allem an Bord. Zudem wird in vier Szenen an Land die Traumwelt des Prinzen und späteren König Ludwig II. zum Leben erweckt. Höhepunkt ist der Kampf zwischen einem vier Meter großen Roten Ritter und einem Schwan mit sechs Metern Flügelspannweite, der Initiator Marc Gremm den Heiligen Gral beschützt. Entworfen wurden die überdimensionalen Kostüme von Michael Curry. Der US-Amerikaner wurde für seine Ausstattungsdesigns etwa für das Musical „Der König der Löwen“und den „Cirque du Soleil“ausgezeichnet.
Kraftwerk ging 1954 in Betrieb Vergangenes Jahr fand der Kampf zwischen Gut und Böse – Schwan und Ritter – auf einer Wiese statt, nun treffen sie auf der Gralsburg aufeinander – genauer gesagt auf dem Wasserkraftwerk Roßhaupten. „Mit seinen zwei Türmen, seinen Brücken und dem langen Steg erinnert das Kraftwerk an eine mittelalterliche Burg“, schwärmt Marc Gremm. 1954 wurde das Kraftwerk am fünftgrößten bayerischen See in Betrieb genommen. „Die Turbinen liefern jährlich Strom für knapp 50 000 Haushalte“, sagt Theodorus Reumschüssel von den Uniper Kraftwerken. Nicht nur über deren Unterstützung freuen sich Chvatal/Gremm. „Auch die Stadt Füssen und die Forggenseeschiffahrt stehen voll hinter dem Musical“, sagt Marc Gremm. Aber nicht nur die. Fast das komplette gut 40-köpfige Team von 2016 macht wieder mit. Dazu gehören neben Chvatal und Gremm die MusicalProfis Suzan Zeichner und Patrick Simper. Der 14-jährige Füssener Linus Langenbacher gibt wieder den Schwanenprinzen. Weitere einheimische Talente, die Chvatal in einem Gesangs- und Performance-Workshop an der Füssener Sing- und Musikschule unterrichtet, wirken mit, darunter etwa Rosalie Kratzer sowie Philip und Sarah Maul. „Eine größere Bedeutung kommt dem Diener, den Christopher Green spielt, zu“, sagt Chvatal. Neu gestaltet wurden Bühne und die 150 Sitzplätze auf dem Mitteldeck der MS Füssen: Alle Sitze sind nun zur Bühne ausgerichtet. Den 21 Akteuren steht neben der Bühne auch ein Mittelgang als Spielfläche zur Verfügung. „Wir haben die Qualität der Sicht stark verbessert: Von jedem Platz aus hat man eine gute Sicht – auf die Bühne, aber auch nach draußen“, sagt Gremm.
Beim Musical wird die MS Füssen zur Blauen Stunde (erst um 19.15 Uhr, später um 19 Uhr) in See stechen. Das Zwielicht ist wichtig für die erzählte Geschichte, in der Wirklichkeit und Fantasie miteinander verschmelzen, sagt Gremm. Damit dies noch besser gelingt, hat Nic Raine zusätzliche Musiktitel komponiert. Für besseres Verständnis soll zudem ein Programm mit Inhaltsbeschreibung beitragen.
„Wir haben die Qualität der Sicht stark verbessert: Von jedem Platz aus hat man eine gute Sicht auf die Bühne.“