Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Versorgung von Krebspatienten sicherstellen
Beilharz-Apotheke eröffnet modernes Reinraumlabor in Isny
ISNY (sts) - Bundesweit gibt es derzeit rund 20 250 Apotheken. Doch nur 250 von ihnen erfüllen die Voraussetzungen, um onkologische Rezepturen herzustellen für die Krebstherapie. Eine davon ist jene von Apotheker Fritz Beilharz in Isny. Seit über 20 Jahren schon ließ er die Präparate in seinem Stammhaus in der Wassertorstraße herstellen. Dann machte eine neue Apothekenbetriebsordnung die Investition in ein neues Labor unabdingbar. Dieses so genannte Reinraumlabor hat nun in der Bergtorstraße die Produktion aufgenommen; zwei Jahre später als geplant, da ein Nachbar Einsprüche eingelegt hatte, die aber alle abgewiesen wurden (die SZ berichtete mehrfach).
Eine Apothekerin, drei Pharmazeutisch-Technische Assistentinnen (PTA), unter anderem auch in Isny an der NTA ausgebildet, stellen die zytostatischen Zubereitungen für Krebspatienten unter sterilen Bedingungen her. Für ihre Arbeit werden sie permanent geschult und weitergebildet. Einer fünften Mitarbeiterin obliegen Büro und Verwaltung.
Wohnortnahe Behandlung „Durch den Neubau des Labors, mit dem unsere Apotheke Standards setzt bei Hygiene und Sicherheit, soll die Unterstützung onkologischer Praxen und damit eine wohnortnahe Behandlung von Krebspatienten von Isny aus in Oberschwaben und im bayerischen Allgäu zukunftssicher gestaltet werden“, sagt Beilharz.
Die Räumlichkeiten, vor mehr als drei Jahrzehnten der zweite Standort des Apothekers in Isny, sind knapp 200 Quadratmeter groß. Unter die Decken im Erdgeschoss wurden mächtige Kanäle der Klima-Anlage gehängt. Darunter, hinter hermetisch abschließenden Glaswänden, stehen zwei Zytostatika-Werkbänke der sogenannten „Reinraumklasse A“, die in einer europaweit standardisierten Norm festgelegt ist.
Nur durch zwei Sicherheitsschleusen gelangen die vier Mitarbeiterinnen in sterilen Schutzanzügen an ihren Arbeitsplatz. Eine weitere Schleuse gibt es für die Ausgangsstoffe, die an den Werkbänken benötigt werden, und für die fertigen Zubereitungen. „Die aufwendigen Schleusen- und Lüftungssysteme garantieren die notwendige Sterilität der hergestellten Infusionsbeutel und maximale Sicherheitsbedingungen für meine Mitarbeiterinnen“, unterstreicht Beilharz. Außerdem regle ein Qualitätsmanagementsystem zuverlässig die Einhaltung aller Prozesse und Arbeitsabläufe. „Die Zubereitung von Zytostatika ist Arzneimittelherstellung auf hohem fachlichen Niveau und fordert von den pharmazeutischen Fachkräften die Bereitschaft zu regelmäßigen Weiterbildungen und Schulungen“, ergänzt Apothekerin Christine Seidel, die Leiterin des Reinraumlabors.
In dem sterilen Labor werden Infusionslösungen für die Krebstherapie auf Rezept hergestellt und direkt an onkologische Arztpraxen geliefert. Jedes einzelne Präparat ist individuell auf den Patienten abgestimmt. So verschreibt der verantwortliche Arzt eine Chemotherapie beispielsweise in Abhängigkeit von Körpergröße und Gewicht. Deshalb können immer wieder kurzfristig Lieferungen nötig werden, um den Gesundheitszustand eines Patienten zu stabilisieren. Die Beilharz-Apotheke beliefert onkologische Praxen zwischen Bodensee und bayerischem Allgäu.
„Patienten mit Krebserkrankungen können mittlerweile sehr gut ambulant in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld behandelt werden. Mit unserem Labor unterstützen wir die onkologische Versorgung in unserer Region und ermöglichen eine wohnortnahe Versorgung“, hebt Beilharz hervor. Vor allem aber: „Von unserem Labor geht keinerlei Gefährdung aus. Es ist bau- und gesundheitsrechtlich von den Behörden abgenommen worden und die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen dienen der erforderlichen Reinheit der hergestellten Präparate und dem Schutz meiner Mitarbeiterinnen.“