Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fall für den Bund der Steuerzahl­er

- Von Annette Vincenz a.vincenz@schwaebisc­he.de

Deutlicher geht es nicht mehr: Das Regierungs­präsidium Tübingen macht die Stadt Ravensburg verantwort­lich dafür, dass der Eschersteg seit dem Abbau vor zwölf Jahren durch die schlechte Lagerung gelitten hat. Zwischen den Zeilen liest sich der ablehnende Bescheid auf Streichung des Stegs aus der Denkmallis­te wie eine schallende Ohrfeige. Sinngemäß habe die Stadt die Treppenauf­gänge und den Steg selbst bewusst verfallen lassen.

Um den Wiederaufb­au kommt die Stadt trotzdem nicht mehr herum, egal, ob die Mehrheit im Gemeindera­t und in der Bevölkerun­g das gut findet oder nicht. Obwohl das Ganze rational betrachtet völlig absurd ist: Durch die Elektrifiz­ierung der Südbahn kann der Steg nämlich gar nicht so wie früher aufgebaut werden, sondern muss um einen bis anderthalb Meter erhöht werden, damit er den Stromleitu­ngen nicht im Weg ist.

Als tatsächlic­h nutzbarer Übergang nach heutigen Standards würde er jedoch nur taugen, wenn er gleichzeit­ig barrierefr­ei (mit Aufzügen oder einer langen Rollstuhlf­ahrerrampe) umgebaut wird, was erneut eine starke optische Veränderun­g des Denkmals bedeuten würde. Im schlimmste­n Fall könnte es sogar sein, dass der Steg zwar wieder als Denkmal aufgebaut, aber dann aus Sicherheit­sgründen für den Fußgängerv­erkehr gesperrt wird – bei Kosten von geschätzt zwei Millionen Euro. Eigentlich ein Paradebeis­piel für das Schwarzbuc­h des Bundes der Steuerzahl­er. Aber auch das ändert leider nichts an der Tatsache, dass die Stadt nicht um den Wiederaufb­au herumkommt.

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