Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fall für den Bund der Steuerzahler
Deutlicher geht es nicht mehr: Das Regierungspräsidium Tübingen macht die Stadt Ravensburg verantwortlich dafür, dass der Eschersteg seit dem Abbau vor zwölf Jahren durch die schlechte Lagerung gelitten hat. Zwischen den Zeilen liest sich der ablehnende Bescheid auf Streichung des Stegs aus der Denkmalliste wie eine schallende Ohrfeige. Sinngemäß habe die Stadt die Treppenaufgänge und den Steg selbst bewusst verfallen lassen.
Um den Wiederaufbau kommt die Stadt trotzdem nicht mehr herum, egal, ob die Mehrheit im Gemeinderat und in der Bevölkerung das gut findet oder nicht. Obwohl das Ganze rational betrachtet völlig absurd ist: Durch die Elektrifizierung der Südbahn kann der Steg nämlich gar nicht so wie früher aufgebaut werden, sondern muss um einen bis anderthalb Meter erhöht werden, damit er den Stromleitungen nicht im Weg ist.
Als tatsächlich nutzbarer Übergang nach heutigen Standards würde er jedoch nur taugen, wenn er gleichzeitig barrierefrei (mit Aufzügen oder einer langen Rollstuhlfahrerrampe) umgebaut wird, was erneut eine starke optische Veränderung des Denkmals bedeuten würde. Im schlimmsten Fall könnte es sogar sein, dass der Steg zwar wieder als Denkmal aufgebaut, aber dann aus Sicherheitsgründen für den Fußgängerverkehr gesperrt wird – bei Kosten von geschätzt zwei Millionen Euro. Eigentlich ein Paradebeispiel für das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Aber auch das ändert leider nichts an der Tatsache, dass die Stadt nicht um den Wiederaufbau herumkommt.