Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stelian Moculescu mag die deutschen Hallen doch noch

VfB-Legende trainiert nun Volleyball­meister Berlin

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Man muss sich schon mehrmals zwicken, um die Nachricht zu glauben. Stelian Moculescu, der den VfB Friedrichs­hafen als Trainer von 1997 bis 2016 (!) zu 27 nationalen und internatio­nalen Volleyball­titeln führte (2007 das Triple), übernimmt bis zum Saisonende den kriselnden Volleyball­meister Berlin Recycling Volleys.

Der Meistermac­her vom Bodensee übernimmt den Erzrivalen! Dabei wollte er doch in der Bundesliga nach seinem nicht ganz geräuschlo­sen Abschied vom VfB 2016 keine Halle mehr betreten. Nun kommt alles anders, der 67-Jährige ist zurück. Er soll in Berlin retten, was noch zu retten ist. Zuvor feuerten die Berliner ihren bisherigen Trainer Luke Reynolds nach seiner bereits achten Saisonnied­erlage – der vierten im 14. Bundesliga­spiel. „Jetzt kommt Pfeffer in die Bundesliga“, sagte VfB-Präsident Wunibald Wösle auf Anfrage. Und weiter: „Es wird eine interessan­te Restsaison. Mit Stelian Moculescu hat Berlin einen Meistertra­iner verpflicht­et“. Der VfB Friedrichs­hafen sieht die Personalie als große Herausford­erung. „Solche Trainer tun der Bundesliga immer gut“, betont Wösle.

Unter Zugzwang

Im DVV-Pokal ist Berlin Ende November gegen Herrsching ausgeschie­den, 14 Punkte beträgt in der Bundesliga der Rückstand auf den VfB Friedrichs­hafen. In der Gruppenpha­se der Champions League belegt Berlin im Pool D Platz zwei hinter Kazan – und ist noch lange nichr durch. Ein Trainerwec­hsel scheint da nachvollzi­ehbar. Doch die Entscheidu­ng für Moculescu überrascht. Berlins Manager und Macher Kaweh Niroomand, ähnlich charakteru­nd durchsetzu­ngswillig wie Moculescu, verabschie­dete Moculescu zwar bei ihrem zuvor letzten aufeinande­rtreffen 2016 zwar wie einen Gentleman, aber ansonsten verband die beiden eher wenig. „Wir wollten in dieser Situation jemanden mit Erfahrung, den wir kennen. Mit seiner Vita, seiner fachlichen Expertise und Autorität ist Stelian Moculescu in unseren Augen der richtige Mann“, sagte Niroomand nun bei Moculescus Vorstellun­g in Berlin.

„Ich habe in den anderthalb Jahren seit meinem Abschied beim VfB Friedrichs­hafen viele Angebote aus dem Ausland erhalten, diese jedoch alle ausgeschla­gen. Jetzt hat Berlin mich gerufen. Und nach dem besonderen Abschied, der mir hier nach der Finalserie 2016 bereitet wurde, konnte ich nicht Nein sagen. Mich reizt diese Herausford­erung ungemein“, so Moculescu, der direkt aus dem Urlaub in Gran Canaria nach Berlin kam und am Montagnach­mittag bereits seine erste Trainingse­inheit für den Hauptstadt­club leitete.

Beim VfB waren alle baff – gratuliert­en Berlin aber zum Coup. „Berlin ist clever, holt den erfolgreic­hsten Trainer. Dazu kann man nur gratuliere­n. Er bringt viel Qualität mit und in der deutschen Volleyball-Bundesliga wird es nun wieder richtig rund zugehen“, sagte Trainer Vital Heynen.

„Mit diesem Trainer ist Berlin wieder Top-Favorit auf den Meistertit­el. Stelian Moculescu ist einer der Besten auf der Welt und er hat so viel Erfahrung, dass er genau weiß, an welchen Stellschra­uben er drehen muss, um erfolgreic­h zu sein“, meinte VfB-Kapitän Simon Tischer gar.

Moculescus erste Aufgabe: Am Mittwoch spielt Berlin gegen Champions-League-Sieger und Club-Weltmeiste­r Zenit Kazan. Das erste Aufeinande­rtreffen zwischen dem VfB und Berlin ist am 18. März (14.30 Uhr, ZF-Arena).

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FOTO: IMAGO Stelian Moculescu bei seiner Vorstellun­g in Berlin.

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