Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Führung durch Pfarrkirche Hoßkirch
Kirchengeschichte erlebbar gemacht
HOSSKIRCH - Erfreulich groß war die Resonanz bei der Führung in der Pfarrkirche St. Petrus in Hoßkirch. Der Männertreff Ü50 hat organisiert und offene Einladungen ausgesprochen. Gruppenleiter Siegfried Eibler machte keinen Hehl daraus, dass er über die Teilnehmerzahl überrascht, doch sehr stolz war. Auch Bürgermeister Roland Haug weilte unter den Gästen. Gespannt und äußerst aufmerksam lauschten die Anwesenden den Worten von Kirchenführer Julius Haag aus Ratzenreute zu. Haag selbst ist nicht nur geschichtsbegeistert, er hat ein Faible für kirchliche Werke und steht den Gemeinden als Heimatforscher bei.
Im ersten Teil berichtete Julius Haag über Vergangenheiten zu Hoßkirch. Er lenkte über und deutete das malerische Schiff mit der gotischen Madonna und dem gotischen Taufstein. Dabei blieben die wunderbaren Glasfenstern von „Domes“und die „Moench“-Orgel nicht unerwähnt. Beschäftigt haben sich die Besucher auch mit dem gotischen Chor, seinem Sternrippengewölbe, den mittelalterlichen Rankenmalereien und natürlich den drei dort ausgestellten Ölgemälden: das Maria-hilfBild erinnert an die Folgen des Dreißigjährigen Krieges und der Pestzeit, das Brugger-Bild zeigt die Folgen der napoleonischen Kriege auf und ist zugleich die älteste bildliche Darstellung von Hoßkirch.
Die erste Kirche stand übrigens auf dem Kirchbühl. Und zum Historischen ist ferner zu sagen, dass ein Peregrinus von Hoßkirch 1077 das Kloster Beuron stiftete. Ein Konrad von Hoßkirch spielte sowohl in der Geschichte der Klöster St. Blasien als auch Bebenhausen im 12. Jahrhundert eine nicht unbedeutende Rolle. Im Referat und den erlebbaren Darstellungen erwähnte Haag die erste Nennung von Hoßkirch auf einer Weingartener Urkunde 1098 als auch die Stadtgründung (1269) in der Zeit des Interregnums. Gerichtsbarkeit, Hexenprozesse und der große Brand 1418 waren weitere Themen. Kirchenhistorisch wurde mitunter auf die Barockisierung der Kirche im 17./ 18. Jahrhundert eingegangen, ebenso auf die neugotische Umgestaltung 1877 und die moderne Umgestaltung in den 1970er-Jahren.
Alle waren sich einig: ein interessanter Abend, tolle „Alt-Neuigkeiten“und gerne mal wieder. Vielmals danke den Organisatoren und dem Referenten.