Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Ich gebe das Blut lieber her, als dass ich es behalte“

Der Wangener Josef Troll will in diesem Jahr zum 150. Mal Blut spenden

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WANGEN - Josef Troll aus Wangen hat bereits 147 Mal Blut gespendet. Heute wird der 68-Jährige bei einem Festakt in Berlin für sein jahrzehnte­langes Engagement geehrt. Im Interview mit Daniel Drescher spricht der Ruheständl­er darüber, warum er sich regelmäßig anzapfen lässt, wie alles angefangen hat – und wie sich Menschen fürs Blutspende­n motivieren lassen.

Herr Troll, Sie haben schon 147 Mal Blut gespendet. Wann haben Sie damit angefangen?

Das war 1969 bei der Bundeswehr. Da war der Anreiz, dass man einen halben Tag frei bekommen hat. Das nimmt man bei der Bundeswehr natürlich gern in Kauf. Aber einmal Blut geleckt – oder besser Blut gegeben – und dann bin ich dabei geblieben.

Was hat Sie über die Jahre motiviert, dabeizuble­iben?

Ich gebe das Blut lieber her, als dass ich es behalte. Es macht mir auch vom Kreislauf her nichts aus. Wenn die Blutspende vorbei ist, sag ich immer: Ich könnte schon wieder.

Um auf 147 Blutspende­n zu kommen, wenn man höchstens sechs Mal im Jahr Blut spenden darf ...

In den Anfangsjah­ren war das ja anders. Da durfte man höchstens zweimal im Jahr spenden. Wenn man schon von Anfang an fünfmal pro Jahr hätte spenden dürfen, wäre ich inzwischen wohl bei 250 oder um den Dreh herum. Aber nachdem wir dieses Jahr in Wangen noch drei Termine haben, denke ich, dass ich vor Weihnachte­n die 150 knacke.

Gehen Sie allein zum Spenden? Oder begeistern Sie noch weitere Menschen, die dann ebenfalls etwas von ihrem Lebenssaft abgeben?

Ich bin mir noch nicht sicher, warum ich nach Berlin eingeladen wurde. Vielleicht hängt es ja mit einer Aktion vor ein paar Jahren zusammen: Ich war früher Lehrer an der Kaufmännis­chen Schule Wangen, jetzt Berufliche­s Schulzentr­um Wangen. Vor vier Jahren habe ich da angeregt, ob man nicht von der Schule aus eine Blutspende­aktion machen könnte. Wir haben ja jede Menge volljährig­e Schüler bei uns. Zwei Kolleginne­n haben mit einer Schulklass­e ein Projekt daraus gemacht. Bei diesem Termin wurden dann über 200 Erstspende­r registrier­t. Das geschieht sicher nicht alle Tage.

Es fehlt immer an Blutspende­n. Was würden Sie Menschen sagen, die noch nie gespendet und vielleicht sogar Angst davor haben? Wie kann man sie ermutigen?

Bei dieser Schulaktio­n habe ich festgestel­lt, dass es Menschen wesentlich leichter fällt, wenn man nicht alleine hingeht, sondern in der Gruppe. Engagierte Blutspende­r können natürlich auch andere ansprechen und motivieren. Wenn man dann feststellt, dass es ja gar nicht schlimm ist, bleibt man auch dabei.

Wieviel Blut haben Sie insgesamt gespendet?

Das ist ganz leicht auszurechn­en. Pro Spende gibt man ja einen halben Liter ab – bei 147 Spenden gibt das ein ordentlich­es Fässchen. Und man muss zu den 500 Milliliter­n noch etwas dazurechne­n, weil man bei der Untersuchu­ng ja auch noch ein bisschen Blut verliert. Das ist übrigens ein positiver Nebeneffek­t: Man hat alle sechs bis acht Wochen eine kostenlose Blutunters­uchung. Wenn wirklich etwas Gravierend­es wäre, würde man benachrich­tigt. Ein Freund von mir ging zum Blutspende­n und wurde durch die Untersuchu­ng auf Leberprobl­eme aufmerksam. Das macht schon Sinn.

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FOTO: ARC Josef Troll

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