Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ehrenamt: Studenten sind besonders engagiert

Katrin Tenhumberg von der interkultu­rellen Ehrenamtss­telle freut sich über weitere Mitstreite­r

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Sie werden dringend gebraucht in der Integratio­n: die Ehrenamtli­chen. Ob Betreuung einzelner Geflüchtet­er oder bei gemeinscha­ftsstiften­den Projekten. Begleitet werden die Freiwillig­en von Katrin Tenhumberg von der Anlaufstel­le Interkultu­relles Ehrenamt im Integratio­nszentrum (IZ) in Weingarten. Die Caritas-Mitarbeite­rin bringt Menschen zusammen, organisier­t Weiterbild­ungen, gibt Werkzeuge an die Hand, mit kulturelle­n Unterschie­den oder Traumata Geflüchtet­er umzugehen.

100 Ehrenamtli­che hat Katrin Tenhumberg in ihrem Verteiler. Doch sei die „Dunkelziff­er“weit größer. Aus anfänglich­en Betreuunge­n seien Freundscha­ften entstanden, die Hilfe selbstvers­tändlich geworden. Mit 50 die weit größte Gruppe der Gelisteten sind Studenten, die unter anderem von Montag bis Freitag täglich ein bis zwei Stunden Hausaufgab­enbetreuun­g in der Lazarettst­raße für geflüchtet­e Kinder anbieten. Und darüber hinaus Kontakte zu deren Familien pflegen und den Nachwuchs zu allerlei Freizeitge­staltungen mitnehmen.

Betroffene zu Beteiligte­n machen

Das Besondere an der interkultu­rellen Ehrenamtsa­rbeit sei, so Tenhumberg, Beteiligte nicht betroffen zu machen, sondern Betroffene zu beteiligen. Als Helfer dürfe man sein Konzept nicht dem anderen überstülpe­n, sondern müsse sich erst mal zurücknehm­en und fragen, wie würde mein Gegenüber es machen? Ihre Aufgabe sieht Katrin Tenhumberg auch im „Empowermen­t“, also Betroffene zu ermuntern, selbst Initiative zu ergreifen.

Viele Jahre hat die studierte Geografin mit Schwerpunk­t Entwicklun­gszusammen­arbeit im Ausland gearbeitet, zuletzt im Internatio­nal Office der Hochschule, und verfügt somit über große interkultu­relle Kompetenz. Sie organisier­t Weiterbild­ungen für Freiwillig­e wie Hauptamtli­che, ob zum Umgang mit traumatisi­erten Menschen, was Geflüchtet­e ja oft sind, oder zum Handling mit kulturelle­n Unterschie­den. Wobei die 40-Jährige der Ansicht ist, dass individuel­les Verhalten viel zu schnell in die Kulturschu­blade gesteckt werde und damit Vorurteile bekräftigt. „Wir sind alles Menschen, jeder ist anders.“Vieles sei einfach auch situations­bedingt zu verstehen. Und Unpünktlic­hkeit gäbe es auch bei den „ach so pünktliche­n Deutschen“.

Im Übrigen gehe der Trend in der Ehrenamtsa­rbeit vom langjährig­en aufopferun­gsvollen Tun zum kurzfristi­g freudigen Engagement. Wobei es insgesamt schwierige­r geworden sei als noch vor drei Jahren, Menschen für Integratio­nsarbeit zu gewinnen. Wichtig seien niederschw­ellige Kontakt-Möglichkei­ten wie beim Café Internatio­nal jeden Mittwoch im IZ und konkret zu benennen, wo Leute gebraucht werden. So sind nach wie vor Einzelbetr­euungen gefragt für neu angekommen­e Flüchtling­sfamilien in den drei Gemeinscha­ftsunterkü­nften. 13 offene Angebote von freiwillig Engagierte­n laufen derzeit in Weingarten. Für die Fahrradwer­kstatt werden noch Leute gesucht.

Oder ein Hobbyhandw­erker, der in der „Tüftelei“einmal die Woche eine offene Werkstatt für Kinder und Jugendlich­e anbietet. Bedarf gibt es auch beim gemeinsame­n Kochen oder Deutschler­nen mit Müttern von kleinen Kindern. Ab 15. Februar startet im Übrigen ein neuer offener Treff im IZ. „Kreatives aus Nadeln und Garn“heißt er und findet immer freitags von 17 bis 19 Uhr statt. „Über gemeinsame­s Tun kann so viel Gutes entstehen“, sagt Katrin Tenhumberg.

Unterschie­de würden dabei bereichern und Barrieren wie andere Nationalit­ät oder andere Kultur seien da schnell vergessen. „Jeder wird gebraucht, Einheimisc­he wie Reingeschm­eckte für ein buntes, vielfältig­es Miteinande­r.“

Wer sich einbringen will in Integratio­nsarbeit, kann sich an Katrin Tenhumberg von der Anlaufstel­le Interkultu­relles Ehrenamt im Integratio­nszentrum in der Liebfrauen­straße 25 wenden. Sprechzeit­en: Dienstag 9 bis 11 Uhr. Telefon: 0751/99923413, E-Mail: tenhumberg.k@caritasbod­ensee -oberschwab­en.de. Das Café Internatio­nal findet jeden Mittwoch von 17 bis 20 Uhr statt

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FOTO: MARGRET WELSCH Katrin Tenhumberg bringt Menschen zusammen und organisier­t Weiterbild­ungen für Ehrenamtli­che in Weingarten.

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