Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Traum wird wahr
Sandro Cortese fährt erstmals in der Superbike-WM
PHILLIP ISLAND (SID) - An der malerischen Küste von Phillip Island beginnt für Sandro Cortese ein neues Abenteuer. Auf dem Eiland im Süden Australiens startet am kommenden Wochenende die neue Saison der Superbike-WM. Für den Berkheimer Cortese ist es ein Aufstieg und trotz seiner 29 Jahre gleichzeitig ein Neuanfang.
Ende 2017 hatte Cortese keinen Platz mehr in der Moto2 gefunden. Die Karriere des Moto3-Weltmeisters von 2012 stand am Scheideweg, sportlich war er über Jahre nicht über das graue Mittelmaß hinausgekommen. Ein neues Zuhause fand er in der Supersport-WM. Im seriennahen Pendant zur Moto2, das in der Öffentlichkeit jedoch deutlich im Schatten anderer Serien steht, fand Cortese nach Jahren des sportlichen Misserfolgs zurück zu alter Stärke. Gleich in seiner ersten Saison gewann er den WM-Titel.
Der Aufstieg mit Yamaha in die Superbike-WM war der Lohn. „Zuerst die Supersport-WM zu gewinnen und dann in die Superbike-WM aufzusteigen – da wird ein Traum wahr“, sagte Cortese nach der Verkündung. Wenngleich die Königsklasse MotoGP für Cortese wohl ein Traum bleiben wird, ist der Halb-Italiener – Vater Antonio kommt vom Apennin – zurück auf der großen Bühne. 13 Rennwochenenden mit jeweils drei Rennen stehen auf dem Programm, der große Favorit ist Serien-Weltmeister Jonathan Rea. Der Nordire fuhr mit seiner Kawasaki in den letzten vier Jahren teilweise Kreise um die Konkurrenz. „Der Level in der Superbike-WM ist echt hoch – ein Platz in den Top Ten ist ein Erfolg. Ich will mich auch nicht selbst zu sehr unter Druck setzen“, sagte Cortese vor dem Saisonstart zu speedweek.com.
In dem Italiener Marco Melandri bekommt Cortese einen erfahrenen Teamkollegen. Der 36-jährige Italiener wurde 2002 Weltmeister in der 250ccm-Klasse, 2005 Vize in der MotoGP hinter seinem großen Landsmann Valentino Rossi und ist seit 2011 in der Superbike-WM unterwegs. „Es hört sich blöd an, aber ich versuche zu lernen. Ich will alles aufsaugen – und wenn das nur Gespräche mit Marco sind. Er hat viel Erfahrung, geht extrem ins Detail und hinterfragt alles“, sagte Cortese.
Als zweiter Deutscher zählt Markus Reiterberger zur Fraktion der Stammfahrer. Der Trostberger gehört zu einem ambitionierten bayerischen Projekt. Nach fünf Jahren Abstinenz kehrt BMW werksseitig in die Superbike-WM zurück, Reiterberger bildet mit dem früheren Weltmeister Tom Sykes aus Großbritannien das Fahrerduo.
„Ich bin natürlich megaglücklich über die Chance, wieder in die Superbike-WM einzusteigen“, sagte Reiterberger. Der 24-Jährige bestritt bereits 38 Rennen in der Serie, zuletzt im August 2017 am Lausitzring. Im vergangenen Jahr gewann Reiterberger die Superstock-1000-Europameisterschaft.
„Mein Gesamteindruck ist positiv und ich bin guter Dinge, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagte Reiterberger nach den abschließenden Testfahrten Anfang der Woche auf Phillip Island. An der australischen Küste werden die Karten aber erst am Wochenende endgültig aufgedeckt.