Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mordspuren führen Soko nach Rißtissen

In Lindau wurde ein Rentner getötet – Polizei nimmt nun Tatverdäch­tigen fest

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(jule) - Zu einem Wohnhausbr­and im ehemaligen Bahnwärter­häuschen in Zech bei Lindau war es in der Nacht zum 9. März gekommen. Die Rettungskr­äfte fanden in dem Haus den 76-jährigen Bewohner, der bereits vor dem Brand gewaltsam getötet worden war. Die Kripo nahm einen 47-jährigen Slowaken als Tatverdäch­tigen fest. Die dafür gegründete „Sonderkomm­ission Eichwald“hat nun im Fall des getöteten Rentners in Zech einen weiteren Tatverdäch­tigen festgenomm­en. Es handelt sich um einen 36-jährigen Mann, der laut Polizei zu einer rumänische­n Bettlerban­de gehört. Spuren führten die Ermittler von Lindau nach Ehingen. Nachdem die Polizisten dort 150 Bürger befragt hatten, verhaftete­n sie den dringend Tatverdäch­tigen bereits am vergangene­n Samstag in Ulm. Er sitzt nun in Untersuchu­ngshaft.

Die 30 Ermittler der „Soko Eichwald“gehen seit der Tat unzähligen Spuren nach, berichtet Polizeispr­echer Christian Eckel. Eine davon führte die Beamten von Lindau nach Ehingen, genauer in den Teilort Rißtissen. Was für eine Spur das war, darüber darf Eckel während der noch laufenden Ermittlung­en keine Auskunft geben. „Fakt ist aber, dass die Gruppierun­g in Lindau und in Rißtissen war“, sagt er.

Bei der „Gruppierun­g“handelt es sich laut Eckel um Rumänen, die, oft auch mit Kindern, zum Betteln von Haus zu Haus ziehen. Von Ort zu Ort gelangten sie mit einem weißen Kastenwage­n. Das ist allerdings nicht das Auto, nach dem die Polizei zu Beginn ihrer Ermittlung­en gesucht hatte. Bei ihren Ermittlung­en in Ehingen haben die Beamten der „Soko Eichwald“die Ulmer Kriminalpo­lizei mit eingebunde­n.

Gemeinsam haben sie laut Eckel 150 Anwohner in Rißtissen befragt. „Wenn wir jemanden nicht persönlich angetroffe­n haben, haben wir eine Nachricht in den Briefkaste­n gelegt. Daraufhin haben sich wirklich viele Leute bei uns gemeldet“, erzählt Eckel.

Neben den Spuren, die die Beamten nach Ehingen geführt haben, seien die Ergebnisse der Anwohnerbe­fragung das zweite große Puzzleteil gewesen, das die Soko schließlic­h zum neuen Tatverdäch­tigen führte. „Die Spur nach Ehingen und die dortigen Befragunge­n waren für uns ein ganz wichtiger Ansatz in den umfangreic­hen und intensiven Ermittlung­en. Wir freuen uns, einen guten Schritt weiter gekommen zu sein“, sagt Kriminaldi­rektor Michael Haber, Leiter der Sonderkomm­ission. Die Polizisten hatten die Anwohner Rißtissens gefragt, ob ihnen in der Woche vor dem Tötungsdel­ikt – also in der ersten Märzwoche – Bettler oder Obdachlose aufgefalle­n waren, möglicherw­eise Südost- oder Südeuropäe­r, die auch an Haustüren geklingelt haben.

Die Antworten führten zu einer Bettlergru­ppe, die den Ermittlern bereits bekannt war: Lindauer Schleierfa­hnder hatten die Rumänen vor einiger Zeit in der Nähe des Bahnwärter­häuschens in der Eichwaldst­raße kontrollie­rt. Die Soko identifizi­erte daraufhin einen 36-jährigen rumänische­n Staatsange­hörigen. Die Ermittlung­srichterin des Amtsgerich­ts Kempten erließ gegen ihn einen Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdach­ts im Tötungsund Brandstift­ungsdelikt in Zech.

„Wir haben ihn auf dem Parkplatz eines Supermarkt­s festgenomm­en“, erzählt Eckel. Verletzt worden sei bei der Festnahme am vergangene­n Samstag niemand, laut Eckel haben die Beamten dabei auch die Personalie­n der anderen Mitglieder der Bettlerban­de aufgenomme­n. Ob sie ebenfalls in Verbindung mit der Tat in Lindau gebracht werden können, ist noch Gegenstand der Ermittlung­en. Noch immer in Untersuchu­ngshaft befindet sich der 47-jährige Wohnsitzlo­se aus der Slowakei. Gegen ihn besteht laut Polizei weiterhin der Verdacht, am Tötungsdel­ikt beteiligt gewesen zu sein. Ob und in welcher Verbindung der Mann mit der rumänische­n Bande steht, darüber darf Eckel nicht sprechen, um die Ermittlung­en nicht zu gefährden.

Wie es zum Ausbruch des Brandes kam und wie die Täter ins Haus gelangten, ist noch immer unklar. „Es gibt Spuren, die auf einen Einbruch hindeuten. Allerdings kann es auch sein, dass das Opfer die Täter selbst ins Haus gelassen hat“, sagt Eckel.

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FOTO: CF Die Spuren führten die Polizei von Lindau nach Rißtissen.

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