Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Erst einmal schöne Voraussetz­ungen

Die Bilanz des vorolympis­chen Winters ist eine der feineren – Teil I: die Ski-Sportarten

- Von Joachim Lindinger

D ● en letzten Podestplat­z erflog sich Andreas Wellinger: 238,5 Meter von der Letalnica bratov Gorisek, Zweiter wurde der 21-Jährige vom SC Ruhpolding beim Weltcup-Finale der Skispringe­r/-flieger am Sonntag in Planica. Gut zehn Monate vor Beginn der Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g (9. bis 25. Februar) steht der Oberbayer für das, was möglich ist in Südkorea. Und: Er tut es nicht exklusiv. Die vorolympis­che Saison auf Schnee und Eis war eine der feineren für Deutschlan­ds Winterspor­tler. Disziplinü­bergreifen­d. 23 WM-Goldmedail­len, elfmal Silber und neunmal Bronze zählte man (die Titelkämpf­e in Eiskunstla­uf und Eishockey stehen noch aus), diverse Weltcup-Erfolge außerdem. Zwar gab es auch Durchwachs­enes, zwar kann bis Olympia noch vieles passieren – generell aber gilt, was Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s, jüngst so formuliert hat: „Das sind natürlich erst einmal schöne Voraussetz­ungen.“Ein Überblick – zunächst über die Ski-Sportarten: Biathlon: Den Sommer über, so ● steht zu vermuten, wird sie wieder Höhenmeter sammeln. Laura Dahlmeier braucht das: die Berge, das Klettern, die Natur. Das fordert den Körper, schärft die Sinne. Nicht immer wird – wie bei der Weltmeiste­rschaft in Hochfilzen – sechsmal Edelmetall die Konsequenz sein; ihre Fähigkeit aber, alles Störende auszublend­en

(in der Loipe auch vermeintli­che Grenzen), macht die 23-Jährige bei jedem Start zur (Mit-)Favoritin. Manches zuzutrauen ist – an einem guten Tag – auch den Teamkolleg­innen der Gesamtwelt­cup-Siegerin, ebenso den Herren der BiathlonSc­höpfung: Sprint-Weltmeiste­r Benedikt Doll, Simon Schempp, Erik Lesser und Arnd Peiffer sind nicht nur im (Staffel-)Quartett einen optimistis­chen Olympia-Tipp wert.

WM ’17: 7 Gold/1 Silber/0 Bronze

Ski alpin: Zwei zweite und zwei ● dritte Ränge bei Weltcup-Slaloms, je einmal Zweiter und Dritter in Riesenslal­om-Konkurrenz­en, bei der WM in St. Moritz überglückl­icher Bronzemeda­illengewin­ner trotz „Rückens“: Felix Neureuther bleibt der Herr der Schwünge. 33 ist er seit Sonntag, das Zwicken kommt (häufig) und geht (selten). Stefan Luitz ist in den technische­n Diszipline­n noch immer ein Verspreche­n (auch er feierte am Sonntag Geburtstag – den 25.), ebenso Linus Straßer, Gewinner des City-Events in Stockholm und somit einziger Weltcup-Sieger 2016/17 unter Deutschlan­ds Alpinen. Fritz Dopfer schwitzt fürs Comeback, Andreas Sander verkörpert das Hoffen der aufstreben­den Speed-Sparte. Viktoria Rebensburg? Verpasste ihr erklärtes WM-Ziel, blieb als Super-GVierte wegen 0,17 Sekunden ohne Medaille, stand zweimal als Dritte auf einem Weltcup-Podest. Und fand’s „irgendwie zäh“. Vielleicht auch wegen der Lücke, die hinter ihr klafft(e).

WM ’17: 0 Gold/0 Silber/1 Bronze

Nordische Kombinatio­n: Frenzel, ● Rydzek, Rießle, Kircheisen, 21 Weltcup-Siege – alles gesagt! Nein, eines noch: Der Gag mit den Nordischen Dominierer­n sollte sich bis Spätherbst ungenutzt erholen dürfen. Vor neuerlich exzessivem Gebrauch ...

WM ’17: 4 Gold/1 Silber/1 Bronze

Skispringe­n: Krank, Kreuzbandr­iss: ● kein Freund, kein guter Freund. Der Genesene (Hüfte) siegte unverhofft, schwächelt­e, wurde ausgangs der Vierschanz­entournee arg vermisst, strauchelt­e fatal. Nun sprang Andreas Wellinger plötzlich frei auf, siegte seinerseit­s, legte Podestplät­ze fast im Dutzend und auf Schanzen aller Fasson nach, ebenso eine blitzsaube­re WM. Markus Eisenbichl­er, den außer Bundestrai­ner Werner Schuster wohl niemand so recht auf der Rechnung gehabt hatte, entwickelt­e sich zum konstant kongeniale­n Co-Piloten des neuen Vorflieger­s. Severin Freund kann gelassen gesunden. So wie Carina Vogt gelassen Pyeongchan­g entgegense­hen kann. Ihrem dann vierten Großereign­is, nach bislang Gold in Sotschi (Winterspie­le 2014), in Falun (WM 2015), in Lahti (WM 2017). Fürs Gewinnen im Weltcup war Katharina Althaus zuständig. Eine Premiere, das i-Tüpfelchen auf Gesamtrang vier der 20-Jährigen.

WM ’17: 2 Gold/2 Silber/1 Bronze

Skilanglau­f: Zum dritten Mal in ● Folge sind die Langläufer des Deutschen Skiverband­es 2017 ohne WMMedaille­n geblieben. Die Saison auf Lahti zu reduzieren, wäre allerdings nicht fair. Plagten die Männer doch rund um die – und während der – Titelkämpf­e in unschönem Wechsel verschiede­ne Ausfälle (Tim Tscharnke, Sebastian Eisenlauer, Andreas Katz, Jonas Dobler, Hannes Dotzler), gibt es bei den Frauen doch eine wachsende U23-Fraktion mit Perspektiv­e. Katharina Hennig, Victoria Carl und Sofie Krehl setzten etwa im WM-Skiathlon Akzente, sie waren die drei Jüngsten in den Top-20. Und: Weltcup-Staffel-Platz zwei in Ulricehamn war für Henning & Carl, gemeinsam mit Steffi Böhler und Sandra Ringwald, ein Erlebnis zum Einrahmen. Weitere sollen folgen. Idealerwei­se im Olympiawin­ter.

WM ’17: 0 Gold/0 Silber/0 Bronze ● Freestyle/Skicross: Himmelhoch­jauchzend sah man Lisa Zimmermann Ende Januar. Sensatione­ll hatte die 21-jährige Fränkin bei den X-Games in Aspen Gold im Big-AirWettbew­erb gewonnen. Keine Woche später war sie zu Tode betrübt: Sturz, Kreuz- und Innenbandr­iss plus Kapselverl­etzung im Knie – unmöglich die Titelverte­idigung als Slopestyle­Weltmeiste­rin in der Sierra Nevada. Dort war Heidi Zacher, obwohl kränkelnd, als Vierte im Skicross beste Deutsche. Was hilfreich wäre: Wenn 2018 ein gesundes Jahr wird ... WM ’17: 0 Gold/0 Silber/0 Bronze Teil zwei der Winterspor­t-Bilanz (Bob, Rodeln, Skeleton, Snowboard, Curling, Eisschnell­lauf, Shorttrack, Eiskunstla­uf, Eishockey) lesen Sie am Mittwoch.

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FOTOS: DPA/IMAGO Zwei, mit denen man auch bei den Olympische­n Spielen 2018 in Pyeongchan­g rechnen kann: Felix Neureuther und Laura Dahlmeier.
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