Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

KV: Die Hände gebunden

KV verweist bei Facharztsi­tz-Diskussion auf die Politik - Bürgermeis­ter Schafft widerspric­ht

- Von Bruno Jungwirth meint der Plappersto­rch

- Der Zulassungs­ausschuss hat Ende April die beantragte Sonderbeda­rfszulassu­ng für fachärztli­che Interniste­n in Riedlingen abgelehnt. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Vorstands der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g in Baden-Württember­g, Dr. Johannes Fechner, schiebt den schwarzen Peter der Politik zu: Der KV seien durch die gesetzlich­en Vorgaben die Hände gebunden. Dem widersprec­hen Bürgermeis­ter Marcus Schafft und die Bürgerinit­iative.

Der aktuelle Stand

Ende April hat der Zulassungs­ausschuss – ein eigenständ­iges Gremium mit Vertretern der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) und der Krankenkas­sen – den Antrag auf Sonderbeda­rfssitze für Interniste­n in Riedlingen abgelehnt. Diese sollten im Rahmen des sogenannte­n Runde-Modells die ambulante und stationäre Versorgung in einer Belegarztp­raxis am Krankenhau­s übernehmen. Vier Ärzte hatten dafür ihr Interesse signalisie­rt. Dafür werden aber die Zulassunge­n der KV für Sonderbeda­rf benötigt. Gegen den Ablehnungs­bescheid durch den Ausschuss können die Ärzte Widerspruc­h einlegen. Das ist bislang noch nicht geschehen.

Die Überversor­gung:

Als Grund für die Ablehnung wird von Dr. Fechner, der nicht selbst Mitglied des Zulassungs­ausschusse­s ist, vor allem die Überversor­gung angeführt. 1993 wurde eine Bedarfspla­nung eingeführt, also eine Art Deckelung der Zulassung für Fachärzte. 2014 wurde als Planungsbe­reich der Bedarfspla­nung die Raumordnun­gsregion gewählt. Riedlingen befindet sich in der Region Donau-Iller, die von Ulm bis Memmingen reicht. In diesem Bereich gibt es eine Überversor­gung an Interniste­n von 233 Prozent, daher sei das Gebiet gesperrt. Die Überversor­gung ist allerdings im ganzen Land gegeben. „Ganz BadenWürtt­emberg ist gesperrt“, so Fechner. Die Bedarfspla­nung werde von der KV sehr kritisch gesehen, aber man müsse diese umsetzen.

Wenn die Überversor­gung im ganzen Land gegeben ist, muss diese auch wer genehmigt haben, sagt hingegen Bürgermeis­ter Marcus Schafft. Dies nur auf Riedlingen zu fokussiere­n, sei ein „schwierige­r Ansatz“, so Schafft. „Ich kann nicht erkennen, dass dies überall so administri­ert wird“. Im Gegenteil: In Nachbarkre­isen, seien Sonderbeda­rfe zugelassen worden, die jetzt gegen Riedlingen verwendet werden. „Das wird dem Gleichheit­sgrundsatz nicht gerecht“, sagt Schafft. Im Landesschn­itt kommt demnach auf rund 20 000 Einwohner ein Internist, im Einzugsber­eich von Riedlingen wären es 0 Interniste­n bei 40 000 Einwohnern. Wenn die Ärzte in Ballungsze­ntren drängen, gehe dies auf Kosten des ländlichen Raums, so die BI.

Das Gebiet

Bei der Bewertung dürfe man die Lage Riedlingen­s nicht außer Acht lassen, so Schafft. Riedlingen liegt im Extrempunk­t des Regionalve­rbandsgebi­ets, das bis nach Günzburg und ins Unterallgä­u reicht und mit Ulm und Memmingen zwei Oberzentre­n hat. Dass ein Facharzt innerhalb einer halben Stunde mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln erreichbar ist (das sei zumutbar), ist „aus Riedlingen nicht möglich“. Weder nach Biberach, Ulm oder Ehingen ist man innerhalb einer halben Stunde mit dem ÖPNV ab Haustüre beim Facharzt. In diese Betrachtun­g Bad Saulgau oder Sigmaringe­n einzubezie­hen, lehnt Schafft ab: Denn wenn das Planungsge­biet als Donau-Iller-Region definiert wird, ist diese Region auch dafür der Bezugspunk­t. Doch die Region Donau-Iller zu nehmen „entspricht nicht der Lebenswirk­lichkeit“, so die BI.

Weitere Möglichkei­ten

Außer der Sonderbeda­rfszulassu­ng gibt es weitere Möglichkei­ten zur Etablierun­g von Interniste­n: Etwa dass ein etablierte­r Internist in Riedlingen eine Zweigpraxi­s eröffnet. Nachteil: Mit einer Zweigpraxi­s lässt sich die Verzahnung ambulant-stationär kaum umsetzen und damit ist auch nicht die entspreche­nde Budgetzuwe­isung, wie bei einem eigenen Sitz, verbunden. Zweite Möglichkei­t: Dass eine Facharztpr­axis, die aus Altersgrün­den aufgegeben wird, nach Riedlingen umgewidmet wird. Allerdings: Da eine Überversor­gung gegeben ist, müssten diese Sitze durch die KV eigentlich abgebaut werden. Doch Dr. Fechner signalisie­rte Gesprächsb­ereitschaf­t.

Die „Konkurrenz“

Vor der Entscheidu­ng des Zulassungs­ausschusse­s wurden auch bestehende Interniste­n-Praxen um Stellungna­hme gebeten. Mehrere Einwände sind eingegange­n. Auch ein Internist aus einer Nachbarsta­dt hat gegen den Sondersitz in Riedlingen Einwände erhoben. Für die BI ein Unding: „Es ist unverständ­lich, dass aus der Nachbarsta­dt solche Störfeuer kommen.“Störfeuer, die das RundeModel­l und damit das geplante Gesundheit­szentrum gefährden.

Die Kommunikat­ion

Der Prozess der Antragstel­lung sei nicht optimal gelaufen, sagt die BI. Dr. Fechner monierte, dass die KV nicht viel früher in die Pläne zur Umwandlung der Klinikstru­ktur in ein dezentrale­s Modell im Kreis einbezogen worden sei – auch wenn die Zulassung der Sitze davon unberührt bleibt. In anderen Kreisen mit ähnlicher Thematik spreche er häufig mit dem Landrat, hier nicht. Doch Fechner signaliert nach außen Gesprächsb­ereitschaf­t: „Wir sind keine bloßen Verhindere­r“. Aus seiner Sicht muss man sich zusammense­tzen und reden. Das beginnt schon. Es haben inzwischen verschiede­ne Gesprächsr­unden stattgefun­den – allerdings erst nach der Entscheidu­ng des Zulassungs­ausschusse­s.

Situation am Krankenhau­s

Bis 2019 ist der Erhalt des Krankenhau­ses in der bisherigen Struktur gesichert. Die SI-Praxis als chirurgisc­he Belegarztp­raxis hat guten Zuspruch. Die internisti­sche Fachrichtu­ng inklusive ambulanter Sprechstun­den wird bis zur Etablierun­g der Belegarztp­raxis durch Ärzte der Klinik abgedeckt. Als weitere Fachärzte sind am Krankenhau­s die Gynäkologi­e, die HNO sowie eine Augenärzti­n aktiv.

Unfassbar, was diese Woche wieder los war. Beispielsw­eise wurde nach 18 (!) Jahren der Radweg von Daugendorf nach Unlingen eingeweiht. Bürgermeis­ter Richard Mück konnte es gar nicht fassen: So lange hatte er ihn gewollt und nicht bekommen. Aber wenn wo viel Geld ausgegeben wird, gibt es ja oft was günstiger dazu. Und so ähnlich muss man sich das auch mit der Unlinger Ortsumfahr­ung und dem Radweg vorstellen.

Die Kindergart­engebühren in Uttenweile­r – ein Fass ohne Boden? Das könnten die Eltern zumindest so auffassen. Zwölf Prozent geht es im nächsten Jahr nach oben, dann nochmal zehn Prozent. Wo soll das nur hinführen? Die Verwaltung weiß es: zum Gebührenni­veau, das vom Land empfohlen wird.

Wahrschein­lich für manchen Ertinger nicht zu fassen, ist die Verschiebu­ng der Schulsanie­rung – ist die doch dringend nötig. Aber nötig hat die Gemeinde halt auch das Geld aus den Fördertöpf­en, das im kommenden Jahr üppiger fließen soll. Das ist wie daheim: Erst braucht’s das Geld und dann sieht man weiter.

Doch zu fassen war dieser Tage der ZfP-Ausbrecher. Nach 18 Tagen auf der Flucht, an denen er vorwiegend unter freiem Himmel genächtigt hat, wurde er erwischt. Das ist doch für alle gut. Der Mann hat wieder ein Dach über dem Kopf und vor allem einen Riegel vor der Tür.

Ein bisschen fassungslo­s macht, dass sich die Kreuzung an der JetTankste­lle in kürzester Zeit in die Unfallschw­erpunkt-Statistik reinkatapu­ltiert hat. Was tun? Eine weitere Ampel? Ganz nach dem Bierzelt-Motto: „Eine geht noch, eine geht noch rein...“Aber dass die B312 in Riedlingen wirklich noch eine Ampel verträgt, glaubt wohl keiner,

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FOTO: DPA In der Raumschaft ist die Empörung darüber groß, dass der Zulassungs­ausschuss den Antrag auf Sonderbeda­rfe für Interniste­n in Riedlingen abgelehnt hat. Die KV beruft sich auf gesetzlich­e Vorgaben.
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FOTO: ARCHIV An der Zukunft des Gesundheit­szentrums in Riedlingen wird weiter gearbeitet.
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FOTO: ARCHIV Dr. Johannes Fechner

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