Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Im Warmtal blühen die Orchideen

Lohrmannbu­ckel steht seit zehn Jahren unter Naturschut­z

- Von Marion Buck

- Gelbe Rapsfelder und grüne Wiesen prägen die Landschaft im Mai. Im Warmtal, gleich hinter Langenensl­ingen, blühen außerdem ganz besondere Schätze. Dr. Hans-Peter Schreijäg, ein Kenner heimischer Wildorchid­een, macht bei Exkursione­n auf die Schönheite­n im Verborgene­n aufmerksam. Derzeit blüht am Waldrand der Frauenschu­h. Weitere Wildorchid­een gedeihen auf dem Lohrmannbu­ckel.

Die Mücken schwirren, eine dicke Hummel brummt. Ansonsten ist es still im Warmtal, inmitten der Natur. Das ist nicht immer so, denn das Landschaft­sschutzgeb­iet am Südrand der Alb ist bekannt für seine Wildorchid­een. „Am Wochenende kommen da Busse mit Touristen angefahren“, erklärt eine Langenensl­ingerin, die des Weges kommt.

Aber noch ist es früh in der Saison. Der Tourismus hat noch nicht eingesetzt. „Die Orchideens­aison beginnt im Mai und dauert bis Oktober“, erklärt Dr. Hans-Peter Schreijäg. Ausgangspu­nkt für die Orchideenw­anderungen ist der Wanderpark­platz im Warmtal. Der erste Weg führt in den 600 Meter entfernten Betzenhart. Die ausgetramp­elten Pfade weisen den Weg zur vielleicht bekanntest­en Orchidee. Der Frauenschu­h mit seiner goldgelben Blütenunte­rlippe und den rotbrauen Blütenhüll­en ähnelt tatsächlic­h einem Damenschuh. In seiner Schönheit zählt er zu den beeindruck­endsten Wildorchid­een.

Weiter führt die Wanderung etwas über einen Kilometer durchs Warmtal, im Norden thront der Hügel mit der „Alten Burg“. Das Ziel ist der Lohrmannbu­ckel, benannt nach dem einstigen Forstmann und Naturschüt­zer Richard Lohrmann. Seit zehn Jahren steht der Hügel unter Naturschut­z. Auf den mageren Kalkböden fühlen sich über 20 heimische Orchideen und andere Besonderhe­iten, wie der gelbe Enzian oder der vielblütig­e Weißwurz, wohl. Damit die Pflanzen ungestört gedeihen können, darf der Hügel vom Mensch nicht betreten werden. Immer am Handlauf entlang, geht es einmal drumherum. Schreijäg hat ein Auge für die filigranen Schönheite­n. Er macht auf das Helmknaben­kraut aufmerksam,

Dr. Hans-Peter Schreijäg

entdeckt die zarte Fliegenrag­wurz und das Brandknabe­nkraut, das dem Auge des Laien vielleicht verborgen geblieben wäre. Mit einem Experten an der Seite sind die Orchideen eindeutig besser zu finden.

Monatlich verändere der Hügel seine Farbe, sagt Schreijäg, je nachdem was blühe und auch im Duft unterschei­den sich die Pflanzen, denn Orchideen verströmen unterschie­dliche Aromen. Es lohnt sich also auch an ihnen zu riechen.

Die Pflanzen können bewundert und fotografie­rt werden. Schreijäg erinnert daran, dass sie unter Naturschut­z stehen und nicht gepflückt oder ausgegrabe­n werden dürfen. Was übrigens auch keinen Sinn macht, denn Orchideen gehen mit Pilzen eine Symbiose ein, um wachsen zu können. Verpflanzt man die Schönheite­n, gehen sie ein. Besucher sollen außerdem auf den angelegten Wegen bleiben. Als zweckmäßig­e Kleidung gegen Zecken schützen lange Hosen, lange Ärmel am Oberteil und ein Hut.

„Die Orchideens­aison beginnt im Mai und dauert bis Oktober“

 ?? FOTO: MARION BUCK ?? Der Frauenschu­h, das Helmknaben­kraut und der Fliegenrag­wurz sind Wildorchid­een, die im Warmtal blühen.
FOTO: MARION BUCK Der Frauenschu­h, das Helmknaben­kraut und der Fliegenrag­wurz sind Wildorchid­een, die im Warmtal blühen.
 ??  ??
 ??  ?? Dr. Hans-Peter Schreijäg weist Richtung Betzenhart, wo der Frauenschu­h blüht.
Dr. Hans-Peter Schreijäg weist Richtung Betzenhart, wo der Frauenschu­h blüht.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany