Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Braucht es eine Meisterpflicht?
Pro
Der Meistertitel steht für gute Ausbildung. Moritz Schildgen
Betrachtet man die Auswirkungen der Abschaffung der Meisterpflicht für bestimmte Handwerksberufe, so ist neben Schwarzarbeit, Lohndumping und Kurzlebigkeit der Neugründungen der massive Rückgang in der Ausbildung äußert bedenklich. Jeder Meister darf ausbilden. NichtMeisterbetriebe erlangen die Zusatzqualifikation, die es ihnen erlaubt auszubilden in verschwinden geringem Ausmaß.
In seinem vollen Umfang ist der Effekt dieser Entwicklung heute noch nicht eingetreten. Die Folgen sind offensichtlich: weniger Ausbildungsbetriebe, weniger Auszubildende. Weniger Auszubildende, weniger Nachwuchs. Weniger Nachwuchs, weniger Ausbildungsbetriebe. Ein Teufelskreis, der zu einem Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit führen wird. Jenes gravierende Problem, das unsere europäischen Nachbarn plagt und deren wirtschaftliche Entwicklung stark behindert. Nicht umsonst findet das deutsche System der dualen Ausbildung weltweit Beachtung. Die Meisterpflicht trägt ihren Teil zur Sicherung dieses Systems bei.
Wer in Kauf nimmt, die Ausbildungssituation zu verschlechtern, der zerstört das Fundament unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Der Meistertitel steht für eine profunde Ausbildung und einen hohen Qualitätsstandard. Anstatt die Meisterpflicht abzuschaffen, um den Zugang zu Berufen zu erleichtern, sollte er europaweit eingeführt werden, um Wohlstand zu sichern – auch in Zukunft.