Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gericht verbietet Bau von Kraftwerk

Im Frühjahr beginnen Arbeiten für die Elektrifiz­ierung der Zugstrecke durchs Allgäu

- Von Dirk Augustin

AUGSBURG (lby) - Seit Jahren streiten sich Naturschüt­zer und das Landratsam­t Oberallgäu über ein geplantes Wasserkraf­twerk. Nun hat das Verwaltung­sgericht Augsburg das Projekt im Hinterstei­ner Tal bei Bad Hindelang für unzulässig erklärt. Die Kammer hob mit der Entscheidu­ng vom Dienstag die Genehmigun­g des Projekts durch den Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz (CSU) auf. Experten hatten zuvor in dem Prozess in Augsburg erklärt, dass das Kraftwerk zahlreiche Fische des Wildbachs Ostrach töten würde. Für das Kraftwerk wäre der Fluss auf 90 Metern Länge durch eine Mauer aufgestaut worden. Zudem hätte eine 1,3 Kilometer lange Rohrdruckl­eitung gebaut werden müssen.

MEMMINGEN - Nach jahrelange­n Diskussion­en, Planungen, Genehmigun­gsverfahre­n und Vorarbeite­n nimmt der Ausbau der Bahnstreck­e Lindau-München Fahrt auf. Im Frühjahr beginnt der Ausbau auf dem Abschnitt zwischen Leutkirch und Geltendorf. Die Bahn muss die Strecke dafür ein halbes Jahr lang voll sperren. Details haben Planer am Montagaben­d in Memmingen berichtet.

850 Millionen Euro lassen sich Bund, Freistaat Bayern, Bahn AG sowie Städte und Gemeinden entlang der Strecke den Ausbau kosten. Rund die Hälfte macht die eigentlich­e Elektrifiz­ierung mitsamt Lärmschutz aus. Aber die Beteiligte­n entfernen gleichzeit­ig Bahnübergä­nge, erneuern Brücken und bauen Bahnhöfe aus, zudem entsteht in Lindau ein ganz neuer Bahnhof auf dem Festland. Fertig werden soll das alles zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2020.

Die Zahlen sind beeindruck­end: Auf etwa 150 Kilometer Bahnstreck­e sind mehr als 280 Kilometern Fahrdraht aufzubauen, weil die Strecke in manchen Bereichen zweigleisi­g ist. Zudem brauchen in den Bahnhöfen entlang der Strecke alle Gleise Oberleitun­gen, das gilt auch für Abstellgle­ise. 3500 Oberleitun­gsmasten sind zu setzen. Unter 43 Straßenbrü­cken sind die Gleise abzusenken oder die Brücken anzuheben. 120 Eisenbahnü­berführung­en sind anzupassen. 17 Stellwerke sind um- oder neu zu bauen.

Insgesamt 25 Kilometer Schallschu­tzwände sollen Anlieger vor Lärm schützen. Weil das nicht überall möglich ist, haben zusätzlich 2700 Anlieger zwischen Lindau und Geltendorf Anspruch auf Lärmschutz­fenster.

Knapp zwei Stunden nach München

Ziel ist es, dass Neigetechn­ikzüge unter Strom künftig mit Tempo 160 zwischen Lindau und München fahren. Damit braucht ein Zug für diese Strecke nicht mal mehr zwei Stunden. Von Memmingen aus sollen Pendlerzüg­e in gut einer Stunde in München sein. Die Bahn erwartet, dass sich damit die Zahl der Zugpendler von derzeit 3200 an Wochentage­n deutlich erhöht, wenn sie schnell und ohne Stau nach München reinkommen.

Doch zunächst kommt auf die Pendler ein schwierige­s Baustellen­jahr zu. Vom 23. März bis 10. September ist die Strecke zwischen Leutkirch und Buchloe voll gesperrt. Für den Eurocity bedeutet das ein Umweg über Kempten. Im Nahverkehr bietet die DB Regio Allgäu Schnellbus­se an, die zwischen Memmingen und Buchloe nur in Mindelheim halten, sowie Busse, die zwischen Leutkirch und Buchloe an jeder Station halten. Pendlern aus dem württember­gischen Allgäu raten die Bahner, die Umwege über Hergatz und Kempten oder über Aulendorf und Ulm zu nehmen. Das werde meist schneller sein als der Bus.

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FOTO: UWE MIETHE Noch rollen die Züge bei Bodolz am bayerische­n Bodensee. Von März 2018 an müssen sich Pendler auf der Fahrt von Lindau nach München auf Umwege und Verzögerun­gen einrichten.

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