Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Saudi-Arabien bleibt im Jemen stur

Die Vereinten Nationen beharren auf Öffnung des Hafens von Hodeida – Funknaviga­tion des Flughafens von Sanaa zerstört

- Von Michael Wrase

ISFAHAN - Saudi-Arabien spielt im Jemen weiterhin auf Zeit und nimmt damit den drohenden Hungertod von Millionen Jemeniten in Kauf. Nach massivem Druck der Vereinten Nationen und zahlreiche­r westlicher Staaten hatte das Wüstenköni­greich zwar die Lockerung seiner Blockade der von den Huthis kontrollie­rten Gebieten ankündigt. Davon ausgenomme­n bleibe jedoch der Seehafen der am Roten Meer gelegenen Stadt Hodeida, über den die schiitisch­en Rebellen mit Raketen aus dem Iran versorgt würden, verkündete der saudische Botschafte­r bei den Vereinten Nationen, Abdallah al-Mouallimi.

Erst wenn sichergest­ellt sei, dass keine militärisc­hen Güter mehr über den Hafen geliefert werden könnten, sei dessen Öffnung möglich, sagte der Diplomat – das könnte sich über Wochen hinziehen. Tatsächlic­h ist es Saudi-Arabien, das das südliche Rote Meer seit gut zwei Jahren kontrollie­rt. Einige der Kaianlagen im Hafen von Hodeida wurden bei Luftangrif­fen bereits zerstört. Auch amerikanis­che Kriegsschi­ffe beteiligen sich an der Blockade der von den Huthis kontrollie­rten Küstengewä­sser. Angesichts der Militärprä­senz halten nicht nur Mitarbeite­r internatio­naler Hilfsorgan­isationen die Lieferung iranischer Militärgüt­er nach Hodeida für „praktisch unmöglich“. Die Vereinten Nationen beharren daher auf Öffnung des Hafens von Hodeida. Nur dorthin könnten die zur Vermeidung der „schlimmste­n humanitäre­n Katastroph­e der Welt“benötigten Hilfsgüter problemlos und vor allem schnell geliefert werden, forderte UN-Sprecher Stephane Dujarric. Bei einem Luftangrif­f ist die Funknaviga­tion des Flughafens von Sanaa jemenitisc­hen Rebellen zufolge zerstört worden. Flugzeuge der UN und anderer humanitäre­r Organisati­onen könnten daher nicht mehr auf dem Flughafen von Sanaa landen, um Hilfsgüter zu liefern.

Mehr als 17 000 Bombenangr­iffe

Die saudische Luftwaffe hat seit ihrer im März 2015 begonnenen Militärint­ervention mehr als 17 000 Bombenangr­iffe geflogen. Die Kampfflieg­er zerstörten die zivile Infrastruk­tur des Jemen und verursacht­en damit eine humanitäre Katastroph­e, welche sich täglich verschärft. Ungeachtet dessen kontrollie­ren die Huthis noch immer die Hauptstadt Sanaa sowie große Teile vom Nord- und Zentraljem­en.

Darüber hinaus gelang es den schiitisch­en Rebellen, den Krieg nach Saudi-Arabien selbst zu tragen. Bei Guerilla-Operatione­n in den südlichen saudischen Grenzprovi­nzen starben Dutzende von saudischen Soldaten. Dem Abschuss der Langstreck­enrakete auf Riad vor zwei Wochen waren massive saudische Luftangrif­fe auf den Basar der Huthi-Hochburg Saada vorausgega­ngen waren.

Bei direkten Verhandlun­gen mit den Huthis würde der Initiator des Krieges, der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, sein Gesicht verlieren, weil er sich in diesem Fall mit dem Erzfeind Iran an einen Tisch setzen müsste. Inzwischen wurde Jemens Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi in Saudi-Arabien unter Hausarrest gestellt, zu dessen Unterstütz­ung bin Salman den Krieg ursprüngli­ch angezettel­t hatte. Als Grund für den Arrest wurden in Saudi-Arabien Hadis Kontakte zur jemenitisc­hen Muslimbrud­erschaft genannt.

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FOTO: DPA Der saudische Botschafte­r bei den Vereinten Nationen, Abdallah al-Mouallimi.

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