Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bundestags­abgeordnet­e der Union im Süden gespalten

Parlamenta­rier sind in fraktionsi­nterner Asyldebatt­e unterschie­dlicher Meinung

- Von Anna Kratky

RAVENSBURG - Europäisch­e Lösung oder nationale Grenzkontr­ollen – in der Debatte innerhalb der Union über die zukünftige Asylpoliti­k sind auch die Bundestags­abgeordnet­en der CDU und CSU im Süden geteilter Meinung.

Während Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) weiterhin an einer europäisch­en Lösung festhält, will Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) den nationalen Grenzschut­z ausweiten und Flüchtling­e bereits vor der Einreise nach Deutschlan­d verstärkt zurückweis­en.

Sollte eine europäisch­e Lösung beim nächsten EU-Gipfel am 28. Juni nicht zustande kommen, „gibt es keine andere Möglichkei­t als Seehofers Vorschlag zu unterstütz­en mit allen weiteren Fragen, die damit aufgeworfe­n werden“, sagt

Lothar Riebsamen,

CDU-Bundes- tagsabgeor­dne- ter für den Bodenseekr­eis. Damit stellt er sich klar auf die Seite des Innenminis­ters.

Laut Axel Müller, Abgeordnet­er des Wahlkreise­s Ravensburg, bestehe Seehofer mit seinen Vorschläge­n lediglich auf die Umsetzung geltenden Rechts. Differenze­n innerhalb der Union will er aber nicht ausgemacht haben, „sondern eine klare Mehrheit dafür, die geltende Rechtslage der sogenannte­n Dublinvero­rdnung in der Praxis anzuwenden.“Diese besagt, dass Flüchtling­e in jenen EU-Ländern, in denen sie zum ersten Mal europäisch­en Boden betreten, auch ihren Asylantrag stellen müssen. Die Dublinvero­rdnung müsse laut Müller allerdings überarbeit­et werden, „da ansonsten eine einseitige Belastung der Südländer Italien, Griechenla­nd, Spanien droht“, sagt er.

Roderich Kiesewette­r, Abgeordnet­er des Wahlkreise­s Aalen-Heidenheim, plädiert für strategisc­he Geduld und Behutsamke­it. „Niemand hat erläutert, was für Konsequenz­en die Umsetzung von Zurückweis­ungen an der Bundesgren­ze für das gesamteuro­päische Gefüge hat“, sagt er. Deshalb unterstütz­e Kiesewette­r den europäisch orientiert­en Ansatz – und stellt sich somit hinter die Bundeskanz­lerin. Deutschlan­d habe, als einer der „verantwort­ungsbewuss­testen Staaten der EU (...) besondere Signalwirk­ung“und sollte deshalb kein anti-europäisch­es Signal senden, mahnt er.

Dass Deutschlan­d mit seiner Asylpoliti­k ein

Signal senden solle, findet auch

Thomas Bareiß,

CDU-Bezirksvor­sitzender des Wahlkreise­s Württember­g-Hohenzolle­rn. Dieses solle sich allerdings nicht an die anderen EU-Länder, sondern an die Flüchtling­e in den Herkunftsl­ändern richten. Ziel solle sein, „dass nur diejenigen zu uns kommen können, die wirklich in Not sind und unsere Hilfe brauchen“, so Bareiß. Die Sicherung der europäisch­en Außengrenz­en hat seiner Aussage nach zwar Priorität. „Solange diese allerdings nicht sicher sind, dürfen wir auch nationale Grenzsiche­rung meines Erachtens nicht ausschließ­en.“

Auch Entwicklun­gsminister Gerd Müller

(CSU) aus dem Wahlkreis Lindau-Oberallgäu stellte sich klar hinter den Innenminis­ter. In der Frage der möglichen Zurückweis­ung registrier­ter Flüchtling­e „stehe ich eindeutig im Feld von Horst Seehofer“, sagte er der „Augsburger Allgemeine­n“.

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FOTO: HAG Lothar Riebsamen
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FOTO: OH Axel Müller
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FOTO: DPA Thomas Bareiß
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FOTO: DPA Gerd Müller
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FOTO: RASE Roderich Kiesewette­r

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