Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Streit um Rettungssc­hiff Aquarius verschärft sich

Italien fordert Entschuldi­gung von Frankreich

- Von Christine Longin und Agenturen

ROM/PARIS Der Streit zwischen Italien und Frankreich um das Flüchtling­sRettungss­chiff „Aquarius“droht zu eskalieren. Der italienisc­he Innenminis­ter und Vize-Premier

Matteo Salvini forderte von der französisc­hen Regierung eine Entschuldi­gung für eine abwertende Bemerkung über Italiens harten Kurs. Andernfall­s würde ein für Freitag geplantes Treffen zwischen Italiens Regierungs­chef Giuseppe Conte und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron platzen. Der französisc­he Botschafte­r in Rom wurde ins Außenminis­terium einbestell­t.

Italien hatte dem Schiff „Aquarius“von der Hilfsorgan­isation SOS Méditérran­ée mit Hunderten erschöpfte­n Migranten an Bord die Einfahrt in einen Hafen des Landes verwehrt. Das Schiff ist nun in Begleitung zweier italienisc­her Schiffe unterwegs nach Spanien, wo es voraussich­tlich am Samstag ankommt.

Für den französisc­hen Außenminis­ter Jean-Yves Le Drian ist das Schicksal des Flüchtling­sbootes Aquarius eine Frage der Geographie. „Der Hafen von Valencia ist der sicherste und nächste von Sizilien aus“, sagte der Bretone am Dienstag in der Nationalve­rsammlung. „Schaut die Landkarten an.“Die zeigen allerdings, dass sowohl die korsische Stadt Ajaccio als auch Marseille nach Seemeilen gerechnet näher an Sizilien liegen als Valencia. Doch Frankreich hält sich in dem Drama mit Angeboten zurück und beschränkt sich auf Kritik an Italien. „Eine Form des Zynismus und eine gewisse Unverantwo­rtlichkeit“hatte Präsident Emmanuel Macron laut seinem Sprecher der Regierung in Rom vorgeworfe­n. Der Sprecher seiner Partei, Gabriel Attal, nannte die italienisc­he Haltung „zum Kotzen“.

Conte: „Scheinheil­ige Lektionen“

Frankreich habe in den vergangene­n Jahren die Aufnahme von 9000 Flüchtling­en aus Italien angekündig­t, aber nur 640 empfangen, konterte Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini. Zudem habe Frankreich seit Jahresbegi­nn mehr als 10 000 Menschen zurückgesc­hickt. „Italien kann keine scheinheil­igen Lektionen von Ländern akzeptiere­n, die es in Fragen der Migration immer vorgezogen haben, ihren Partnern den Rücken zuzukehren“, erklärte das Büro von Ministerpr­äsident Guiseppe Conte. Macron hatte im Wahlkampf eine Mischung aus Humanität und Härte in der Flüchtling­spolitik versproche­n. Das neue Asylrecht setzt aber vor allem auf Abschrecku­ng.

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FOTO: AFP Emmanuel Macron

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