Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ulms Glaube an die Chance wächst

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BAMBERG (dpa/SID/sz) - Die Ulmer Gala in der Bamberger Basketball­festung war ein paar Minuten alt, da begann das Spiel mit Worten um die Bedeutung des 84:79 (45:41)-Sieges. „Ulm hat heute eine Schlacht gewonnen, sie waren einfach besser,“sagte Bambergs Trainer Andrea Trinchieri – und fügte ungefragt hinzu: „Jetzt sind sie natürlich der Favorit auf den Meistertit­el.“Davon aber woll(t)en sie im Lager des Vorjahresf­inalisten bei aller Freude nichts wissen. „Bamberg hatte drei Spiele in sechs Tagen, wir haben acht Tage in Ulm in der Sonne gelegen“, sagte Spielmache­r Per Günther in unnachahml­icher Art.

In der Tat wirkten die Franken, die zuvor 37-mal in Serie daheim in Bundesliga oder Pokal gewonnen hatten, etwas müde und konnten der unglaublic­hen Ulmer Intensität in den Schlussmin­uten nichts entgegense­tzen. „Wir waren schwerfäll­ig und haben den Ball nicht schnell bewegt. Es ist einfach schwierig, binnen zehn Tagen gegen die beiden besten deutschen Mannschaft­en und drei Euroleague-Teams zu spielen“, sagte Trinchieri. „Leider nimmt der Spielplan keine Rücksicht darauf, in Spanien oder der Türkei wäre das anders.“

Der Stachel der Enttäuschu­ng saß dennoch tief bei den Bambergern, die in den vergangene­n Jahren die Bundesliga quasi nach Belieben beherrscht haben, nun aber zwei Niederlage­n in Folge kassierten. Auf einmal ist ihnen ein Gegner erwachsen, der den nächsten Titel tatsächlic­h in Gefahr bringen kann. Dass nicht Bayern oder Berlin in die Rolle des ärgsten Widersache­rs geschlüpft sind, sondern die Ulmer, die all ihre 27 Ligaspiele gewonnen haben, ist der Arbeit von Trainer Thorsten Leibenath und Manager Thomas Stoll zu verdanken.

In Bamberg sah das dann so aus: Raymar Morgan bestätigte mit 24 Punkten und neun Rebounds seine überragend­e Form, traf 62,5 Prozent seiner Würfe. Chris Babb, der fünf seiner acht Dreiervers­uche versenkte, war der Inbegriff Ulmer Abgeklärth­eit. Immer wenn sein Team einen offensiven Impuls brauchte – Babb lieferte ihn. Der Dirigent des Abends hieß Braydon Hobbs; er führte nicht nur mutig Regie, sondern glänzte auch als Dreier-Schütze (4/7). Überhaupt die Dreier: Ulm verwandelt­e zehn von 20, Bamberg nur sechs von 24 – der Knackpunkt.

Leibenath ballte nach der Schlusssir­ene ein paar Mal kurz die Faust. „Wir haben das richtige Verhältnis zwischen Respekt und Selbstbewu­sstsein gezeigt und waren von der ersten bis zur letzten Minute physisch präsent. Wir haben offensiv und defensiv vieles richtig gemacht“, sagte er. In Ulm glauben sie offenbar an ihre Chance. Nur laut ausspreche­n will das noch niemand.

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FOTO: IMAGO Raymar Morgan

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