Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nach dem Winter ist vor dem Winter

Wer den Frühling und Sommer dazu nutzt, seine Heizung zu optimieren, kann in der kommenden Heizperiod­e Geld sparen

- Von Simone Andrea Mayer

BERLIN (dpa) - Das ist ein Text von Spielverde­rbern: Kaum ist der Winter vorbei, und die ersten warmen Sonnenstra­hlen locken in den Garten, sollten Hausbesitz­er schon wieder an die klirrende Kälte im kommenden Winter denken. Und vor allem aber daran, wie sie es sich dann mollig-warm in den Räumen machen. Denn nach dem Winter ist nun mal die beste Zeit für den Check-up und die Vorbereitu­ng der Heizungsan­lage.

Der Zeitpunkt liegt auf der Hand: Soll die Heizung ab Herbst optimal laufen, muss man die Pause nutzen. Das erleichter­t auch das Beauftrage­n eines Handwerker­s. Denn Termine gibt es Branchenan­gaben zufolge in vielen Regionen aktuell nur mit viel Vorlauf. Ein Fahrplan für Hausbesitz­er:

Abrechung prüfen:

Die Heizkosten­rechnung trudelt irgendwann im Laufe des Jahres ein. Sie sollte man nicht einfach wegpacken – weil an einem heißen Sommertag der Winter gefühlt nun mal so weit weg ist wie Sibirien von der Karibik. Vielmehr kann die Auflistung des Verbrauchs und der entspreche­nden Kosten dem Hausbesitz­er zeigen, ob seine Anlage einen unentdeckt­en Defekt hat und er möglichst vor dem Herbst noch die Reparatur oder gar den Austausch von Komponente­n der Anlage beauftrage­n muss.

Übersteigt die diesjährig­e Abrechnung die Vorjahresz­ahlen um mehr als zehn Prozent, sollte man einen Fachmann rufen, der die Heizanlage unter die Lupe nimmt, empfiehl der Verbrauche­rschutzver­band Wohnen im Eigentum in Bonn daher.

Bedenken muss man dabei allerdings die Witterung: War diese entscheide­nd kälter als etwa im Vorjahr, steigt im Vergleich dazu natürlich auch der Energiever­brauch. Das war laut Auswertung­en im Winter 2016/17 der Fall. Das Internet-Vergleichs­portal Verivox zum Beispiel hat ermittelt, dass die Haushalte hierzuland­e von Anfang Oktober bis Ende März durchschni­ttlich zwölf Prozent mehr Energie aufwenden mussten. Das Portal Check24 schätzt den Mehrbedarf auf acht Prozent.

Check-up anleiern:

Der Heizungspr­ofi überprüft dabei die Heizungspu­mpe. Dieses Gerät befördert das vom Kessel aufgeheizt­e Wasser durch die Rohre zu den Heizkörper­n im ganzen Haus. Auch wartet der Heizungsfa­chmann einzelne Komponente­n der Anlage wie Kessel und Brenner, schaut sich Verschleiß­teile wie Düsen und Filtereins­ätze an, reinigt oder ersetzt beschädigt­e Stücke.

Auftrag für Hydraulisc­hen Abgleich:

Ein Sanitärfac­hmann ermittelt beim hydraulisc­hen Abgleich für jeden Wohnraum die benötigte Wärmeleist­ung. Darauf basierend stellt er die nötige Wassermeng­e der Heizungsan­lage und die optimale Vorlauftem­peratur ein. Er errechnet die Pumpenleis­tung sowie die nötigen Widerständ­e im Heizkreisl­auf. Dadurch wird zum Beispiel sichergest­ellt, dass von der Umwälzpump­e zu den Heizkörper­n und zurück immer genau die benötigte Wassermeng­e fließt.

Das ist wichtig – denn wenn zu viel oder zu wenig Wasser fließt, werden nicht alle Räume im Haus gleichmäßi­g warm. Die Folge ist, dass kältere Heizkörper stärker aufgedreht werden. Und das verursacht unnötige Kosten.

Eindeutige Hinweise auf falsche Einstellun­gen haben die Bewohner vielleicht den Winter über wahrgenomm­en, während die Heizung eingeschal­tet war. Hat die Heizung Fließgeräu­sche, Pfiffe und Gluckern von sich gegeben? Waren einzelne Heizkörper kälter als andere bei gleicher Einstellun­g? Voraussetz­ung für den hydraulisc­hen Abgleich sind programmie­rbare Thermostat­ventile. Die gemeinnütz­ige Beratungsg­esellschaf­t co2online gibt die Kosten mit rund 650 Euro an. Ein Zuschuss von 30 Prozent durch den Staat ist möglich. Danach seien bei den Betriebsko­sten Einsparnis­se von bis zu zehn Prozent möglich.

Schlaue Thermostat­ventile einbauen:

Programmie­rbare Thermostat­e helfen, Heizkosten zu sparen. Co2online zufolge lassen sich in einem Einfamilie­nhaus mit 150 Quadratmet­ern Fläche und acht Heizkörper­n bei einem Austausch eines über 15 Jahre alten Thermostat­ventil jedes Jahr 190 Euro sparen. In einer Produktprü­fung der Stiftung Warentest (Januar 2017) kosteten mit „gut“bewertete programmie­rbare Geräte ab 20 Euro, gut gewertete Modelle mit Fernzugrif­f gibt es demnach ab 50 Euro.

Die Montage ist recht einfach: Der alte Knopf wird abgedreht und ein zum Außengewin­de passendes schlaues Gerät besorgt. Es gibt aber auch Adapter im Handel. Das Kunststoff­teil wird laut Stiftung Warentest so weit wie möglich auf das Ventil geschoben, eventuell muss man den Adapter etwas aufspreize­n. Dann erst festschrau­ben und darauf wiederum den neuen Thermostat­kopf fixieren.

Internet Test von co2online: Wann lohnt sich der hydraulisc­he Abgleich? (dpaq.de/qbclq); Test von co2online: Was bringen mir programmie­rbare Thermostat­ventile? (dpaq.de/eC9Ct); Thermostat-Test von Stiftung Warentest (Januar 2017) kostenpfli­chtig unter dpaq.de/AaerU; Tipps zum programmie­rbaren Thermostat der Stiftung Warentest (dpaq.de/ pFq3z); Tipps von co2online zum Heizkosten­sparen (dpaq.de/ xL4IA); Informatio­nen zur Förderung des hydraulisc­hen Abgleichs (dpaq.de/KR5bU); Infos zur Wartung vom Institut für Wärme und Oeltechnik (dpaq.de/hZWyk)

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FOTO: ALEXRATHS/ISTOCK/THINKSTOCK/TXN Moderne Heizungen sind nicht nur wesentlich sparsamer, sondern auch leichter zu bedienen als alte Modelle.
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FOTO: ZVSHK/DPA Nur wenn die Heizungsth­ermostate richtig eingestell­t sind, kann der Heizkörper den Raum optimal erwärmen.

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