Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nach dem Winter ist vor dem Winter
Wer den Frühling und Sommer dazu nutzt, seine Heizung zu optimieren, kann in der kommenden Heizperiode Geld sparen
BERLIN (dpa) - Das ist ein Text von Spielverderbern: Kaum ist der Winter vorbei, und die ersten warmen Sonnenstrahlen locken in den Garten, sollten Hausbesitzer schon wieder an die klirrende Kälte im kommenden Winter denken. Und vor allem aber daran, wie sie es sich dann mollig-warm in den Räumen machen. Denn nach dem Winter ist nun mal die beste Zeit für den Check-up und die Vorbereitung der Heizungsanlage.
Der Zeitpunkt liegt auf der Hand: Soll die Heizung ab Herbst optimal laufen, muss man die Pause nutzen. Das erleichtert auch das Beauftragen eines Handwerkers. Denn Termine gibt es Branchenangaben zufolge in vielen Regionen aktuell nur mit viel Vorlauf. Ein Fahrplan für Hausbesitzer:
Abrechung prüfen:
Die Heizkostenrechnung trudelt irgendwann im Laufe des Jahres ein. Sie sollte man nicht einfach wegpacken – weil an einem heißen Sommertag der Winter gefühlt nun mal so weit weg ist wie Sibirien von der Karibik. Vielmehr kann die Auflistung des Verbrauchs und der entsprechenden Kosten dem Hausbesitzer zeigen, ob seine Anlage einen unentdeckten Defekt hat und er möglichst vor dem Herbst noch die Reparatur oder gar den Austausch von Komponenten der Anlage beauftragen muss.
Übersteigt die diesjährige Abrechnung die Vorjahreszahlen um mehr als zehn Prozent, sollte man einen Fachmann rufen, der die Heizanlage unter die Lupe nimmt, empfiehl der Verbraucherschutzverband Wohnen im Eigentum in Bonn daher.
Bedenken muss man dabei allerdings die Witterung: War diese entscheidend kälter als etwa im Vorjahr, steigt im Vergleich dazu natürlich auch der Energieverbrauch. Das war laut Auswertungen im Winter 2016/17 der Fall. Das Internet-Vergleichsportal Verivox zum Beispiel hat ermittelt, dass die Haushalte hierzulande von Anfang Oktober bis Ende März durchschnittlich zwölf Prozent mehr Energie aufwenden mussten. Das Portal Check24 schätzt den Mehrbedarf auf acht Prozent.
Check-up anleiern:
Der Heizungsprofi überprüft dabei die Heizungspumpe. Dieses Gerät befördert das vom Kessel aufgeheizte Wasser durch die Rohre zu den Heizkörpern im ganzen Haus. Auch wartet der Heizungsfachmann einzelne Komponenten der Anlage wie Kessel und Brenner, schaut sich Verschleißteile wie Düsen und Filtereinsätze an, reinigt oder ersetzt beschädigte Stücke.
Auftrag für Hydraulischen Abgleich:
Ein Sanitärfachmann ermittelt beim hydraulischen Abgleich für jeden Wohnraum die benötigte Wärmeleistung. Darauf basierend stellt er die nötige Wassermenge der Heizungsanlage und die optimale Vorlauftemperatur ein. Er errechnet die Pumpenleistung sowie die nötigen Widerstände im Heizkreislauf. Dadurch wird zum Beispiel sichergestellt, dass von der Umwälzpumpe zu den Heizkörpern und zurück immer genau die benötigte Wassermenge fließt.
Das ist wichtig – denn wenn zu viel oder zu wenig Wasser fließt, werden nicht alle Räume im Haus gleichmäßig warm. Die Folge ist, dass kältere Heizkörper stärker aufgedreht werden. Und das verursacht unnötige Kosten.
Eindeutige Hinweise auf falsche Einstellungen haben die Bewohner vielleicht den Winter über wahrgenommen, während die Heizung eingeschaltet war. Hat die Heizung Fließgeräusche, Pfiffe und Gluckern von sich gegeben? Waren einzelne Heizkörper kälter als andere bei gleicher Einstellung? Voraussetzung für den hydraulischen Abgleich sind programmierbare Thermostatventile. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online gibt die Kosten mit rund 650 Euro an. Ein Zuschuss von 30 Prozent durch den Staat ist möglich. Danach seien bei den Betriebskosten Einsparnisse von bis zu zehn Prozent möglich.
Schlaue Thermostatventile einbauen:
Programmierbare Thermostate helfen, Heizkosten zu sparen. Co2online zufolge lassen sich in einem Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Fläche und acht Heizkörpern bei einem Austausch eines über 15 Jahre alten Thermostatventil jedes Jahr 190 Euro sparen. In einer Produktprüfung der Stiftung Warentest (Januar 2017) kosteten mit „gut“bewertete programmierbare Geräte ab 20 Euro, gut gewertete Modelle mit Fernzugriff gibt es demnach ab 50 Euro.
Die Montage ist recht einfach: Der alte Knopf wird abgedreht und ein zum Außengewinde passendes schlaues Gerät besorgt. Es gibt aber auch Adapter im Handel. Das Kunststoffteil wird laut Stiftung Warentest so weit wie möglich auf das Ventil geschoben, eventuell muss man den Adapter etwas aufspreizen. Dann erst festschrauben und darauf wiederum den neuen Thermostatkopf fixieren.
Internet Test von co2online: Wann lohnt sich der hydraulische Abgleich? (dpaq.de/qbclq); Test von co2online: Was bringen mir programmierbare Thermostatventile? (dpaq.de/eC9Ct); Thermostat-Test von Stiftung Warentest (Januar 2017) kostenpflichtig unter dpaq.de/AaerU; Tipps zum programmierbaren Thermostat der Stiftung Warentest (dpaq.de/ pFq3z); Tipps von co2online zum Heizkostensparen (dpaq.de/ xL4IA); Informationen zur Förderung des hydraulischen Abgleichs (dpaq.de/KR5bU); Infos zur Wartung vom Institut für Wärme und Oeltechnik (dpaq.de/hZWyk)