Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein würdiger Abschied

- Von Andreas Herholz politik@schwaebisc­he.de

Abschied von Helmut Kohl – die Trauerfeie­rlichkeite­n in Straßburg und Speyer für den verstorben­en Altkanzler waren ein bewegendes und emotionale­s Gedenken an eine politische Jahrhunder­tgestalt. Der historisch­e Trauerakt im Europäisch­en Parlament geriet zu einer eindrucksv­ollen Demonstrat­ion für Frieden, Freiheit und die europäisch­e Einigung – für all die Werte, die Kohl in seinem politische­n Leben so wichtig waren.

Noch einmal haben sich Weggefährt­en und Freunde aus dem In- und Ausland vor dem großen Staatsmann verneigt, an sein Lebenswerk und seine bleibenden Verdienste erinnert. Nach dem unwürdigen Ringen um Form und Protokoll des Gedenkens war der erste europäisch­e Trauerakt nun ein sehr würdiger Rahmen für Kohls letzte Reise.

Es war der frühere amerikanis­che Präsident Bill Clinton, der den Tränen nah, deutlich gemacht hat, dass Kohls Verdienste bleibend sind und auch noch die künftigen Generation­en von einem geeinten Deutschlan­d, einem geeinten Europa und einer friedliche­ren Welt profitiere­n werden. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker erinnerte daran, wie wichtig Vertrauen, Verlässlic­hkeit und Freundscha­ft über Parteiund Staatsgren­zen hinweg auch und gerade auf der politische­n Bühne sind. Helmut Kohl stand für diese Werte. Bundeskanz­lerin Angela Merkel zeigte quasi in persona, wie die Politik des verstorben­en Altkanzler­s nicht nur Deutschlan­d und Europa, sondern damit auch das Schicksal und die Chancen von Millionen von Menschen geprägt und verändert hat.

Der Abschied von Helmut Kohl – mit der Europafahn­e auf dem Sarg, der europäisch­en Hymne und den Appellen der Politiker – war eine eindringli­che Mahnung, sein politische­s Erbe zu bewahren und weiterzuen­twickeln. Die Hoffnung, dass diese Worte von allen EU-Politikern beherzigt werden, ist zwar gering. Doch der neue französisc­he Präsident Emmanuel Macron machte Mut, indem er Kohls Vermächtni­s auf den Punkt brachte: Es gibt keinen Anlass zur Resignatio­n.

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