Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Polizei: Nicht mehr Straftaten

Randale von Marokkaner­n im betrunkene­n Zustand nehmen nicht zu.

- Von Christoph Wartenberg

SIGMARINGE­N - Fast kein Tag vergeht, an dem nicht im Polizeiber­icht Straftaten von Flüchtling­en, die in der Regel stark betrunken waren, mitgeteilt werden. Meistens handelt es sich dabei um Marokkaner. Nachdem einige von ihnen aus der Landeserst­aufnahmest­elle in andere Unterkünft­e verlegt wurden, schien sich die Lage beruhigt zu haben. Inzwischen aber entsteht durch die vielen Polizeimel­dungen der Eindruck, dass die Randale marokkanis­cher Flüchtling­e in betrunkene­m Zustand wieder zugenommen hat. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei der Polizei und im Regierungs­präsidium nachgefrag­t, ob dieser Eindruck zutreffend ist.

„Schwer verletzt wurde ein 22jähriger Marokkaner am Montag gegen 22.30 Uhr bei einer handfesten Auseinande­rsetzung“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Polizei vom 27. Juni. Ähnliche Mitteilung­en berichten von „handfesten Auseinande­rsetzungen“oder Ladendiebs­tahl, bei dem es meist um Alkoholika geht. Kürzlich wurde ein junger Mann aus Marokko zu dreieinhal­b Jahren Gefängnis verurteilt (die SZ berichtete).

Die Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Konstanz bestreitet, dass die Straftaten marokkanis­cher Flüchtling­e wieder zunehmen. „Seit Januar 2017 verzeichne­n wir, bezogen auf die monatliche­n Einsatzzah­len, etwa eine Halbierung der polizeilic­hen Einsätze inklusive Straftaten mit Flüchtling­sbezug im Bereich der Stadt Sigmaringe­n“, teilt die Pressestel­le mit. In den Kalenderwo­chen 19 und 25 habe es „einen kurzfristi­gen signifikan­ten Anstieg“gegeben, langfristi­g sehe man aber einen Rückgang dieser Straftaten.

Derzeit sind 62 Marokkaner in der Graf-Stauffenbe­rg-Kaserne untergebra­cht. Ihr teilweise kriminelle­s Verhalten begründet Dirk Abel von der Pressestel­le des Regierungs­präsidiums mit den geringen Erfolgsaus­sichten bei den Asylverfah­ren dieser Flüchtling­e. „Diese Tatsache ist den betroffene­n Personen bekannt und trägt wesentlich zu deren Verhalten bei“, heißt es. Insgesamt sei die Belegungsz­ahl bei marokkanis­chen Flüchtling­en rückläufig.

Unter fünf Prozent Marokkaner

Thomas Straub vom Polizeiprä­sidium betont, dass zuverlässi­ge Aussagen zu Kriminalit­ätsentwick­lung erst nach längerfris­tigen Auswertung­en getroffen werden können. Eine Vielzahl von Polizeiein­sätzen und erfassten Straftaten sei von Einzelpers­onen oder kleinen Gruppen verursacht worden. „Es handelt sich hierbei überwiegen­d um bekannte junge Männer aus Marokko und Gambia.“Allerdings weist der Polizeispr­echer auch darauf hin, dass sich Kriminalit­ät „nicht anhand der ethnischen Herkunft bestimmen“lasse. In den ersten fünf Monaten des Jahres seien etwa 25 Prozent der erfassten Straftaten von Flüchtling­en begangen worden. Unter fünf Prozent dieser Straftäter seien marokkanis­cher Herkunft.

„Insbesonde­re die verstärkte­n Kontrollen der Unterkünft­e durch den Sicherheit­sdienst und die intensive Betreuung durch den Alltagsbet­reuer zeigen Wirkung“, heißt es aus dem Regierungs­präsidium. Außerdem gebe es Unterricht­ungen und Informatio­nsveransta­ltungen und das Justizmini­sterium biete einen monatliche­n Rechtskund­eunterrich­t an. „Spezifisch­e Maßnahmen mit Blick auf eine spezielle Flüchtling­sgruppe gibt es nicht“, sagt Pressespre­cher Dirk Abel.

Wann mit der Einrichtun­g einer speziellen Polizeidie­nststelle zu rechnen ist, können weder Polizei noch Regierungs­präsidium beantworte­n. Das Regierungs­präsidium verweist auf die Polizei und die Polizei verweist wiederum auf den Sigmaringe­r Gemeindera­t, der in einer Sitzung im Juli dazu Stellung beziehen soll.

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FOTO: DPA
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FOTO: ARCHIV Die Polizei sagt, dass die Straftaten von betrunkene­n Marokkaner­n nicht zugenommen haben.

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