Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
VfB Stuttgart setzt auf die Jugend
Der VfB Stuttgart hat seine Wunschspieler gefunden, pokert aber noch
STUTTGART (zak) - Mit viel Euphorie und unter großem Zuschauerzuspruch hat Aufsteiger VfB Stuttgart die Vorbereitung auf die kommende Saison in der Fußball-Bundesliga begonnen. Bereits vor dem Trainingsauftakt am späten Nachmittag, zu dem 4 000 Anhänger kamen, kündigte Sportvorstand Jan Schindelmeiser weitere Zugänge an. Jedoch betonte Schindelmeiser auch, dass er hierbei Wert auf die Verpflichtung „junger, entwicklungsfähiger Spieler“lege.
STUTTGART - Die gute Nachricht zuerst: Der VfB Stuttgart war im Urlaub, und alle, Spieler wie Betreuer, sind heil und unversehrt wieder zurück. Hannes Wolf war mit dem Schiff in Island, Schottland und Norwegen, bis in Spitzbergen, allerdings nicht mit Privatboot, sondern als normaler Passagier auf der AIDA: „Keine Angst, ich kenne meine Grenzen“, sagte der Trainer. Auch Jan Schindelmeiser war angeblich ein paar Tage mit seiner Frau in den Ferien, „doch irgendwann sagte sie: Das ist kein Urlaub, Du hast nur das Büro gewechselt.“So ist das als FußballManager: Wenn die anderen frei haben, beginnt für die Sportdirektoren die stressigste Zeit des Jahres. Auf einem Transfermarkt, der an eine Mischung aus türkischem Bazar und einer Luxusauktion bei Christie's erinnert, sollen sie die Hauptgewinne ziehen, und manchmal ist das zäh.
Als der Bundesligaaufsteiger am Montagabend im Robert-SchlienzStadion vor 4 000 Fans bei strahlendem Sonnenschein zum Auftakttraining lud, konnte Schindelmeiser nur zwei Neuzugänge präsentieren – Orel Mangala, 19, und Anastasios Donis, 20. Immerhin geben beide zu großen Hoffnungen Anlass. Mangala sei in Dortmund der dominierende Spieler der A-Junioren-Bundesliga gewesen, „er hat große Perspektiven, er ist der Herausforderer auf der 6 und auf der 8 und ich traue ihm zu, sich durchzusetzen“, sagte Wolf, der Mangala einst selbst trainierte. Donis wiederum gilt als Allzweckwaffe im Sturm: „Er ist ein extrem flexibler Spieler, variabel, ein anderer Typ wie die, die wir haben.“Zudem war der Grieche schon mit 15 ein Held, findet zumindest die „Bild“. Bei einem Einbruch in sein Elternhaus gelang es Donis damals, zu entwischen, die Polizei zu rufen und die Familie damit vor Schlimmerem zu bewahren.
Abwehrstärke, die der VfB auch dringend auf dem Feld gebrauchen könnte. „Wir werden in der Bundesliga weit mehr Druck auf unser Tor bekommen und sind auch unseren eigenen Spielern gegenüber verpflichtet, uns in der Defensive noch zu verstärken. Nur so werden wir unsere Ziele erreichen“, sagte Schindelmeiser. Allerdings könnte es mit den Neuzugängen – mutmaßlich ein Innenund Rechtsverteidiger sowie ein Stratege – noch ein wenig dauern. „Wir sind im Fahrplan. Wir suchen keine Spieler mehr, wir haben sie bereits gefunden. Es geht jetzt darum, ob die Transfers auch realisierbar sind. Preistreibereien wie in Köln, Wolfsburg oder Dortmund werden wir nicht mitmachen, wir sind dem VfB verpflichtet, die Spieler so günstig wie möglich zu holen.“
Wolf bleibt gelassen
Köln hat gerade für zehn Millionen Euro den Mainzer Stürmer Jhon Cordoba verpflichtet, Wolfsburg für 17 Millionen Berlins Abwehrspieler Anthony Brooks, der BVB für 20 Millionen Freiburgs Talent Maximilian Philipp. „Sie können selbst beurteilen, ob diese Preise angemessen sind“, sagt Schindelmeiser. Er findet: nicht. Also will der gebürtige Flensburger feilschen, pokern, den Preis drücken, „mit unserem Budget das Beste erreichen“, schwäbischer als ein Schwabe sein – und hat, falls einzelne Manöver schiefgehen, auch Alternativen auf dem Zettel. Theoretisch, sagt er, könnte es erneut so sein, dass er am letzten Tag der Transferperiode am 30. August drei neue Spieler präsentiert, der VfB hätte dann bereits drei Pflichtspiele hinter sich. „Aber wünschenswert ist das nicht.“Ob unter den Auserlesenen ein erfahrener Spieler dabei sei, ließ der Manager offen. „Wir hätten Platz für einen Routinier, der den anderen mit seiner Klasse hilft, sie führt, aber wir suchen nicht danach. Wir haben reife Spieler in der Mannschaft, sie kann auch so funktionieren.“
Jung, günstig und talentiert soll der neue VfB also sein, wie einst nach dem Wiederaufstieg 1977 und wie nach der Jahrtausendwende unter den jungen Wilden I und II, als die Tascis, Hlebs, Khediras, Gomez, Lahms und Rüdigers für Aufsehen sorgten. Egal wer komme – er freue sich auch auf die bisherigen Spieler, sagte Hannes Wolf. „Es ist schon cool, wen ich hier trainieren darf. Das ist auch das Schöne an diesem Beruf – immer im Jetzt zu sein, die Vergangenheit und Zukunft ausblenden zu können, mit dem zu arbeiten, was man hat.“Nervös vor seiner ersten Bundesligasaison sei er nicht („Sechs Wochen vor dem Start schon angespannt zu sein, wäre verrückt“), verändern wolle er sich auch nicht: „Ich werde so reden wie immer und der Trainer sein, der ich immer sein wollte. Ich werde versuchen, aus jedem Tag das Beste zu machen.“