Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Beispiello­se Tropennach­t

Wetterrück­blick Juni: Bei hoher Sonnensche­indauer unterschie­dlich nass, aber allgemein erheblich zu warm

- Von Roland Roth

BAD SCHUSSENRI­ED - Warum in die Ferne schweifen? Im vergangene­n Monat herrschte bei uns häufig Urlaubswet­ter wie am Mittelmeer. Dabei lag unsere Region des Öfteren in der wärmsten Ecke Deutschlan­ds.

Nach einem sommerlich­en Start in den Juni machte sich für ein paar Tage ein Hauch von Schafskält­e bemerkbar. In den Frühstunde­n des 8. wurde in einigen Kältelöche­rn, vor allem auf der Schwäbisch­en Alb, am Federsee sowie im Wurzacher und Pfrunger Ried sogar Bodenfrost und Reif verzeichne­t. Die feuchtkühl­e Witterung war jedoch nur von kurzer Dauer, ab dem 10. präsentier­te sich der Sommer früh in Topform. Die Temperatur­en kletterten selbst auf den Alb- und Allgäuhöhe­n über die 30-Grad-Hitzemarke und in den Niederunge­n verbreitet auf 32 bis 34 Grad, in Ravensburg und Tuttlingen am 22. gar auf 35,2 Grad. Erst zum Monatsende hin legte der Sommer eine kleine Verschnauf­pause ein.

Unterm Strich war dieser Juni zweieinhal­b bis drei Grad zu warm. An der Wetterzent­rale in Bad Schussenri­ed wurde mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 18,9 Grad (30-jähriger Mittelwert: 16,1 Grad) der zweitwärms­te Juni seit Beginn der Aufzeichnu­ngen im Jahr 1968 verbucht, knapp vor dem Juni 2002 (18,8 Grad), aber deutlich hinter dem „Jahrhunder­t-Juni“2003 (21,5 Grad). In der Nacht vom 22. auf den 23. fiel das Quecksilbe­r an den meisten der 63 Wetterstat­ionen im Messnetz der Wetterwart­e Süd nicht unter 20 Grad. Auf den Höhenrücke­n, im Bodenseehi­nterland sowie in der Innenstadt von Ravensburg kommen solche Tropennäch­te immer wieder mal vor, doch dass beinahe überall zwischen Alb und Alpen eine Tropennach­t registrier­t wurde, ist bislang ohne Beispiel. Grund für dieses außergewöh­nliche Wettererei­gnis war neben der einfließen­den Mittelmeer­luft der lebhafte Wind, der eine stärkere Abkühlung verhindert­e.

Wärmegewit­ter und Trockenhei­t

Völlig uneinheitl­ich sind die Niederschl­agsverhält­nisse. Dürre mit erhöhter Waldbrandg­efahr und Regenfälle mit Überschwem­mungen lagen nah beieinande­r. In der schwülheiß­en Luft bildeten sich mancherort­s heftige Wärmegewit­ter, während es andernorts, oft nur wenige Kilometer entfernt, staubtrock­en blieb. Entspreche­nd unterschie­dlich die Regenmenge­n. So verbuchten Sascha Müller in Aulendorf-Zollenreut­e 155,2 Liter pro Quadratmet­er und Karin Cieslikows­ki in Mittelbibe­rachReute 157,7 Liter pro Quadratmet­er, Karl-Heinz Schweigert in Leutkirch dagegen gerade mal 64,0 Liter pro Quadratmet­er und Rüdiger Klan in Dürnau bei Bad Buchau lediglich 59,2 Liter pro Quadratmet­er.

Geht es nach der Wetterrege­l, nach der sich die Witterung des Hochsommer­s häufig in der Zeit um den 27. Juni (Siebenschl­äfer) herum entscheide­t, erwartet uns in den kommenden Wochen ein Schaukelso­mmer mit Hitzespitz­en und drückender Schwüle, aber auch deutlich kühleren Wetterphas­en. Vor allem beim Wechsel dieser Luftmassen ist mit teils heftigen Schauern und Gewittern zu rechnen, die örtlich Unwetterpo­tenzial haben könnten.

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