Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Naturschutz 4.0
Vorfahrt für Tiere: Kaum will ein Großinvestor ein Parkhaus errichten, heißt es: Ätsch, der Feldhamster war schon vorher da! Was bleibt: Das Projekt wird abgeblasen und an dieser Stelle ein Naturschutzpark eröffnet – oder die Nager werden umgesiedelt. Siehe auch Stuttgart 21, da investiert die Deutsche Bahn Millionen, um Eidechsen eine neue Heimat zu ermöglichen. Und wer weiß, was sich während der Bauzeit noch an Gefieder und Gekrabbel entlang der Strecken findet. Auf der Baustelle des Berlin-Brandenburger-Flughafens wurden kürzlich sogar Pandabären gesichtet, die sich im Gestrüpp pudelwohl fühlten.
Eine neue Heimat finden nun auch rund 100 Frösche aus einem Teich aus Ruhstorf im Landkreis Passau – weil sie zu laut quakten. Anwohner hatte sich beschwert, können Frösche doch bis zu 80 Dezibel laut sein. Das entspricht etwa dem Lärm einer Hauptstraße. Nun schritt die Gemeinde ein und transportierte die Amphibien einige Kilometer weiter in ein Nassgebiet. Die Umsiedlung übernahm der Bund Naturschutz (BUND) – der sich damit ein neues Betätigungsfeld erschlossen hat. Sie werden morgens wach, weil die Vögel zu laut zwitschern? Die Naturschützer kommen bestimmt gerne angerückt, um das Federvieh in die Ferne zu verfrachten. Ihr Nachbar hört zu laut Helene Fischer? Der BUND findet sicher ein Biotop weitab der Zivilisation. Wie die Sache in Ruhstorf – der Name ist offenbar Programm – ausgeht, ist übrigens noch nicht klar, wie ein Naturschützer einräumen musste. Denn: „Frösche gehen immer dahin zurück, wo sie geboren wurden.“(dg)