Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Israel verurteilt Kulturerbetitel der Unesco für Hebron
JERUSALEM/KRAKAU (KNA) - Die Verleihung des Unesco-Kulturerbetitels für die Altstadt des palästinensischen Hebron hat in Israel heftige Reaktionen ausgelöst. Naftali Bennet, Bildungsminister und Vorsitzender des israelischen Komitees bei der Unesco, verurteilte die Entscheidung und warf der Organisation vor, sie ignoriere die jahrtausendealten jüdischen Verbindungen mit Hebron. Solange sich dies nicht ändere, werde Israel nicht mehr mit der Unesco zusammenarbeiten. Das Welterbekomitee der Unesco hatte am Freitag im polnischen Krakau der Aufnahme der Hebroner Altstadt in die Liste des Weltkulturerbes zugestimmt. Sie entsprach damit einem Antrag der palästinensischen Autonomieregierung.
Israels Verteidigungsminister Avigdor Liebermann bezeichnete die Unesco und ihre Entscheidung laut Zeitung als „antisemitisch“und „skandalös“. Er hoffe, dass es gelinge, die Unesco „dank der Hilfe unseres großen Freundes, den Vereinigten Staaten“, finanziell auszutrocknen. Bis zuletzt hatten auch die USA diplomatischen Druck auf die UN-Organisation ausgeübt, um die Entscheidung zu verhindern.
In Hebron im Westjordanland liegen nach der Überlieferung die von Juden, Christen und Muslimen verehrten „Patriarchengräber“Abrahams, Isaaks und Jakobs sowie ihrer Ehefrauen Sara, Rebekka und Lea. Die Unesco argumentierte, insbesondere die in der Mamluken-Zeit zwischen 1250 und 1517 entstandenen Bauten sollen so geschützt werden. Außerdem anerkannte die Unesco den Vorwurf der Palästinenser, der Erhalt der Altstadt sei wegen der israelischen Besatzung gefährdet. Daraus folgt, dass sich das Komitee jedes Jahr mit dem Zustand des Ortes befassen muss.