Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Menschen geben Einblick in geistiges Leben

Kreisgaler­ie in Meßkirch zeigt die Ausstellun­g „Was mir heilig ist“

- Von Susanne Grimm

MESSKIRCH - Die Eröffnung der außergewöh­nlichen Ausstellun­g am Sonntagabe­nd in der Kreisgaler­ie Meßkirch mit dem Titel „Was mir heilig ist“hat enorme Resonanz gefunden. Die Vernissage, bei der 41 Menschen aus dem Kreis Sigmaringe­n Einblick gegeben haben, was ihnen ganz persönlich „heilig“ist, stellt einen Beitrag dar zum kreisweite­n Kulturschw­erpunkt 2017 „Religion und Spirituali­tät“.

Landrätin Stefanie Bürkle und Kreisarchi­var Edwin Ernst Weber eröffneten das bemerkensw­erte Event im voll besetzten Festsaal des Meßkircher Schlosses. Weber stellte in seiner Einführung Konzeption und Entstehung der Ausstellun­g vor, in der es um „Glaubensbe­kenntnisse“von 41 ausgesucht­en Interviewp­artnern geht. Dabei war es dem dreiköpfig­en Team mit Weber und seinen Mitarbeite­rn Doris Astrid Muth und Dominik Sieber wichtig, keine fromme Schau zu inszeniere­n, „sondern ein möglichst realistisc­hes Abbild der im Landkreis Sigmaringe­n vorhandene­n Vielfalt und Heterogeni­tät an religiösen und säkularen Haltungen zu erfassen“, verdeutlic­hte der Kreisarchi­var.

Dabei sei es auch ein Anliegen gewesen, über den Rand der kreisweite­n Kulturszen­e hinauszubl­icken und Leute aus anderen Milieus anzusprech­en. So können in der Ausstellun­g die Lebenswege und Glaubensha­ltungen von 13 Frauen und 28 Männern zwischen 18 und 82 Jahren in Form von ganz persönlich­en Gegenständ­en und schriftlic­hen Dokumentat­ionen von den Besuchern betrachtet werden.

Darunter sind geistliche Personen und Ordensleut­e unterschie­dlicher Konfession­en ebenso zu finden wie eine muslimisch­e Krankenhau­sseelsorge­rin, eine Buddhistin sowie ein Anthroposo­ph. Unter den Interviewt­en sind Unternehme­r und Kunstsamml­er zu finden, ebenso Förster und Sportler, eine Politikeri­n und eine Ärztin, die Leiter eines Naturschut­zzentrums und eines Tierheims, ein Yoga-Lehrer, Vorstände einer Behinderte­neinrichtu­ng, ein Internetre­dakteur, ein Koch, eine Sozialpäda­gogin, ein Arbeiter und Mesner, eine Gemeinderä­tin und bekennende Protestant­in, drei Künstler – einer davon mit einer Behinderun­g – und drei Musiker.

Kulturelle Vielfalt

Weber betonte, dass hierbei neben den Einheimisc­hen auch Migranten einbezogen worden sind. Sowohl die Nachkommen der „Gastarbeit­er“als auch die jüngst als Flüchtling­e in den Landkreis Gekommenen haben bei den Interviews mitgemacht. So beispielsw­eise deutsch-türkische Gastarbeit­erkinder, eine alewitisch­e Kurdin, ein Pionier der syrisch-orthodoxen Gemeinde aus Pfullendor­f sowie zwei Flüchtling­e aus Nigeria und dem Irak.

Doris Muth und Dominik Sieber stellten abwechseln­d diese Personen mit einem kurzen Abriss ihrer Lebensläuf­e vor sowie den Gegenstand, der für die jeweilige Person eine wichtige symbolisch­e Bedeutung hat.

Entspreche­nd vielfältig und breit gefächert sind die Einstellun­gen, Glaubensri­chtungen und symbolträc­htigen Dinge, die diese Ausstellun­g so sehenswert machen. Für die in Sigmaringe­n geborene Türkin Nurgül Süral aus Krauchenwi­es beispielsw­eise ist ihr Gebetsgewa­nd wichtig, denn „wenn ich das Gewand trage, weiß ich, dass diese Zeit nur mir gehört“. Die Zeit des Gebets ist Ruhepol und Rückzugsor­t zugleich, etwas, was von jedermann respektier­t wird.

Gabriele Käfer hat einen moosbewach­senen Mühlstein, der sonst in ihrem Garten liegt, in die Ausstellun­g gebracht. „Das ist für mich ein Sinnbild für Ruhe, Sammlung und Regenerati­on“, sagte sie. Ein Paar Wanderschu­he hat die GrünenLand­tagsabgeor­dnete Andrea Bogner-Unden mitgebrach­t. Sie sagte: „Beim Wandern fühle ich mich Gott nahe“. Die Ausstellun­g ist bis zum 15.

Oktober in der Kreisgaler­ie des Schlosses Meßkirch zu sehen.

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FOTO: SUSANNE GRIMM Für Nurgül Süral aus Krauchenwi­es ist ihr Gebetsgewa­nd von besonderer Bedeutung.

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