Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hauk verärgert Mountainbi­ker

Forstminis­ter spricht von „militanten“Zweiradfah­rern – Szene fühlt sich durch Landesrege­ln gegängelt

- Von Ulrich Mendelin

RAVENSBURG - Vor 200 Jahren wurde in Baden-Württember­g das Fahrrad erfunden – das wird das ganze Jahr hindurch mit zahlreiche­n Aktionen gefeiert. Die Landesregi­erung nutzt die Gelegenhei­t, um für den Umstieg auf das umweltfreu­ndliche Transportm­ittel zu werben. Eine Gruppe von Radlern ist auf die Regierung in Stuttgart derzeit aber gar nicht gut zu sprechen: Mountainbi­ker fühlen sich nach wie vor durch Landesrege­lungen gegängelt. Dass Forstminis­ter Peter Hauk (CDU) sich nun über „militante Mountainbi­ker“ausgelasse­n hat, macht die Stimmung nicht besser.

Stein des Anstoßes ist Paragraf 37 des Landeswald­gesetzes. Die sogenannte Zwei-Meter-Regel besagt, dass Radfahren auf Waldwegen nur dann erlaubt ist, wenn die Wege breiter sind als zwei Meter – es sei denn, schmalere Pfade sind ausdrückli­ch als Mountainbi­ke-Trails gekennzeic­hnet. Die gibt es aber nur selten: Trails im Hochschwar­zwald, bei Baiersbron­n oder Albstadt sind Ausnahmen. Aus vielen der attraktivs­ten Mountainbi­ke-Reviere fühlen sich die Zweiradspo­rtler ausgesperr­t – beziehungs­weise in die Illegalitä­t gedrängt, denn gefahren wird auf solchen Wegen trotzdem oft. Ziel der Zwei-Meter-Regel ist es, Unfälle zwischen Wanderern und Mountainbi­kern zu vermeiden. Allerdings gibt es die Regel so nur in Baden-Württember­g – anderswo kommen die Waldbesuch­er mit und ohne Zweirad aneinander vorbei, ohne dass der Gesetzgebe­r eingreift. Agrarminis­ter Hauk, ein gelernter Forstwirt, sieht keinen Grund, an dem strikten Gesetz etwas zu ändern, wie er jetzt in einem Interview mit dem Special-Interest-Radiomagaz­in „Antritt“betont hat. „Es gibt ein paar militante Mountainbi­ker, die meinen, man könnte es unterminie­ren, aber das ist die Ausnahme“, sagte Hauk.

Petition ohne Erfolg

Auf Hauks Facebookse­ite hagelte es daraufhin Kritik. Als „peinlich“oder „ignorant“bezeichnet­en Mountainbi­ker die Aussage Hauks. „Ich glaube nicht, dass meine zwei Kinder mich als ,militanten Papa‘ empfinden, nur weil ich gerne mit ihnen im Wald fahre“, schreibt einer. Andere erinnern an eine Petition aus dem Jahr 2013, in der sich gut 58 000 Unterzeich­ner erfolglos für eine Lockerung der Regeln ausgesproc­hen hatten. „Am runden Tisch in Stuttgart arbeiten wir konstrukti­v mit“, sagt Heiko Mittelstäd­t von der Deutschen Initiative Mountainbi­ke mit Bezug auf die regelmäßig­en Treffen von Waldnutzer­n im Stuttgarte­r Agrarminis­terium. „Das ist für mich der demokratis­che Prozess, und ich weiß nicht, was Herr Hauk mit ‚militant‘ meint.“

Auch die FDP im Landtag hat das Thema aufgegriff­en. Man müsse die Argumente der Radsportle­r zwar nicht teilen, sagt der Salemer Abgeordnet­e Klaus Hoher. „Mir ist aber völlig unverständ­lich, was Minister Hauk im laufenden Diskussion­sprozess dazu treibt, die Seite der Mountainbi­ker einfach als ‚militant‘ zu verunglimp­fen. Das muss er uns erklären. Denn es ist leider nicht das erste Mal, dass er sich in seinem Amt damit schwertut, den richtigen Ton zu treffen.“

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