Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Weltbürgerin am Rhein
Geheimnisvolle Orte. Der Kölner Dom (Mo., ARD, 23.45 Uhr)
- Auch die Münster in Ulm und Freiburg haben ihre Geschichte. Aber in dieser Reihe „Geheimnisvolle Orte“geht es um den Kölner Dom. Gegenüber den beiden anderen gotischen Kathedralen kann er gleich mit einem profanen Alleinstellungsmerkmal auftrumpfen: In seiner direkten Nachbarschaft wurde der Hauptbahnhof gebaut. „Das wollten die Preußen so“, heißt es in dem Film von Luzia Schmid und Rüdiger Heimlich. Tradition und Moderne sollten hier eindrucksvoll nebeneinanderstehen und den Aufbau der deutschen Nation symbolisieren. Die Preußen waren es, die nach 300 Jahren Stillstand die mittelalterliche Kirche am Rhein vollendeten. Dabei schufen sie auch die Domplatte, Treffpunkt von Menschen aus aller Welt. Das kann allerdings schiefgehen, wie die Ausschreitungen an Silvester 2015 zeigten. Darüber schweigt sich der Bericht zwar aus, aber man sieht Bilder, wie Fußballfans eine Messe im Dom feiern oder die Femen-Aktivistin Witt 2013 barbusig beim Weihnachtsgottesdienst zum Altar eilt.
Täglich finden 20 000 den Weg in diese Kirche. Wenn jeder einen Euro hinterließe, wären die Unkosten für einen Tag gedeckt. Denn der Dom kostet richtig Geld. Da stellt sich schon die Frage, wem er eigentlich gehört. „Diese Kirche ist eine Weltbürgerin. Sie gehört allen“, sagt Domführerin Angela Schlösser. Schön, aber wenig konkret.